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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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liegt.»
    Ein transparenter Würfel, ein Aufkleber, der ins Sammelalbum der letzten Fußball-Weltmeisterschaft gehörte, eine Glasmurmel, ein kaputtes Matchbox-Auto.
    «Das sind die Trades», erklärte Stefan. «Normale Trades. Du kannst dir etwas davon nehmen und etwas anderes zurücklassen. Willst du?»
    Obwohl sie nicht hätte erklären können, wieso, wollte sie tatsächlich. In ihrer Jackentasche fand sie neben einem Gummiring und einem Papiertaschentuch ein winziges metallenes Herz, das Teil eines Schlüsselanhängers gewesen war. Das tauschte sie gegen die Glasmurmel ein.
    «Okay. Jetzt alles wieder ordentlich verschließen und exakt dort verstecken, wo du es gefunden hast.»
    Sie hatte sich die Stelle hinter dem Felsvorsprung gemerkt und legte die Box dorthin zurück, dann machten sie sich ans beschwerliche Hinauskriechen.
    «Okay, ich muss mich umziehen gehen», stellte Beatrice fest. «Danke, Stefan, das war lehrreich. Ich verstehe jetzt, was den Leuten daran gefällt.»
    «Ja, nicht?» Er strahlte. «Der letzte Akt folgt am Computer. Komm.»
    Sie loggten den Cache als gefunden, was sowohl auf der Karte als auch auf der Seite mit der Cache-Beschreibung das Auftauchen eines gelben Smileys zur Folge hatte.
    Hat mir viel Spaß gemacht,
TFTC
, schrieb Beatrice als Kommentar auf die Seite. Das Kürzel ging ihr mittlerweile fast selbstverständlich von der Hand.
    Auf dem Weg nach Hause überlegte sie, ob sie sich nicht auch ein GPS -Gerät zulegen sollte, vielleicht war diese Art der Schatzsuche etwas, das sowohl Mina als auch Jakob Spaß machen würde. Doch bei dem Gedanken an den allerersten Cache ihres Lebens verwarf sie die Idee. Selbst vorhin, in Stefans Gesellschaft, hatte sie beim Öffnen der Dose ein mulmiges Gefühl gehabt. Sie wusste nicht, ob sie jemals wieder eine Frischhaltebox ansehen konnte, ohne an abgesägte Hände zu denken.
     
    Sie trafen sich kurz vor vier Uhr vor dem Büro und setzten sich dann gemeinsam ins Auto, wobei Stefan das Steuer übernahm und Florin – noch abgehetzt von seiner München-Fahrt – den Rücksitz in Beschlag nahm.
    Christoph Beils Haus befand sich ein Stück außerhalb der Stadt und sah dringend renovierungsbedürftig aus. Die rissige Fassade ließ auf Feuchtigkeit in den Wänden schließen, und die Holzterrasse wirkte sogar aus zwanzig Metern Entfernung morsch. Doch der Garten war gepflegt und mit Zwergen, tönernen Fröschen und einer Nachbildung des Manneken Pis bestückt.
    «Wir müssen vorsichtig sein, auf keinen Fall dürfen wir zu viel verraten», warnte Florin. «Kein Wort über Koordinaten oder Caches mit Körperteilen.»
    Sie klingelten an der Gartentür, und Beil öffnete so rasch, dass die Vermutung nahelag, er habe ihre Ankunft bereits durchs Fenster beobachtet.
    «Wollen Sie Kaffee? Tee? Wasser?» Er winkte seiner Frau zu, die an der Türschwelle stehen geblieben war und nun schnell ein Tablett mit Flaschen und Gläsern brachte, um sich gleich wieder ins Haus zurückzuziehen.
    Sie nahmen an einem massiven Holztisch Platz, über den eine Kompanie Ameisen eine Straße zog. Beil wischte sie mit kurzen, nervösen Handbewegungen fort. «Seit heute Mittag zerbreche ich mir den Kopf, was Sie von mir wollen könnten.»
    Er wirkte angespannt, wie jemand, der eine Prüfung ablegen soll, ohne zu wissen, in welchem Fach. Beatrice räusperte sich. «Wir ermitteln im Mordfall Nora Papenberg. Sagt Ihnen der Name etwas?» Sie ließ ihr Gegenüber nicht aus den Augen. Aber Beil zuckte nicht mit der Wimper, im Gegenteil, er wirkte plötzlich entspannter. «Nein, tut mir leid. Wobei – möglich, dass ich im Radio etwas darüber gehört habe. Ist das die Frau, die man auf der Kuhweide gefunden hat?»
    «Ja.»
    «Hm. Können Sie mir sagen, was ich damit zu tun habe?»
    Beatrice wischte sich über die Stirn, und ein winziges Insekt blieb an ihrer Hand kleben. «Wir verfolgen jede Spur, und eine davon hat uns zu Ihnen geführt. Darf ich Sie um Ihren Ausweis bitten?» Sie sah sein Zögern und lächelte ihn an.
    Beil zog ein abgewetztes schwarzes Portemonnaie aus seiner Hosentasche und reichte Beatrice seinen Führerschein. Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich sofort auf das Geburtsdatum.
    1964 . Sie notierte sich Tag und Monat, das Ausstellungsdatum und die Führerscheinnummer, dann gab sie Beil das Dokument zurück. «Sehen Sie», begann sie vorsichtig, «der vermutliche Täter hat uns eine Spur hinterlassen, die darauf hinweisen könnte, dass zwischen Ihnen und dem

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