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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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angenommen.
    Immer noch Angst, hm? Bea, du Feigling.
    Das Handy wanderte zurück in die Tasche, sie schloss ihr Auto auf – kein Zettel unter dem Scheibenwischer – und ließ die Fenster hinabgleiten.
    Sie konnte genauso gut allein Kaffee trinken gehen, eine Illustrierte kaufen, sich von der Frühlingssonne bescheinen lassen.
    Durch den staufreien Samstagnachmittagsverkehr fuhr sie Richtung Altstadt, überquerte die Salzach auf der Staatsbrücke und fand einen Parkplatz am Rudolfskai.
    Eis essen, ja, das würde sie machen.
    Ein paar Quergassen weiter gab es ein phantastisches Eiscafé, der Weg dorthin führte an Galerien und Boutiquen vorbei. Beatrice betrachtete interessiert die Schaufenster, aber ohne jedes Kaufbedürfnis. Anlässe, zu denen man so etwas tragen konnte, kamen in ihrem Leben nicht vor. Sie wich Touristengruppen aus und stellte sich schließlich in die Schlange vor dem Eisladen.
    Erdnuss, Karamell und Kürbiskrokant in einer Riesentüte mit Schokoüberzug. Perfekte Frustrationskompensation.
    Sie genoss die Geschmacksexplosion in ihrem Mund und ließ zu, dass sich das erste echte Lächeln dieses Tages auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    Es hielt keine fünf Minuten. Auf dem Weg zum Domplatz, wo sie ein gleichzeitig freies und sonniges Bänkchen zu finden hoffte, entdeckte sie Florin. Sie sah ihn nur von hinten, doch es gab keinen Zweifel, er war es. Sein Arm lag um die Taille einer großen, schlanken Frau mit blondem, schulterlangem Haar. Im Gehen beugte er sich zu ihr und sagte etwas, woraufhin sie auflachte. Ein Lachen, das rauer war als das, das Beatrice der Anneke ihrer Vorstellung verpasst hatte.
    Die beiden überquerten den Residenzplatz und bogen in die Goldgasse ein. In der Menge sah Beatrice immer wieder Annekes helles Haar aufleuchten. Sie folgte ihnen, ohne groß darüber nachzudenken, achtete aber darauf, nicht zu nahe heranzukommen. Ihr Eis hatte sie völlig vergessen, sie erinnerte sich erst daran, als es ihr klebrig über die Finger tropfte.
    «Scheiße.» Sie warf die Tüte in den nächsten Mülleimer und versuchte, aus ihrer Handtasche ein Papiertaschentuch zu ziehen, ohne dabei alles schmutzig zu machen. Vor ihr bogen Florin und Anneke nach rechts ab. Sie waren also auf dem Weg zur Getreidegasse, Beatrice beobachtete, wie Anneke einem Straßenkünstler Geld in seine Schale legte, wie sie gemeinsam mit Florin vor einem Schaufenster mit Schuhen stehen blieb, wie er ihr das Haar hinters Ohr strich und …
    War sie eigentlich übergeschnappt? Was tat sie hier? Stalkte sie allen Ernstes ihren Kollegen?
    Ohne eine Sekunde zu zögern, machte sie auf dem Absatz kehrt und lief die Getreidegasse in entgegengesetzter Richtung zurück, nur schnell, bevor Florin sie noch entdeckte.
    Wieso, Beatrice?
, fragte sie sich selbst.
Was ist es? Warum macht dich der Anblick von zwei glücklich verliebten Menschen so fertig?
    Sie konnte sich keine Antwort darauf geben. Neid war es nicht, oder jedenfalls kaum; sie gönnte den beiden jede glückliche Minute. Sehnsucht … das traf es schon eher. Aber davon durfte sie sich nicht derartig aus der Fassung bringen lassen.
    Sie ging mit hastigen Schritten zu ihrem Auto zurück und fuhr auf dem schnellsten Weg nach Hause. In ihrem Bücherregal fand sie einen historischen Roman, den sie vor zwei Jahren gekauft hatte, ohne ihn seitdem auch nur aufgeschlagen zu haben. Sie nahm ihn mit aufs Sofa, ihn und ein Glas Chardonnay. Der Schlaf folgte ihr mit unhörbaren Schritten, schon eine Stunde später hatte er ihr das Buch auf die Brust gelegt und die Augen zugedrückt.
     
    Am nächsten Tag, kurz nach elf Uhr, stießen Beatrice und Stefan bei ihrer Suche auf Christoph Beil, einen kräftigen Mann Mitte vierzig, der mit seinem Chor in der Basilika Maria Plain Beethovens Messe in C-Dur sang. Das Muttermal auf seiner Hand entdeckten sie allerdings erst auf den zweiten Blick – genauer gesagt fanden sie lediglich eine Narbe davon.
    «Es stimmt, ich hatte hier etwas, einen Naevus, wie die Ärzte es genannt haben. Wirklich dunkel und hässlich, ich bin heilfroh, dass meine Frau mich überredet hat, ihn entfernen zu lassen.»
    Von dem Mal war nur noch ein ungleichmäßiger, violetter Fleck zurückgeblieben. «Wie lange ist das her?», wollte Beatrice wissen.
    «Zweieinhalb Jahre, in etwa», erklärte der Mann. Es war eine vorsichtige Antwort, ihm war sichtlich nicht wohl bei dem Gespräch, von dem er nicht wusste, worauf es hinauslaufen sollte.
    Beatrice wechselte einen

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