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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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schnelle Nachricht an ihren Mann, dass sie sich verspäten würde.
    Ein Treffen, von dem er nichts wissen sollte? Oder war sie im Gegenteil aufgebrochen, um rasch nach Hause zu kommen, ihren sicheren Hafen zu erreichen? Und war abgefangen worden?
    Beatrice hatte ihr Sushi aufgegessen, ohne viel davon geschmeckt zu haben. Sie warf die Verpackung in den Küchenmülleimer und ließ gerade den Deckel zuklappen, als sie vom Balkon her ihr Handy klingeln hörte.
Message in a bottle
. Eine eingehende SMS .
    Beatrices Puls beschleunigte sich. Ruhig. Möglicherweise war es Florin, der schickte gelegentlich Nachrichten übers Handy.
    Sie wischte sich die Hände an ihrer Jogginghose ab und ging zurück auf den Balkon. Mama konnte es ebenso gut sein, oder Richard.
    Doch ein Tastendruck genügte, um die Dinge klarzustellen. Die Absendernummer war die gleiche wie heute Mittag. Mit einem Gefühl, als schlösse sich etwas um ihren Hals, sank Beatrice auf den Klappstuhl.
    Kalt, ganz kalt
. Die Nachricht bestand nur aus diesen drei Worten, ohne Erklärung, ohne weiteren Kommentar.
    Beatrice sah das Foto vor sich, auf dem Nora Papenberg ihr Handy ans Ohr drückte und sich eine Hand vor den Mund hielt.
Er hat mir die
SMS
von genau diesem Handy geschickt. Nokia N
8
, ein Geschenk ihres Mannes
.
    Plötzlich fühlte Beatrice sich beobachtet. Sie sprang auf und steuerte auf die Wohnungstür zu, überprüfte, ob sie wirklich gut abgesperrt war. Zog die Vorhänge zu. Lief zurück auf den Balkon und spähte in den Hof hinunter, aber niemand erwiderte ihren Blick.
    Kalt, ganz kalt
. Die erste Assoziation, die Beatrice durch den Kopf geschossen war, hatte mit der Haut von Leichen zu tun gehabt, doch je länger sie die Worte in Gedanken hin und her wendete, desto sicherer war sie, dass der Nachrichtenschreiber das nicht gemeint hatte.
    Sie erinnerte sich an Jakobs letzte Geburtstagsfeier, zu der sie all die Partyspiele aus ihrer eigenen Kindheit wiederbelebt hatte. Topfschlagen.
Hier ist es kalt, ganz kalt, jetzt wird es wärmer, noch wärmer, wieder kälter, gut, wärmer, wärmer, heiß!
    Wollte der Owner ihr mitteilen, dass sie sich in die falsche Richtung bewegten?
    Sie widerstand der Versuchung, die Nachricht zu löschen, und rief stattdessen bei Achim an. Etwas in ihr war erleichtert darüber, dass die Kinder nicht bei ihr waren, aber sie musste ihre Stimmen hören und sichergehen, dass …
    «Du? Was willst du?» Achims Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Da war sie wieder, die triefende Verachtung.
    «Hallo. Gib mir bitte Mina oder Jakob.»
    «Die sind beschäftigt.»
    Betteln würde sie nicht. «Nur ganz kurz.»
    Er seufzte, schicksalsergeben. «Meinetwegen. Aber es wäre besser, du würdest dich mehr um sie kümmern, wenn sie bei dir sind, und uns in der wenigen Zeit, die wir miteinander haben, in Frieden lassen.»
    Sie fixierte den roten Pflanzentopf in der Ecke des Balkons, in dem eine kleine Konifere ihr tristes Dasein fristete. Nichts von dem, was sie Achim jetzt an den Kopf werfen wollte, würde die Situation verbessern.
    Er seufzte erneut. «Mina, Jakob, habt ihr Lust, mit eurer Mutter zu sprechen?»
    «Später», tönte Mina, aber Jakobs
Ja
schallte lautstark durch die Leitung.
    Laufschritte, Rumoren. «Hallo, Mama!»
    «Hallo, mein Schatz. Geht es dir gut?»
    «Ja! Papa hat wirklich eine Katze für uns gekauft! Mina will, dass sie Meili heißt, aber das ist ein voll blöder Name! Können wir sie Kleo nennen? So wie die Katze vom Tobias? Das find ich viel schöner, aber Mina sagt, es klingt wie Klo …»
    Beatrice ließ ihn reden und spürte der Erleichterung nach, die sie durchströmte. Natürlich ging es den Kindern gut, was hatte sie denn erwartet? Selbst wenn der Owner ihre Handynummer hatte, war keine der beiden Nachrichten persönlich gewesen, niemand bedrohte sie. Die Nachrichten waren ein Glücksfall, keine Gefahr. Trotzdem fühlte sie sich wohler, nachdem sie vom Balkon ins Wohnzimmer gegangen und die Glastür hinter sich geschlossen hatte.
    Sie ließ Jakob zu seiner namenlosen Katze zurückkehren, legte auf und rief noch einmal die SMS auf. Starrte die Nummer an und drückte dann langsam die grüne Taste. Kaum stand die Verbindung, setzte eine Tonbandstimme ein.
Der gewünschte Teilnehmer ist derzeit leider nicht erreichbar, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut
.
    Er hatte keine Mailbox aktiviert, er gab Beatrice keine Chance, ihm die Dinge zu sagen, die aus ihr herauswollten. Besser so.
    Sie

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