Fünf
vorstellen, dass sie von Konrad Papenberg stammen? Oder von Vera Beil? Das ist nicht ihr Ton.»
Florin antwortete nicht gleich. Er betrachtete die zerknickte Zigarette im Gras mit sichtlichem Bedauern. «Das tut nichts zur Sache. Wir haben uns viel zu weit von unserem üblichen Prozedere entfernt, uns vom Owner sein Spielchen aufzwingen lassen und dummerweise geglaubt, dass er sich an die Regeln halten würde, die er selbst eingeführt hat. Anfangs hat er gewartet, bis wir sein künftiges Opfer gefunden und mit ihm gesprochen hatten, dann erst hat er zugeschlagen. Aber jetzt geht ihm die Geduld aus, oder es macht ihm zu viel Spaß, wer weiß das schon, verdammt!»
Durch Beatrice ging ein Ruck. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie ein entscheidendes Detail begriffen, irgendetwas war eingerastet, aber dann war ihr der Gedanke wieder entglitten. Erst hatte der Owner gewartet, jetzt kam er ihnen zuvor … dahinter steckte noch etwas, etwas ungleich Wichtigeres. Sie wiederholte im Geist jedes von Florins Worten, doch der Gedanke wollte einfach nicht wieder hervorkommen. Wie scheues Wild, das sich im Unterholz versteckte.
Florin war bereits aufgestanden und dem endlich eingetroffenen Leichenwagen entgegengegangen. Er stand als schwarze Silhouette im Licht der Scheinwerfer und sah zu, wie der unbekannte Tote in einen Metallsarg gelegt wurde.
Wir enden alle in Behältern, dachte Beatrice.
«Habe ich es hier denn mit lauter Anfängern zu tun?» Hoffmanns Spucketröpfchen flogen quer über den ganzen Tisch, um den, obwohl es erst halb acht Uhr morgens war, ausschließlich erschöpft wirkende Menschen saßen.
«Vier Tote, wahrscheinlich fünf, und das in nur zwei Wochen! Da muss es doch Verdächtige geben, Zeugen, irgendetwas!»
Mit dem letzten Wort hatte seine Stimme etwas Flehendes bekommen. Er schien es selbst gehört zu haben, runzelte die Brauen und verschränkte die Arme vor der Brust.
«Kaspary! Vielleicht tragen Sie ja einmal etwas zur allgemeinen Erhellung bei. Was wissen wir bisher über das neue Opfer?»
Sie straffte die Schultern. «Männlich, zwischen vierzig und fünfundvierzig Jahre alt, von kräftigem Körperbau. Laut Dr. Vogt ist die Todesursache vermutlich die Einnahme einer stark ätzenden Flüssigkeit.»
«Aber seine Identität! Gibt es dazu schon Anhaltspunkte?»
«Es wurden keine Papiere bei ihm gefunden, und uns liegen keine aktuellen Vermisstenmeldungen vor, aber wir haben den Ehering und damit wohl auch den Vornamen der Ehefrau.»
«Glück gehabt. Dann machen Sie flott, ja? Was glauben Sie, wie mir die Staatsanwaltschaft zusetzt? Und das täglich mehrmals!»
«Seit gestern Nacht suchen wir nach Zeugen, die um die Tatzeit über die Brücke gefahren sind», warf Florin ein. «Es ist fast ausgeschlossen, dass der Täter dort parken und die Leiche entsorgen konnte, ohne von jemandem gesehen zu werden. Außerdem beantragen wir einen Durchsuchungsbefehl für Konrad Papenbergs Haus.»
«In Ordnung.» Hoffmann wischte sich über die verschwitzte Stirn. «Was ist mit diesem letzten Rätsel? Dieser Schlüsselsache? Haben Sie jemanden gefunden, auf den die Beschreibung passt?»
Stefan hob die Hand. «Drei Personen, bei denen die wichtigsten Punkte übereinstimmen, aber die Angaben sind leider sehr vage …»
«Und? Überprüfen Sie die Leute, meine Güte, seien Sie doch kein Mädchen, Gerlach!» Mit übertrieben leidender Miene ließ sich Hoffmann gegen die Stuhllehne sinken. «Sobald Sie etwas haben, sofort zu mir damit. Die Medienleute haben von dem neuen Mord schon Wind bekommen, das heißt, dass ich morgen eine Pressekonferenz geben muss. Und gnade Ihnen Gott, wenn ich dann mit leeren Händen dastehe.»
Das Online-Telefonbuch brachte schnellere Ergebnisse als das Melderegister, also begann Beatrice damit, fand aber nur drei Graciellas im gesamten Bundesland Salzburg. Sie druckte sich die Telefonnummern aus und versuchte, eine sinnvolle Reihenfolge festzulegen. Eine stand mit Ehemann im Telefonbuch – einem Carlos Assante.
Für jemanden namens Carlos Assante hatte der Tote von gestern Nacht nicht südländisch genug ausgesehen, deshalb rückte Beatrice diese Nummer ans Ende der Liste. Die beiden anderen waren lediglich mit ihren Mobilrufnummern eingetragen.
«Perner?»
«Guten Morgen, Frau Perner. Hier spricht Beatrice Kaspary, Kriminalpolizei Salzburg.»
Erschrockenes Luftholen. «Was ist denn passiert?»
«Ich wüsste gerne, wo sich Ihr Mann derzeit
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