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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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gestürzt worden? Oder mit einem Hammer erschlagen? Es war ja richtig Blut an ihrem Kopf.» Jetzt klang er eifrig. Kein Wunder, beim nächsten Stammtisch würden sich alle um seine Geschichte reißen, da musste er Details kennen.
    «Wir wissen es noch nicht. Ist die Felswand denn zugänglich?»
    Der Bauer dachte kurz nach. «Ja. Von der anderen Seite kommt man leicht hin, da gibt’s sogar eine kleine Straße, fast bis hinauf.»
    Beatrice sah, wie Florin
Reifenspuren!!!
in sein Notizbuch schrieb. In ihrem eigenen standen bisher nur die Koordinaten. Sie kritzelte stichwortartig Rainingers Informationen darunter.
    «Kommt die Frau Ihnen bekannt vor?», fragte sie. «Schon irgendwann einmal hier gesehen?»
    Der Bauer schüttelte vehement den Kopf. «Noch nie. Und ich habe ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Ihres zum Beispiel werd ich mir sicher merken. Und die Haarfarbe erst! Ist die echt?» Wenn er so breit grinste wie jetzt, sah man links oben eine Zahnlücke.
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht», sagte Beatrice betont sanft, «sind wir hier diejenigen, die die Fragen stellen.»
    Doch mehr Verwertbares war von dem Mann nicht zu erfahren. Sie ließen ihn mitsamt seinen Kühen zum Hof zurückkehren, was er nur widerwillig tat, immer wieder sah er über die Schulter zurück. Beatrice wartete, bis er endlich außer Hörweite war.
    «Ihre Füße», sagte sie.
    «Was ist damit?»
    «Sie sind tätowiert. An den … Sohlen.»
    Er verstand sofort. «Du denkst, der Mörder hat ihr ein letztes Andenken verpasst?»
    «Gut möglich. Aber eigentlich glaube ich, es ist eine Botschaft.» Sie zeigte ihm die beiden Zahlenreihen.
    «Das hat man ihr auf die Füße tätowiert?»
    «Ja. Norden auf den linken, Osten auf den rechten.»
    Florin ging sofort durch die Wiese zurück zum Fundort, ohne darauf zu achten, was eine Begegnung mit Kuhfladen seinen Maßschuhen antun würde. Am Weidezaun blieb er stehen und sah mit schiefgelegtem Kopf zu der Leiche hinüber.
    Beatrice war fast bei ihm, da vibrierte das Handy in ihrer Jackentasche.
    «Kaspary.»
    «Ich lasse mich nicht länger von dir verarschen.» Jedes Wort war geladen mit Abscheu.
    «Achim. Nicht jetzt.»
    «Natürlich nicht, es ist immer ungünstig, immer, nicht wahr?» Gleich würde er laut werden. «Egal ob es um die Kinder geht, oder …»
    «Mit den Kindern ist alles in Ordnung, und ich lege jetzt auf.»
    «Das tust du nicht, du –»
    Sie trennte das Gespräch und steckte das Handy in die Tasche zurück.
    Durchatmen. Auf das Wesentliche konzentrieren. Scheiße, ihre Hände zitterten, so bekam sie keinen geraden Gedanken hin. Sie verschränkte ihre Finger ineinander und trat neben Florin.
    «Ich wüsste gern, wo ihre Schuhe sind», sinnierte er. «Wenn sie sie im Fallen verloren hätte, müssten sie hier herumliegen. Sagst du mir, weswegen du so nervös bist?»
    Sie antwortete nicht, und er senkte wissend das Kinn. «Achim, ja?»
    Florin betrachtete sie nachdenklich, und sie zog die Schultern zurück, straffte sich. «Also. Ihre Schuhe, sagtest du», nahm sie seinen Faden auf. «Die Spurensicherung wird sich sicherlich die Felswand vornehmen. Wenn sie tatsächlich von dort heruntergestürzt wurde, finden wir die Schuhe vielleicht oben.»
    Er hatte seinen Blick keine Sekunde lang abgewendet. «Ich bin ein Idiot», stellte er fest.
    «Wieso? Die Schuhsache ist noch nicht klar, wer weiß, ob wir am Felsen wirklich etwas fin–»
    «Doch nicht deshalb. Du hast immer noch nichts gegessen, oder? Du musst kurz vorm Umkippen sein.»
    «Oh.» Sie fühlte in sich hinein, fand ein schneidendes Gefühl – ja, eventuell Hunger – aber keinerlei Appetit. «Nein, Essen eilt nicht. Leichenfunde schlagen mir gewöhnlich auf den Magen.»
    Bloß das Thema nicht vertiefen. Leichter Wind kam auf und ließ die dünnen Plastiksäcke an den Händen der Toten rascheln, als würde sie sie von innen kneten.
    Über den Feldweg holperte der Leichenwagen heran, ein grauer Metallsarg wurde herausgehoben. Drasche nickte und gab damit grünes Licht für den Abtransport der Frau. Man hob sie hoch, der Wind verfing sich in ihrem Haar. Ein letztes Mal. Beatrice wandte sich ab.
    Bevor der Wagen sich auf den Weg zur Gerichtsmedizin machte, beugte Florin sich zum Fenster des Beifahrers. «Sagt Doktor Vogt, ich möchte die ersten Ergebnisse noch heute, wenn es irgendwie möglich ist.»
    Das Handy in Beatrices Jackentasche begann zu vibrieren. Wieder Achim, jede Wette. Doch diesmal würde sie einfach nicht

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