Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
legen.
     
    Das Spiel machte Spaß – mehr, als Beatrice erwartet hatte. Stefan loggte sich auf geocaching.com ein und durchsuchte die Karten nach einem Versteck, das möglichst in der Nähe liegen sollte. «Nichts zu Schwieriges, nichts zu Kleines», murmelte er. «Voilà. Schau mal, dieser Cache hier heißt
The Hole
und ist ein Regular.»
    «Ein was?»
    «Regular. Das heißt, er ist ungefähr so groß.» Stefan zeichnete in etwa den Umfang eines Brotlaibs in die Luft. «Wie der, in dem ihr die Hand gefunden habt. Es ist außerdem ein Traditional – die angegebenen Koordinaten sind gleichzeitig der Fundort. Keine Stages, keine Rätsel. Die Schwierigkeit ist mit zwei Sternen bewertet, das bedeutet, wir müssen uns keinen Wolf suchen. Das Terrain hat allerdings dreieinhalb Sterne. Das wird also kein reiner Spaziergang.» Er warf einen prüfenden Blick auf ihre Timberlands und nickte zufrieden. «Lass uns loslegen.»
    Über ein USB -Kabel verband er das Navigationsgerät mit dem Computer und klickte auf
Send to my
GPS
. «Erledigt. Das Gute ist, wir können mit dem Auto fast bis zum Zielort fahren, es wird also nicht allzu lang dauern.»
    Das GPS -Gerät erledigte seine Arbeit mit erstaunlicher Präzision. Es leitete sie von ihrem Parkplatz am Wegrand direkt zu einem Waldhang. Stefan schaltete in den Kompass-Modus, und nun konnten sie mit jedem Schritt verfolgen, wie sich die Distanz zwischen ihnen und dem Fundort verringerte. Beatrice war es schließlich, die den Höhleneingang fand – es war ein Spalt unter einem hohen Fels, durch den man sich nur bäuchlings rutschend zwängen konnte.
    «Wenn ich da reinkrieche, ist mein T-Shirt im Arsch», stellte sie fest.
    «Jepp. Das gehört dazu. Hier hast du eine Taschenlampe.»
    Sie holte tief Luft, überwand eine flüchtige Anwandlung von Klaustrophobie und robbte in die Finsternis. Die Lampe schaltete sie erst ein, als sie buchstäblich nichts mehr sehen konnte.
    Nach der Enge der ersten Meter öffnete sich überraschend ein Stollen vor Beatrice, in dem sie gebückt gehen konnte. Sie hörte, dass jemand ihr in die Dunkelheit folgte. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie überzeugt, dass es Nora Papenbergs Mörder sein musste. Dem es diesmal nicht reichte, ihnen für ihre Jagd zu danken, sondern der selbst die Fährte aufgenommen hatte und sein Wild in diesem Erdloch stellen wollte.
    Aber es war natürlich Stefan. «Leuchte alle Ecken und Winkel aus», empfahl er ihr, «die Dose ist groß, sie wird nicht zu übersehen sein, aber jeder Owner, der auf sich hält, versucht, seine Caches möglichst gut getarnt zu verstecken, damit sie nicht gemuggelt werden.»
    Bei dem Wort «Owner» war sie unwillkürlich zusammengezuckt. Wie albern. «Was bedeutet ‹gemuggelt›?»
    «Ist eine Reverenz an Harry Potter. Muggels sind Menschen, die nicht zaubern können – bei uns sind es die Nicht-Cacher. Die werfen so einen Behälter auch schon mal in den Müll, wenn sie ihn zufällig finden.»
    Das Licht der Taschenlampe ließ jeden Vorsprung im Fels Schatten werfen, die man für tiefe Nischen halten konnte, und so dauerte es gut zehn Minuten, bis Beatrice den Cache ganz hinten in der Höhle entdeckte. Eine Frühstücksbox, sehr ähnlich der, auf die sie bei den Steinklüften gestoßen waren.
    «Gut gemacht», lobte Stefan. «Jetzt machst du die Dose auf. Hier ist das Logbuch, siehst du?»
    Sie nickte, leuchtete auf die Seiten und las.
    Toller Cache, schnell gefunden, out: Schlumpf, in: Spielwürfel,
TFTC
, Heinzweidrei & Radebreaker.
    TFTC
, Wildinger.
    Ein Cache, wie man ihn sich wünscht!
TFTC
, Team Bierchen.
    In dem kleinen Ringbuch war gut die Hälfte der Seiten vollgekritzelt.
    «Mach einen Strich drunter und schreib – was du möchtest, normalerweise bedankt man sich. Und unterschreib mit
Undercoverkeks
. Dann können wir anschließend unseren Fund auf der Internetseite loggen. Meine Nummer 867 .» Stefan klang stolz.
    Beatrice betrachtete das Ringbuch, fragte sich, wie klug es war, eine handschriftliche Spur zu hinterlassen, und schüttelte im nächsten Moment über sich selbst den Kopf. Sie dachte wie ein Täter, nicht wie ein Polizist.
    Also tat sie, was Stefan gesagt hatte, sie zog eine Linie unter den letzten Eintrag und schrieb:
Ich wünschte, es gäbe nur Caches wie diesen.
TFTC
, Undercoverkeks
.
    «Stimmt der Plural von Cache?»
    «Absolut. So, und jetzt packst du das Log wieder in die Plastikhülle und siehst nach, was alles an Schätzen in der Dose

Weitere Kostenlose Bücher