Fuer dich mein Glueck
Posten als Direktorin aufgegeben und werde eine Weile in Avalon leben.“
An der Art, wie sein Kiefermuskel zuckte, erkannte sie, dass er die Zähne zusammenbiss. „Ich bewundere dich dafür, dass du dein Hartstone-Stipendium für deine Mutter aufgegeben hast, aber deinen Posten bei der UNESCO solltest du unbedingt behalten.“
„Ich habe eigentlich keine andere Wahl“, sagte sie. „Ich möchte während der Behandlung bei meiner Mutter sein. Ein Job bei der UNESCO würde eine dreistündige Zugfahrt am Tag bedeuten.“
„Also nimmst du dir ein Sabbatical“, sagte er und legte die Finger aneinander.
„Es ist mir ehrlich gesagt egal, wie man es nennt. Aber es gibt da noch etwas, das du wissen solltest. Ich werde während meiner Zeit in Avalon arbeiten, damit ich meine Studentenkredite weiter abzahlen und leben kann.“ Vor ihrem inneren Auge blitzte ein Bild seiner anderen Töchter auf, die ohne Zweifel ohne Schulden von der Cornell abgegangen waren. Der kleine eifersüchtige Dämon reckte wieder sein hässliches Haupt. „Außerdem bin ich es gewohnt, zu arbeiten. Ich kann gar nicht anders.“
„Was für eine Arbeit hast du denn in Avalon gefunden?“
Jetzt wurde es knifflig. Sonnet überlegte, ihm zu erzählen, dass sie mit Kindern arbeitete, was technisch gesehen ja auch richtig war. Doch vermutlich war es das Klügste, es schnell hinter sich zu bringen. „Ich arbeite für eine Realityshow namens Großes Mädchen, kleine Stadt .“
Hätte sie nur einen Witz gemacht, wäre seine Reaktion gewiss komisch gewesen. So aber blickte er nur entsetzt. „Dad“, sagte sie. „Ich habe nicht gesagt, dass ich einen Job als Stripperin angenommen habe. Es ist eine Familiensendung.“ In der die Hälfte der Wörter überpiept werden müssen .
„Ich kenne mich mit dieser Art von Sendung nicht aus.“ Er starrte in seine Kaffeetasse, als sähe er dort etwas ganz besonders Ekliges schwimmen.
„Es geht um eine Hip-Hop-Sängerin namens Jezebel. Hast du mal von ihr gehört?“
Obwohl er dunkle Haut hatte, schien ihr Vater ein wenig blass geworden zu sein. „Nein, aber ich schätze, meine Töchter kennen sie.“
„Bestimmt. Wie auch immer, Jezebel ist der Star der Sendung. Wir begleiten sie bei ihrer Arbeit mit Kindern aus der Stadt, die den Sommer im Camp Kioga am Willow Lake verbringen. Jezebel ist sehr offen und na ja, geradeheraus. Außerdem ist sie talentiert und klug, aber auch frech und übellaunig. Ich bin mir sicher, in der Sendung wird man sich auf die ungeheuerlichsten Momente konzentrieren.“
„Und du arbeitest genau warum für diese Firma?“
„In einem Städtchen wie Avalon gibt es keine sonderlich große Auswahl. Außerdem zahlen sie gut, und es ist nur vorübergehend.“
„Wie vorübergehend?“
„Du meinst, wie lange dein Gegner Zeit haben wird mitzubekommen, dass General Jeffries Tochter mit einer verurteilten Straftäterin zusammenarbeitet?“
„Sie ist eine Verbrecherin?“
„Tut mir leid, Dad. Sie ist wegen irgendeines wertlosen Typen in Schwierigkeiten geraten. Doch dafür leistet sie jetzt Sozialstunden mit den Kindern ab.“
„Und du hast über all das genau nachgedacht, bevor du dich zu diesem Schritt entschlossen hast?“ Seine Stimme troff nur so vor Missfallen.
„Ehrlich gesagt nein. Das Einzige, woran ich gedacht habe, war, dass Mom mich jetzt braucht und dass ich einen Job benötige. Falls dein Gegner damit ein Problem hat, dann gräbt er wirklich ziemlich tief, um etwas zu finden, was dich schlecht aussehen lässt.“
General Laurence Jeffries sah auf die Uhr. Er musste los. Natürlich musste er los. Seine Familie wartete auf ihn. Eine Frau und zwei Töchter, die ihn nicht bloßstellen würden. Sonnet stand auf und beugte sich vor, um ihm einen kurzen Kuss auf die Wange zu geben. „Ich muss gehen“, sagte sie. „Ich möchte den Abendzug nach Avalon noch erwischen.“
Auf dem Weg zur nächsten U-Bahn-Station hoffte sie, er würde seine Wut auf sie überwinden. Orlando würde sie bestimmt verstehen. Der Gedanke tröstete sie. Orlando wäre wesentlich verständnisvoller und würde vielleicht sogar einen Weg finden, ihrem Vater zu erklären, warum sie sich so entscheiden musste.
9. KAPITEL
„Du bist vollkommen unvernünftig“, sagte Orlando. So viel also zum Thema Romantik, dachte Sonnet enttäuscht. Dabei hatte Orlando wie ein Märchenprinz gewirkt, als er aus dem Zug ausgestiegen war. Einen Moment lang hatte sie sich hinreißen lassen, davon zu träumen, dass
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