Fuer dich mein Glueck
sagte der Chef des Kamerateams. „Dann erzähl mal, welchen aufstrebenden Star du für die Show an Land ziehen konntest.“ Zach hatte von dem Kameramann schon viel gehört. Myron Wu war ein großer Name in der Welt der Realityshows. Zach war begeistert, ihn endlich kennenzulernen, aber musste er ihm unbedingt in Avalon begegnen? Direkt an diesem verdammten Willow Lake? Wie viel schlimmer konnte es noch werden?
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Sonnet Romano öffnete die Tür und trat hinein. „ Es tut mir leid, ich bin ein bisschen spät“, sagte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Dann reichte sie C. Bomb einen USB-Stick. „Das sind die Bilder, um die Sie gebeten hatten.“
Zach spürte, wie sein Kiefer förmlich auf der Tischkante aufschlug. Sonnet . Was zum Teufel machte sie hier?“
„Leute, darf ich euch Sonnet Romano vorstellen“, sagte C. Bomb strahlend wie ein stolzer Vater. „Sie ist heute Morgen erst zu unserem Team dazugestoßen, und dafür danke ich Gott. Wir benötigten dringend einen Casting- und Location-Koordinator, und Sonnet ist zufälligerweise hier am Willow Lake aufgewachsen.“
Sonnet lächelte die Filmcrew freundlich an. Als sie Zach erblickte, schlich sich ein leicht trotziger Ausdruck in ihre Augen. Er war ziemlich sicher, dass es außer ihm niemanden auffiel. Sonnet war schon immer sehr gut darin gewesen, ihre wahre Stimmung zu verbergen.
Zachs Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Großartig, einfach nur großartig , dachte er. Jetzt hing er also nicht nur für die Dauer der Sendung in Avalon fest, und Produktionen von Mickey Flick waren dafür bekannt, dass sie sich in die Länge zogen, nein, Zach musste zu allem Überfluss auch noch mit Sonnet zusammenarbeiten. Hatte er vorher jemals gedacht, etwas sei kompliziert, so wurde ihm jetzt bewusst, was dieses Wort wirklich bedeutete.
„Was wolltest du gerade sagen?“, hakte der Kameramann nach. „Wer ist unser großes Mädchen?“
„Ah, ja, unser Star. Das ist wirklich der beste Teil.“ Der Producer nahm sich eine frische Lakritzstange aus der auf dem Tisch stehenden Schüssel und zeigte auf die Leinwand. „Seht genau hin.“
Er bewegte die Maus, und schon drang ein starker Bass aus den unsichtbaren Lautsprechern. Ein Video in körnigem Super-8-Format erschien auf der Leinwand. Das erste Bild war das wütende Gesicht eines schwarzen Mädchens. Zach erkannte das Stück, bevor die Worte auf der Leinwand erschienen. „Luv Made a Mess o’ Me“ von Jezebel.
Zach war fasziniert von diesem Stück und vor allem von der Sängerin. Er konnte den Blick kaum von ihr lösen. Bereits ihr erstes Album war eine glatte Sensation gewesen. Jezebel war vor mehreren Jahren wie eine Naturgewalt über die Musikszene hereingebrochen und hatte sie mit ihren zornigen, unverfrorenen und selbstbewussten Liedern völlig aufgemischt. Ihre Texte waren Hymnen der Wut und Ungerechtigkeit, die von einem dröhnenden, treibenden Beat unterlegt waren.
Doch dann war der unausweichliche Kampf mit dem Ruhm und dem Erfolg losgegangen, und Jezebel hatte traurige Berühmtheit erlangt. Zach war nicht sicher, was genau mit ihr passiert war, aber am Ende des Videos wusste er, dass er es herausfinden würde.
„Sie ist gut, was?“, fragte C. Bomb.
„Die Beste“, stimmte die Art-Direktorin zu. „Was war mit ihr los?“
„Das ist mein Lieblingspart an der Geschichte. Sie war mit diesem Verlierertypen zusammen, irgendeinem zweitklassigen Hipster namens Goose, der sie angeblich regelmäßig verprügelt und sie um ihre Ersparnisse betrogen hat.“ C. Bomb ließ eine Titelseite der New York Daily News auf der Leinwand erscheinen. Hip-Hop-Star wegen Körperverletzung, Zerstörung von Eigentum und Autodiebstahl verhaftet, lautete die Schlagzeile. Danach folgte ein Video von ihrer Verhaftung. Jezebel blickte mit einem blutunterlaufenen, geschwollenen Auge grimmig und trotzig in die Kamera.
„Sie hat sich also mit diesem Goose gestritten“, erklärte C. Bomb. „Ich glaube, sie teilt genauso aus, wie sie einsteckt.“
„Besser“, murmelte eine Frau namens Cinda.
„Ja, und sie hat ihn da getroffen, wo es ihm am meisten wehtut, an seinem BMW Z5 und seinem tibetanischen Mastiff.“
„Oh mein Gott, sie hat einen Hund verletzt?“
„Nein. Wir könnten keine Sendung mit jemandem machen, der Hunde quält.“ C. Bomb zeigte ein weiteres Bild. „Sie hat ihr Lieblingsschimpfwort mit Leuchtfarbe auf seine Flanke gesprüht.“
Die Crewmitglieder
Weitere Kostenlose Bücher