Fuer dich mein Glueck
Orlando gegangen und schüttelte ihm die Hand. „Und das ist meine wundervolle Frau“, sagte er und trat beiseite.
„Orlando Rivera“, stellte er sich vor und schüttelte Ninas Hand. „Es tut mir leid, dass ich hier so unangekündigt hereinplatze.“
Sonnet hielt den Atem an. Sollte er ihre Unterhaltung über ihre berufliche Entscheidung auch nur mit einem Wort erwähnen, würde sie ihn schlagen.
„Kein Problem. Komm und setz dich. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“
„Gerne ein Bier, wenn Sie haben.“
Greg ging in die Küche. Orlando wandte sich an Nina. „Schön, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Nach allem, was Sonnet mir von Ihnen erzählt hat, habe ich das Gefühl, Sie schon ewig zu kennen.“
Nina lächelte. „Ich kann es kaum erwarten, alles über dich zu erfahren.“
Sie verschwieg, dass Sonnet ihr nur sehr wenig über Orlando erzählt hatte. Sie hatte das Offensichtliche erwähnt, dass er charmant war und erfolgreich, dass er gut aussah und einen interessanten Job hatte. Aber Nina war eine Mutter, die Sonnet hart und unerbittlich auf den Zahn fühlte. Sie wollte wissen, wie er sie anbetete, ob er sie auch völlig grundlos küsste und ob er sie zum Lachen bringen konnte. Und sie wollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn sie von ihm getrennt war.
Wenn Sonnet ehrlich war, konnte sie diese Fragen nicht beantworten. Sie war zwar schon seit mehreren Monaten mit Orlando zusammen und hatte einen Schlüssel zu seiner Wohnung bekommen. Orlando hatte ihr sogar verziehen, dass sie den ersten Schlüssel verloren hatte. Auch hielt ihr Vater große Stücke auf ihn. Das war doch ein guter Anfang. Das Anbeten, die Leidenschaft und die Sehnsucht würden mit der Zeit ganz gewiss kommen. So war das doch mit der Liebe, sie wuchs Stück für Stück. Sie war keine große, plötzliche Explosion.
„Ich habe mit großem Bedauern von Ihrer Diagnose gehört“, sagte Orlando zu ihrer Mom.
Sonnet zuckte innerlich zusammen. Geht es vielleicht noch direkter, Orlando? dachte sie genervt. Andererseits wäre Sonnet ohne die Krankheit ihrer Mutter nicht hier. Also konnte er das Thema genauso gut offen ansprechen.
„Vielen Dank“, sagte Nina.
Er reichte ihr einen großen Umschlag. „Auch auf die Gefahr hin, anmaßend zu wirken, möchte ich Ihnen diese Informationen über die Krokower Oncology Clinic in Manhattan geben. Meine Tante ist die medizinische Leiterin dieser Klinik, die sich auf schwer zu behandelnde Krebsfälle spezialisiert hat. Wenn Sie mögen, arrangiere ich gerne einen Termin für Sie.“
Ninas Miene erhellte sich. „Das ist sehr aufmerksam von Ihnen. Vielen Dank. Ich habe zwar bereits einen Behandlungsplan, aber ich höre mir gerne noch eine zweite Meinung an.“
„Ich möchte Ihnen helfen, wo immer ich kann“, versicherte Orlando ihr.
Sonnet sah Orlando bewundernd an. „Du hast mir nie von deiner Tante erzählt.“
„Sie heißt Dr. Davida Rivera“, sagte er, „und sie hat am Johns Hopkins gelernt. Anschließend praktizierte sie in der Mayo-Klinik, und jetzt ist sie eine der Gründungsärzte der Krokower Clinic.“
Dieser Lebenslauf überraschte Sonnet wenig. Alle Mitglieder von Orlandos Familie waren erfolgreich. Offensichtlich bildete seine Tante da keine Ausnahme.
Greg bot Orlando an, ihm das Inn und das parkähnliche Grundstück zu zeigen. Als Nina das Hotel damals übernommen hatte, war es sehr heruntergekommen gewesen. Während der Renovierung hatten sie und Greg sich ineinander verliebt. Sonnet war damals schon auf dem College gewesen. Inzwischen gehörten Greg Bellamy und seine Kinder Max und Daisy zu ihrer Familie, und ihre Mutter war so entspannt und glücklich wie nie zuvor.
Sonnet erinnerte sich noch lebhaft an den Tag, an dem Nina und Greg geheiratet hatten. „Kneif mich“, hatte Nina gesagt. „Sag mir bitte, dass ich nicht träume, denn es fühlt sich zu gut an, um wahr zu sein. Ich habe beinahe Schuldgefühle, weil ich so glücklich bin. Bestimmt werde ich eines Tages dafür zahlen müssen.“
Nina und Sonnet hatten darüber gelacht, weil sie sich sicher waren, dass die Zukunft nur Gutes versprach. Sonnet konnte aufs College gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass sie ihre Mutter allein zurückließ. Und Nina würde sich ein neues Leben mit ihrem neuen Ehemann aufbauen. Vielleicht war es gut, dass man nicht allzu weit in die eigene Zukunft schauen kann, dachte Sonnet. Wenn man es könnte, würde man sich bestimmt so einiges ausreden.
Sonnet und
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