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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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hatte das Telefon noch in der Hand, als es plötzlich klingelte, und ließ es vor Schreck fast fallen. Florin.
    «Gibt es etwas Neues? Wie war der Nachmittag?»
    «Wir waren bei der Agentur. Und – wie es aussieht, hat sich der Owner bei mir gemeldet. Dreimal.»
    «Was?»
    Sie schilderte ihm die Ereignisse der vergangenen Stunden.
    «Ich komme morgen ins Büro», erklärte er.
    «Nein, genieß du deine Zeit mit Anneke. Stefan und ich haben das im Griff. Wir nehmen uns ein paar der Chorsänger vor, und wenn wir keinen Erfolg haben, sind am Sonntag die nächsten dran.»
    Sie hörte ihn seufzen. «Ihr macht mir ein schlechtes Gewissen. Und, Bea, dass er dir anonyme SMS schickt, finde ich bedenklich. Bist du allein in der Wohnung?»
    Das schleichende Unbehagen von vorhin kehrte zurück. «Ja, aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er mir einen Besuch abstatten will. Das ist Quatsch, Florin.» Gut. Sie hatte sich selbst überzeugt.
    «Darauf würde ich mich nicht verlassen. Wir wissen noch nicht, wie er tickt. Sei vorsichtig, ja?»
    «Aber klar.» Ihr Nicken spiegelte sich in der Balkontür, und sie zog die Gardine vor. «Wie war dein Abend? Hat das Carpaccio eingeschlagen?»
    «Erbärmliches Ablenkungsmanöver.» Sie konnte an seiner Stimme hören, dass er lächelte. «Bist du sicher wegen morgen? Wenigstens für eine oder zwei Stunden könnte ich doch ins Büro kommen.»
    «Musst du nicht. Wirklich. Du hältst mir so oft den Rücken frei, wenn ich wegen der Kinder wegmuss, da ist es das Mindeste, dass ich mich mal revanchiere. Grüße an Anneke unbekannterweise.»
    «Richte ich aus. Schönen Abend, Bea. Und denk dran –»
    «Dir auch. Euch, meine ich.»
    Sie ließ sich im Sofa zurückfallen und schloss die Augen.
    Schuberts Messe in As-Dur.
    Ein Muttermal auf dem Handrücken, auffällig.
    Wieso ausgerechnet diese Hinweise?
    Sie erinnerten Beatrice an schlechte Zeugenaussagen. Manchmal blieben den Leuten die merkwürdigsten Dinge in Erinnerung, während sie die wirklich wichtigen vergessen hatten.
    Sie klappte ihr Notebook zu und ging zu Bett, weniger aus Müdigkeit, sondern weil sie wusste, dass sie den Schlaf brauchte, um morgen funktionieren zu können. Die Telefone würde sie diesmal nicht abschalten, sie wollte erreichbar sein, falls etwas mit den Kindern war. Wenn nicht, würde Achim sie vermutlich in Ruhe lassen.
    Blieb nur zu hoffen, dass auch der Owner Feierabend machte.
     
    «Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen, und ich denke nicht daran, Sie meine Hände untersuchen zu lassen.» Der pummelige, erboste Mann im Morgenmantel, der ihnen geöffnet hatte, war heute schon der dritte Christoph, den sie aufsuchten, und mit Abstand der am wenigsten kooperative. «Zeigen Sie mir noch einmal Ihren Ausweis», verlangte er, wobei er Beatrice unverschämt von oben bis unten musterte. Der Pummelige hatte Glück, sie war ausgeruht, hatte die Nacht durchgeschlafen wie narkotisiert. Kein Anruf, keine SMS hatte sie aus dem Schlaf geschreckt.
    «Wir ermitteln in einem Mordfall», erklärte sie. «Wenn Sie die Sache nicht schnell hinter sich bringen wollen, können wir Sie auch gerne vorladen.»
    Der Mann gab vor, den Ausweis genau zu studieren, und streckte dann seine Hände aus. «Wenn das Versteckte Kamera ist, kriegen Sie echt Schwierigkeiten», motzte er.
    «Keine Sorge.» Sie griff seine Hände etwas fester als nötig, was er mit einem unwilligen Laut quittierte, und drehte sie mit den Handrücken nach oben. Nichts.
    Andere Seite? Ebenfalls kein Treffer, obwohl sie die Ärmel seines Morgenmantels ein Stück hochschob.
    «Danke, wir sind fertig. Einen schönen Tag noch.»
    Das war dem Dicken offenbar auch nicht recht. «Wollen Sie mir nicht wenigstens verraten, um welchen Mordfall es geht?»
    «Tut mir leid, nein. Auf Wiedersehen.»
    Der nächste Mann auf ihrer Liste war nicht zu Hause, und der darauffolgende hatte ebenfalls keinerlei auffällige Muttermale zu bieten. Frustriert schweigend kehrten Beatrice und Stefan in die Polizeizentrale zurück, wortlos verschwand jeder in seinem Büro. Wider Erwarten sah Beatrice beim Eintreten Florin an seinem Schreibtisch sitzen.
    «Nur zwei Stunden», erklärte er. «Ich habe gestern Abend noch entdeckt, dass man auf Google Maps Koordinaten eingeben kann und das Programm dann den Ort auf der Karte anzeigt. Sieh mal» – er drehte seinen Bildschirm ein Stück zu ihr –, «das hier ist die Stelle, an der wir die Hand gefunden haben. Ziemlich genau. Das sollte

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