Fünf
Beils Frau. Daran, dass sie ihm den Spitznamen Stachelbär gegeben hatte und ihn nun würde identifizieren müssen. Die Beschreibung, die die Kollegen vor Ort ihnen telefonisch durchgegeben hatten, hatte zu gut auf ihn gepasst.
Das dritte Opfer. Sie sah Florin, der am Steuer saß, von der Seite an. «Wir sollten Bernd Sigart beschützen lassen.»
Beil lag am Seeufer und sah entsetzlich aus. Er war nackt bis auf die Unterhose. Sein Körper war an verschiedenen Stellen mit Wunden bedeckt, einige davon schmal, tief und ausgezackt. Als hätte ein kleines Tier versucht, etwas auszugraben, das unter Beils Haut lag. Um seinen Hals verliefen blaue Drosselmarken, das Gesicht darüber war bereits aufgedunsen. Doch daran, dass er es war, bestand kein Zweifel.
«Woher kommen die Abschürfungen?», fragte Beatrice, wurde von Drasche aber keiner Antwort gewürdigt; er war dabei, Beils Fingerabdrücke zu nehmen. Na schön. Sie entdeckte den Amtsarzt, der ein Stück außerhalb der Abgrenzung stand, über die Motorhaube seines Wagens gebeugt, schreibend.
«Guten Morgen, Doktor. Ich weiß, ich bin ungeduldig, aber ich brauche alles an Informationen, was Sie haben.»
Er nickte, ohne den Stift vom Papier zu nehmen. «Der Mann ist grob geschätzt seit drei Tagen tot, hier ans Ufer gelegt wurde er jedoch deutlich später. Er weist Abschürfungen und tiefe Kratzer am ganzen Körper auf, außerdem eine Stichverletzung in der linken Hälfte des Brustkorbs. Das könnte die Todesursache gewesen sein, aber das Opfer wurde in jedem Fall auch gewürgt. Es wurde auf dem Bauch liegend gefunden, die Totenflecke sind allerdings am Rücken, das heißt, die Leiche muss sich gut zwei Tage lang in anderer Position befunden haben.» Er zuckte die Schultern. «Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen.»
«Die Kratzer und Schnitte – womit wurden ihm die Ihrer Ansicht nach zugefügt?»
Der Arzt seufzte tief. «Ich weiß es nicht. Es war vermutlich ein gezacktes Instrument, etwas wie eine stumpfe Säge, die sowohl schabend als auch schneidend eingesetzt worden ist.»
«Vor seinem Tod?»
«Ja, davon sollten Sie ausgehen.»
Beatrice blickte über die Schulter zurück auf den toten Körper. Beil war gequält worden, und sie hätte viel Geld darauf verwettet, dass aus ihm etwas herausgepresst werden sollte. Wahrscheinlich das, was er ihr selbst nicht hatte sagen wollen.
Florin sprach mit den uniformierten Polizeibeamten, die als Erste zum Tatort geholt worden waren, und Beatrice nahm sich die drei Angler vor, die blass und schweigend neben einem der Streifenwagen warteten. Sie hatten den Fuß entdeckt. Einer hatte die Polizei gerufen, die beiden anderen den Toten aus seinem Versteck gezogen.
«Der Typ da drüben hat uns deswegen schon angebrüllt», sagte einer von ihnen. «Aber wir wollten doch sehen, ob der Mann noch lebt, ob wir etwas für ihn tun können.»
«Machen Sie sich keine Gedanken», erwiderte Beatrice. «Der Kollege ist ein wenig aufbrausend, das geht nicht gegen Sie persönlich. Ist Ihnen vielleicht irgendetwas Besonderes aufgefallen? Sind Sie auf dem Weg zum See jemandem begegnet?»
Die drei sahen sich an und schüttelten dann in völliger Einigkeit die Köpfe. «Es war gerade erst halb sechs, da ist hier normalerweise gar niemand», sagte der Älteste von ihnen, ein grau melierter Mann, dem das Haar bis fast auf die Schultern fiel. «Aber etwas war doch auffällig – na ja, nicht im Vergleich mit dem Toten, aber trotzdem …»
«Ja?»
«Stöckchen.» Er sah Beatrice beinahe entschuldigend an. «Ein paar Schritte entfernt von dem Gestrüpp, wo wir den Mann gefunden haben, lagen kurze Zweige auf dem Boden, und die bildeten ein Wort.»
«Kein Wort», unterbrach ihn einer der beiden Jüngeren. «Nur völlig sinnlose Buchstaben. TFTL , glaube ich.»
«Nein, TFTH », mischte der Dritte sich ein.
«Ist davon noch etwas zu sehen?»
«Auf keinen Fall, da haben wir den Toten drübergeschleift, als wir ihn aus dem Gebüsch geholt haben.»
«Verstehe.»
Wie überaus hilfreich
. «Trotzdem, zeigen Sie mir bitte, wo die Äste liegen.»
Die Stelle befand sich innerhalb der Absperrung, direkt am Ufer, wo der Boden weich war. Beatrice winkte Ebner heran, der die Stöckchen eines nach dem anderen einsammelte und fachgerecht verstaute.
«Der Owner hat uns seine übliche Nachricht hinterlassen», sagte sie zu Florin, nachdem sie ihn einige Schritte von den uniformierten Kollegen weggezogen hatte. «Er bedankt sich für die Jagd.
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