Fuer dich mein Glueck
er gekommen war, um sie in seine Arme zu ziehen und ihr seine unsterbliche Liebe zu erklären. Stattdessen hatte er sie nach einer kurzen Umarmung angesehen wie ein ungezogenes Kind. Dann waren sie ins Auto gestiegen und losgefahren.
„Du solltest mich besser kennen“, erwiderte Sonnet verschnupft. „Ich handle nicht unvernünftig. Und außerdem, herzlich willkommen in Avalon, meiner Heimatstadt.“
Er nickte kurz in Richtung Fenster. „Ja, sehr malerisch.“
„Mit anderen Worten, du bist nicht hierhergekommen, um zu sehen, wo deine Freundin aufgewachsen ist.“
„Doch, natürlich möchte ich das sehen, aber wir müssen auch über andere Dinge sprechen.“
„Als da wären?“
„Dass du deine Karriere einfach für etwas beendest, das sich in wenigen Monaten erledigt haben wird.“
„Zum einen beende ich meine Karriere nicht, ich nehme mir nur eine Auszeit. Und zum anderen geht es nicht um ‚etwas‘, sondern um meine Mutter. Sie ist krank, und sie braucht mich. Ich konnte mich nicht anders entscheiden und dachte, du würdest das verstehen.“
„Das tue ich ja auch, Darling. Du hast Angst. Die Diagnose Krebs ist ja auch Furcht einflößend. Aber denk doch mal darüber nach. Deine Mom braucht die besten Ärzte und die neuesten, effektivsten Behandlungsmethoden. Ich weiß, dass du sie liebst und dir Sorgen machst, aber du kannst ihr das nicht geben.“
„Ich kann ihr aber meine Unterstützung geben. Meine Energie. Es ist schwer zu erklären, aber ich glaube wirklich, dass das wichtig ist.“
Sonnet bog in die Auffahrt. So hatte sie sich den Tag nicht vorgestellt, an dem sie ihren gut aussehenden Freund mit nach Hause brachte, um ihn ihrer Mutter vorzustellen. Sie hatte gedacht, dass sie beide ein wenig nervös sein würden und ganz erpicht darauf, das Treffen so gut wie möglich hinter sich zu bringen. Sie hatte ihrer Mutter zeigen wollen, dass sie jemanden gefunden hatte, mit dem sie glücklich sein konnte. Sie wollte ihr beweisen, dass sie nicht nur beruflich, sondern auch privat auf einem guten Weg war.
„Willkommen im Inn.“ Sonnet bemühte sich, den ironischen Unterton zu unterdrücken.
„Es ist wunderschön hier“, sagte er. „Aber du musst auch wissen, was du aufgibst.“
Sie parkte vor dem Häuschen. „Und was ich gewinne. Das hier bedeutet mir alles, Orlando. Es ist mir wichtig, dass du das verstehst.“ Sie war überrascht, als die Tränen in ihre Augen stiegen.
Noch überraschter aber war sie, als Orlando seinen Arm ausstreckte und sie an sich heranzog. „Ich verstehe das doch. Wirklich.“
Sonnet schloss die Augen. Sie war so dankbar, dass er endlich ein wenig Mitgefühl zeigte. „Dann lass uns hineingehen. Meine Mom wird dich lieben.“
„Hör auf damit“, hallte Ninas Stimme genau in dem Moment scharf durch das Haus, als Sonnet und Orlando durch die Tür traten. „Ich will nichts davon wissen.“
„Gut“, erwiderte Greg angespannt. „Dann such dir die Lieder für deine Chemo-Playlist doch selber aus.“
Sonnet schaute zu Orlando, der etwas nervös mit den Füßen scharrte. Er sah so aus, als stünde er jetzt lieber in einer endlosen Schlange auf der Zulassungsstelle als hier. „Komm rein“, sagte sie. „Sie bereiten sich nur auf ihre erste Behandlung morgen vor.“
Sie ließ Orlando nur kurz auf dem Flur stehen und fand ihre Mutter und Greg über Laptop und iPod gebeugt im Büro. „Oh gut. Du bist meine Rettung“, seufzte Nina erleichtert. „Greg lädt das ganze Ding mit irgendwelchen New-Age-Liedern voll.“
„Das soll beruhigend wirken“, grummelte Greg.“
„Ich brauche Muse. Ich brauche Lady Gaga. David Bowie, The Clash, irgendetwas, das ich mir gerne anhöre, etwas, das meinen Kampfgeist weckt.“
„Ich kümmere mich heute Abend darum“, versprach Sonnet.
Greg sah sie erleichtert an.
„Können wir das Thema jetzt fallen lassen? Da ist jemand, den ich euch vorstellen möchte.“ Sie zeigte in Richtung Flur. „Orlando ist zu Besuch gekommen. Er kann es kaum erwarten, euch kennenzulernen.“
„Oh.“ Nina fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Sie sah in ihren Jeans, mit den Turnschuhen und dem formlosen Top eher lässig und noch dazu etwas gestresst aus. Unter dem Oberteil verbargen sich die Drainage von ihrer Lumpektomie und die noch verbundenen Narben.
„Du siehst gut aus“, beruhigte sie Sonnet. Sie spürte wieder einmal, wie sehr sie es hasste, dass ihre Mutter krank war. „Du bist die coolste Mom der Welt.“
Greg war bereits zu
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