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Fuer dich mein Glueck

Fuer dich mein Glueck

Titel: Fuer dich mein Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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gearbeitet hast. Jetzt sind sie zum Greifen nahe. Was würde er sagen, wenn du das jetzt alles wegwirfst?“
    „Er wird es verstehen.“
    „Wird er?“ Nina sah sie durchdringend an. „Wird er das wirklich?“
    Sonnets Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Nein , dachte sie. General Laurence Jeffries glaubte daran, dass die Pflicht immer Vorrang hatte vor allen persönlichen Problemen. Er hatte sein Leben um den Dienst am Vaterland und an der Welt im Allgemeinen aufgebaut. Die Familie musste dafür manches Mal zurückstecken. Sonnet wand sich bei der Vorstellung, wie er ihre Entscheidung aufnehmen würde.
    „Ich will nicht daran denken, was Dad davon halten oder was er sagen wird“, sagte sie entschlossen. „Ich bleibe bei dir, Mom. Alles andere hat Zeit, bis es dir wieder gut geht.“
    „Ach Süße. Du fängst schon an, mich zu bemuttern. Tu mir den Gefallen und denk noch einmal über alles nach.“
    „Zu spät, Mom.“
    „Nein, hör mir zu. Eine Krebsdiagnose bedeutet heutzutage nicht mehr das, was sie einst bedeutet hat.“
    Das wollte Sonnet nur zu gerne glauben. Seitdem Zach ihr von der Krankheit ihrer Mutter erzählt hatte, dachte Sonnet wieder und wieder nur an das eine. Meine Mom hat Krebs . Sie ging auf Nina zu, die an der Spüle lehnte. „Dann sag mir bitte“, sagte sie mit weicher, gebrochener Stimme, die sie kaum wiedererkannte, „was es bedeutet!“
    Nina atmete tief durch. Sonnet musterte sie. Sie wollte nicht glauben, dass ihre Wangenknochen sich stärker abzeichneten oder Müdigkeit ihre Augen umrahmte oder dass sie, wenn sie sich umdrehte, um den Herd ein wenig kleiner zu stellen, leicht zusammenzuckte.
    „Das hier muss jetzt eine gute Stunde köcheln“, sagte Nina. „Komm mit in den Wintergarten. Ich habe dort ein kleines Projekt angefangen.“
    „Aber Mom, wir haben noch nicht wirklich darüber gesprochen, wie es jetzt weitergeht. Ich habe noch so viele Fragen!“
    „Und die kannst du alle stellen. Versprochen. Aber als ich die Diagnose erhielt, habe ich mir ein Versprechen gegeben. Ich will nicht jede Minute des Tages dem Krebs widmen. Ich möchte ihn von Zeit zu Zeit ein bisschen vergessen und wieder ganz normal sein. Verstehst du das?“
    Sonnet nickte. Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Klar. Also gut, zeig mir dein Projekt.“
    Der Wintergarten war jetzt im Frühsommer von Sonnenlicht durchflutet. Es war eines der Extrazimmer im Haus, die als Abstellraum für Kartons, Möbel und Krimskrams genutzt wurden, die anderswo keinen Platz mehr hatten.
    „Lass mich raten“, sagte Sonnet. „Das wird das neue Kinderzimmer.“
    „Das hatten Greg und ich uns so überlegt. Dank unserer großen Familie haben wir mehr als genug Sachen für den Kleinen. Wir müssen nur alles aussortieren und dann hübsch arrangieren. Es gibt nur ein Problem dabei, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Sie machte eine hilflose Geste mit den Armen.
    Die Kistenstapel waren wirklich einschüchternd. Einige waren beschriftet, andere nicht. Möbelstücke standen kunterbunt zusammengewürfelt an der Wand, darunter eine Kommode, eine Wiege in Einzelteilen sowie Nachttische und Lampen. Die Luft roch nach Sonnenschein und Staub und ein wenig abgestanden.
    „Eine weise Frau hat mir einst gesagt, wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll, sollte man einfach irgendwo anfangen“, sagte Sonnet. „Oh, stimmt, das muss meine Mutter gewesen sein.“
    „Mein Gott, ich war wirklich nervtötend, oder?“
    „Nur weil du meistens recht hattest.“
    „Sei jetzt bloß nicht nett zu mir, nur weil ich Krebs habe.“
    Sonnet hasste es, diese Worte zu hören. Sie hasste diese Worte mit aller Macht. Sie bestärkten sie aber auch darin, optimistisch zu bleiben. „Wie wäre es, wenn ich nett zu dir bin, weil du meine Mom und ziemlich toll bist?“ Sie öffnete die erste staubige Kiste, auf der in der Handschrift ihrer Mutter Babysachen stand. Sie schob einige Lagen brüchiges Haushaltspapier beiseite und blickte auf zusammengelegte Kleidung und Deckchen. Es gab ein kleines gerafftes Hemdchen mit schwimmenden Walen auf der Brust, ein paar selbst gestrickte Söckchen, gewebte Decken, Spielzeug und Beißringe.
    „Das hat alles mal dir gehört“, sagte Nina mit Tränen in den Augen. „Wow. Die Sachen habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Sie hob einen gelben Strampler mit einer aufgestickten Eule hoch. „Sieh nur, wie winzig du mal warst.“
    „Und jetzt geht das Ganze noch mal von vorne los.“ Sonnet

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