Fuer den Rest des Lebens
Heft schreiben.
Ich werde sehr gut ohne dich zurechtkommen, antwortete sie, geh schon weg, aber es war ihr Sohn, der wegging, er packte ein paar Kleidungsstücke ein und fuhr zum Kibbuz, zu Schlomit, die ihn streichelte und tröstete, und damals war es nicht vorstellbar, dass sie seinen Schmerz fünfundzwanzig Jahre später auf so hinterhältige Weise gegen ihn verwenden würde, so wie er auch kaum glauben konnte, dass es die verborgene Krankheit seines Vaters war, die ihn so heftig reagieren ließ. War es wirklich möglich, alles auf diesen Tumor zu schieben? Tatsache war doch, dass er nie auf Dina losging, nur auf ihn war er neidisch, neidisch auf seine Jugend, auf seine Schönheit, auf die Liebe seiner Mutter, und er bestrafte ihn für das alles, indem er ihm seine Liebe entzog, und er muss an die Geschichten seiner Mutter über das Fischen auf dem See denken, wie sie die Fische mit einem Netz überlisteten, einem doppelt gefalteten engmaschigen, und ein Fisch, der vom ersten Netz weggedrückt wurde, wurde sofort vom zweiten gefangen.
Das Wasser schwemmt seine Tränen in das Abflussrohr, verwöhntes Mamasöhnchen, hört er die anderen Kinder spotten und versucht, sein Weinen zu verbergen, zerdrückt das Stück glatter Seife in der Hand, und als er sich sorgfältig einseift, schiebt sich sein Bauch zwischen ihn, seine Scham, seine Schenkel und seine Füße, sodass er seinen Unterkörper nicht mehr sieht, es ist, als hänge er in der Luft, ohne Halt, und Schwindel packt ihn, er lehnt sich an die Badezimmerwand und kneift sich wütend ins eigene Fleisch. Sein Bauch kommt ihm vor wie ein Geschwür, das sich seinem Körper aufdrängt, und er erinnert sich daran, dass er im Krankenhaus auf den mageren Mann kurz vor seinem Tod neidisch gewesen war, an die gelbliche Haut, die von seinem Gesicht hing, und trotzdem war er schön und jugendlich, nach dieser Magerkeit sehnt er sich, und er wird sie erreichen, das schwört er sich, und sofort fügt er einen weiteren Schwur hinzu, er wird sie verlassen, er wird sich dieser Frau nie mehr nähern, es ist ihm egal, dass es die Kinder verletzen wird, es ist ihm egal, dass der Kleine klein ist und der Große gerade in die Pubertät kommt, es gibt keine gute Zeit für eine Scheidung, und er kann nicht mehr, er möchte lieben und geliebt werden, wie dieser Rafael an seinem letzten Tag, und bevor er vor seinem geistigen Auge die gepackten Kisten sieht, die das Haus füllen, und die Trauer der Kinder, dreht er den Hahn mit dem heißen Wasser zu und den mit dem kalten auf, staunt über seinen Wagemut und fängt vor Kälte an zu zittern.
Doch als er aus der Dusche steigt, tritt er auf das nasse Handtuch und nimmt sich ein anderes, sie liegt schon in ihrem Ehebett, in dem Nachthemd, das er ihr einmal zum Geburtstag gekauft hat, die blaue Farbe ist vom Waschen und dem zu langen Trocknen in der Sonne verblasst, sie schaut ihn über die Seiten eines aufgeschlagenen Buches an, und er steigt schnell ins Bett, dreht ihr den Rücken zu, zieht sich die dünne Decke über den Kopf, wie es sein Sohn getan hat, gleich wird er ebenfalls den Finger in die Nase stecken und heimlich bohren. Wie stark wird der Geruchssinn, wenn man nackt ist, und obwohl er gerade geduscht hat, steigt ihm sein eigener Geruch unangenehm in die Nase, schwer und säuerlich, so hat er wahrscheinlich im Uterus seiner Mutter gelegen, stinkend, und so wird er stinkend im Grab liegen, und als er durch die Decke ihren Finger auf seinem Rücken spürt, erstarrt er wie ein gejagtes Tier, dass sich tot stellt, in der Hoffnung, dann in Ruhe gelassen zu werden.
Lass mich in Ruhe, knurrt er, ich möchte nicht mehr mit dir sprechen, und sie kichert kehlig, wer redet von sprechen? Ihre Brüste drücken sich an seine Schultern, es tut mir leid, Avni, vielleicht habe ich ein bisschen übertrieben, ich mache mir einfach Sorgen um Tomer, ich kann nachts nicht schlafen vor Sorgen, und statt dass du mir hilfst, bist du gegen mich, und er nimmt die Decke vom Gesicht, ich bin nicht gegen dich, du bist es, die gegen mich ist, sagt er, du gibst mir keine Chance, du greifst mich an, als wäre ich der Feind, und sie schmiegt sich an ihn, dann geben wir uns beide Mühe, ja, für Tomer. Er lauscht ihr zweifelnd, was schlägt sie vor, ein Abkommen um des Jungen willen? Warum nicht um ihrer beider willen, seit wann verdienen Erwachsene nicht, dass man sich um ihretwillen anstrengt? Und noch mehr fragt er sich, was ihr Körper ihm signalisiert, ob sie
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