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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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uns die Arbeit künftig erleichtern, wenn –»
    Stefan stürzte zur Tür herein, ein Blatt Papier über dem Kopf schwenkend. «Diese Mail ist vor einer Stunde gekommen, und du hattest recht», rief er und drückte Beatrice den Ausdruck in die Hand.
    Das Nokia N 8 mit der International Mobile Subscriber Identity, die sie gestern recherchiert hatte, war auf Nora Papenberg angemeldet.
    «Ich wusste es!», flüsterte Beatrice. «Er hat ihr Telefon und schickt uns damit Nachrichten.»
    «Dir», korrigierte Florin. «Finde ich übrigens nach wie vor beunruhigend.»
    «Und ich halte es nach wie vor für unwahrscheinlich, dass er mir etwas antun will», antwortete sie mit einer Überzeugung, die sie nur zur Hälfte empfand. «Es geht ihm darum, uns seine Überlegenheit zu demonstrieren.»
    Dennoch würde sie ihre Tür heute Abend wieder doppelt versperren und alle Fenster schließen.
    Florin nickte ohne rechte Überzeugung. «Es ist höchste Zeit, dass wir einen forensischen Psychologen hinzuziehen. Vielleicht liest er aus den Nachrichten mehr heraus als wir. Ich will nicht das Risiko eingehen, dass wir uns irren. Oder etwas übersehen.»
     
    Der Mittag ging in den Nachmittag über, und die Sonne ließ das Streifenmuster, das sie durch die Jalousien auf Beatrices Schreibtisch warf, von links nach rechts wandern. Gegen halb zwei traf eine Mail des Netzproviders ein, im Anhang war ein PDF , das die Verbindungen auflistete, die der Owner mit der Prepaid-Karte eingegangen war.
    Die Ausbeute war spärlich, nur eine Nummer tauchte auf: Beatrices eigene. Er hatte ihr die beiden SMS geschickt, hatte sich dafür aber jeweils nur knappe zwei Minuten lang ins Netz eingebucht, einmal in Hallein und das zweite Mal direkt in Salzburg, Stadtteil Aigen. Ansonsten war das Handy die ganze Zeit über offline gewesen.
    «Er weiß, was er tut», murmelte Beatrice vor sich hin. «Er hat bis jetzt noch keinen Fehler gemacht, den wir verwerten können.» Die vertrauten Zahlen ihrer eigenen Handynummer auf dem Papierausdruck irritierten sie jedes Mal, wenn ihr Blick darauf fiel.
    «Sind wir uns einig, dass die SMS und der Zettel von ihm kommen? Von Nora Papenbergs Mörder?»
    Ein paar Sekunden lang betrachtete Florin nachdenklich die vor ihm liegenden Berichte, dann nickte er. «Ja. Anders ergibt es keinen Sinn.»
    Eine halbe Stunde später scheuchte Beatrice ihn vom Schreibtisch fort. «Du solltest heute gar nicht da sein, du hast Besuch.»
    Sie hörte sich an wie ihre eigene Großmutter, aber Florins Lächeln war dankbar, nicht spöttisch.
    «In Ordnung. Das gilt dann allerdings auch für dich. Feierabend, Frau Kollegin.»
    «Bald.» Sie sortierte die Papiere auf dem Schreibtisch neu. «Eine halbe Stunde noch.»
    Sie sah seinen Blick. «Ich habe kinderfreies Wochenende, lass es mich nutzen, okay?»
    Aus der halben Stunde wurden zwei, doch danach ging nichts mehr, keiner von Beatrices Gedanken fand einen Anknüpfungspunkt, der hielt. Frustriert schleuderte sie den Kugelschreiber auf den Tisch.
     
    Sie atmete tief durch, fuhr den Computer herunter, informierte Stefan, dass sie für heute Schluss machen würde, nahm mit schlechtem Gewissen zur Kenntnis, dass er weiterarbeitete, und trat dann in die Sonne hinaus.
    So warm war es lange nicht mehr gewesen. Beatrice holte ihre Sonnenbrille und den Autoschlüssel aus der Handtasche, wobei fast das Handy herausfiel.
    Mit einem Mal war der Gedanke, nach Hause zu fahren, eine DVD in den Player zu werfen und die Füße hochzulegen, gar nicht mehr so verlockend wie noch vor fünf Minuten.
    «Wie wär’s mal mit ein bisschen leben?», fragte sie sich selbst und ging die Kontaktliste des Telefons durch. Ein Kaffee in der Stadt, eine Stunde plaudern mit einer Freundin … Lisa oder Kathrin?
    Quatsch. Die beiden hatten Familien, Kinder plus jeweils einen Mann, da gab es am Samstag keine spontanen Aktionen. Eventuell Gina, kinderlos und frisch geschieden? Ohne weiter zu grübeln, drückte Beatrice auf die Wählen-Taste.
    Nach dreimaligem Läuten war Gina dran. «Hallo?»
    «Hi, ich bin’s. Bea. Hast du zufällig Zeit und Lust auf einen Kaffee im Bazar? In einer halben Stunde?»
    «Wie? Oh, tut mir leid, ich bin gerade in Rom, hier hat es ein Wetter, das glaubst du nicht! Nächste Woche, okay? Ich bring dir eine Flasche Grappa mit.»
    Beatrice schluckte ihre Enttäuschung hinunter. Sie war ja selbst schuld, sie hatte die Freundschaft schleifenlassen, auf Mails nicht reagiert, Einladungen nicht

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