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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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um kurz die Kinder zu sehen.»
    «Du nimmst sie heute aber nicht mit, oder?»
    «Nein. Bis dahin dauert es wahrscheinlich noch ein paar Tage. Der neue Fall ist … sehr speziell.»
    Ihre Mutter maß sie mit gleichmütigem Blick. «In Ordnung. Ich habe sie gern bei mir, das weißt du ja.»
    «Danke.
    «Setz dich schon an Tisch zwölf, ich bringe dir gleich etwas zu trinken.»
    Jakob schoss kichernd auf sie zu, legte ihr ein geöffnetes Zuckerpäckchen auf die Knie und umarmte sie. «Bleibst du heute Nacht hier?»
    «Nein, mein Schatz. Ich wollte euch unbedingt sehen, aber ich muss morgen früh raus, und der Tag wird wieder sehr lang.»
    Er nickte, die Augenbrauen zusammengezogen, das personifizierte Verständnis. «Ich habe Geld verdient. Drei Euro und fünfundvierzig Cent. Weil ich Teller weggeräumt und Zucker gebracht habe. Oma sagt, ich bin eine echte Hilfe.»
    «Das bist du auf jeden Fall.» Sie drückte ihn an sich und sah aus den Augenwinkeln Mina herankommen, die ihr Wasser und Apfelsaft brachte.
    «Du holst uns noch nicht ab, oder?» Sie wirkte richtig besorgt.
    «Nein. Obwohl ich es gern würde, ihr fehlt mir.»
    «Ja. Du uns auch, aber ein bisschen hältst du es doch noch aus, nicht?»
    «Ein bisschen.»
    «Sehr gut», konstatierte Mina zufrieden und kehrte hinter die Theke zurück. Jakob rutschte unruhig auf Beatrices Knien herum.
    «Onkel Richard hat gesagt, du kriegst bald einen … einen Börraut. Was ist das?»
    Sie brauchte einen Moment, bis sie begriffen hatte, was Jakob meinte. «Nein, ich kriege kein Burnout. Wo steckt Onkel Richard?»
    «Der sitzt bei den Leuten am Stammtisch und kassiert.»
    Beatrice sah über die linke Schulter, ja, da war er, ihr Bruder. Sortierte Geld in sein großes, schwarzes Portemonnaie und lachte über etwas, das der bullige Mann neben ihm erzählte.
    «Ihr müsst ins Bett, es ist schon nach acht», flüsterte Beatrice in Jakobs Ohr. «Ich bringe euch, gut?»
    «Jaaa.»
    Die Dachkammer war immer noch so behaglich wie damals, als sie selbst hier geschlafen hatte. Sie steckte Jakob und Mina ins Bett, ließ sich berichten, wie ihr Tag gewesen war, und drängte alles, was mit dem Fall zu tun hatte, in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins. Nein, ihr drohte kein Burnout. Drei Tage Urlaub, sobald der Owner gefasst war, und sie würde ihre inneren Batterien wieder aufgeladen haben, das war bisher jedes Mal so gewesen.
    Als sie in die Gaststube zurückkehrte, wartete zweierlei auf sie: kalte Kohlrouladen und ein vorwurfsvoller Bruder. «Sag mal, so viel können die dir doch nicht zahlen, dass du dafür alles andere sausenlässt?» Das blonde Haar klebte ihm verschwitzt in der Stirn – und er hatte zugelegt, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
    «Ist doch keine Frage des Geldes, Richard.» Sie begann zu essen, und es schmeckte gut, obwohl es nicht mehr warm war.
    «Nein, natürlich. Du rettest die Welt, nicht wahr?» Er zwinkerte, trotzdem hätte sie ihm gern die Zinken ihrer Gabel in den Handrücken gebohrt. Wie früher, wenn er von ihrem Teller klaute.
    «Achim war heute Mittag da, wir haben lange geredet.»
    Nun fiel ihr die besagte Gabel fast aus der Hand. «Was?»
    «Ja. Es geht ihm richtig mies, Bea. Er kommt immer wieder vorbei, wenn er sicher ist, dass er dich nicht hier trifft. Ich glaube, er hofft, dass ihm jemand von uns erklären kann, wieso du dich eigentlich hast scheiden lassen.» Richard drehte die Eiskarte zwischen den Fingern und betrachtete sie nachdenklich. «Vielleicht erklärst du es wenigstens uns einmal? Du hattest es doch gut, Bea. Er war völlig verrückt nach dir, und wenn du mich fragst, ist er das immer noch.»
    Fast hätte sie den halb zerkauten Bissen in ihrem Mund herausgeprustet. «Ja, sicher. Du, er spricht nicht einmal mit mir, wenn er die Kinder abholt. Er sieht mich an, als wäre ich ein stinkender Haufen Müll, den jemand zu entsorgen vergessen hat.»
    Richard wischte sich die Stirn mit einer Serviette. «Glaube ich dir. Aber doch nur, weil du es bist, die ihm alles weggenommen hat, was ihm wichtig war. Wenn du es ihm zurückgeben würdest …»
    «Das ist doch wohl nicht dein Ernst.» Sie legte ihr Besteck beiseite. «Wir sind nicht gut füreinander, Achim und ich. Waren wir nie. Er will jemanden, der die gleichen Dinge genießt wie er, der über dieselben Witze lacht. Der gerne kocht und der nur arbeitet, damit Geld auf dem Konto landet.» Sie schnaubte. «Du würdest dich wesentlich besser mit ihm verstehen, als ich es je

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