Fuer dich mein Glueck
weiterzumachen.“
„Na dann“, sagte Nonna, und Sonnet hörte an ihrer Stimme, dass sie lächelte. „Dann hast du dir deine Frage gerade selbst beantwortet.“
Sonnet hatte sich sehr reif und erwachsen gefühlt, als sie in die Küche gegangen war. „Ich will dir helfen“, hatte sie verkündet. „Ich kann auch putzen.“
Nina hatte sie in ihre Arme gezogen und gesagt: „Ja, das kannst du. Aber du hast eine andere Aufgabe, Baby. Deine Aufgabe ist es, Kind zu sein und Spaß zu haben und Sachen zu lernen und mich jeden Tag zum Lächeln zu bringen. Meinst du, das schaffst du?“
„Ich werde mir Mühe geben.“ Selbst als Kind hatte sie mit Freude Verantwortung übernommen, hatte sich vollkommen auf die Schule und den Sport und den Musikunterricht konzentriert.
Alle Fotos der Collage waren im und um den Willow Lake herum aufgenommen worden. Sie und ihre Mutter hatten sich nie einen Urlaub leisten können, doch dank ihrer Fantasie waren sie auf wundervolle Traumreisen gegangen. Es gab ein Foto von ihnen beiden, auf denen sie Kopftücher und Schürzen trugen wie Nonna und die Frauen aus dem alten Land. Sie hatten das Haus wie ein italienisches Dorf dekoriert und eine Woche lang nur italienisches Essen gekocht und italienische Musik gehört.
Bei der Erinnerung daran musste Sonnet lächeln. Sie packte die Fotos in die Kiste mit ihren persönlichen Sachen. Es gab nur wenige andere Bilder, ein Porträt von ihr und ihrer Mom auf Ninas Hochzeit. Nina hatte an dem Tag so gestrahlt, und Sonnet hatte sich so für sie und Greg gefreut. Ein anderes Foto zeigte Sonnet, wie sie von ihrem Dad umarmt wurde. Das war bei der Zeugnisvergabe auf der Georgetown gewesen. Ihrem Vater war der Moment offenbar peinlich gewesen, denn er drehte sich weg von der Kamera, aber Sonnet hielt ihren Dad strahlend vor Stolz in den Armen. Es gab auch ein Bild von Orlando, wie er mit der Aktentasche in der Hand das UN-Gebäude verließ. Mit der anderen Hand winkte er ein Taxi herbei. Sonnet liebte dieses Bild nicht nur, weil Orlando darauf so unglaublich gut aussah, sondern weil das Lächeln auf seinem Gesicht allein ihr gegolten hatte.
Ein weiteres Erinnerungsstück, das sie in einer Schublade aufbewahrte und nicht in einem Rahmen im Bücherregal, war ein Foto, das Sonnets Stiefschwester Daisy aufgenommen hatte. Es war das typische verkrampfte Abschlussballfoto vom letzten Jahr in der Highschool und zeigte Sonnet und Zach Alger. Sie hatten beide keine anderen Anfragen für den Abend erhalten und deshalb beschlossen, gemeinsam hinzugehen. Sie erinnerte sich noch daran, wie lächerlich dankbar sie ihm dafür gewesen war. Sie hatte es geliebt, sich herauszuputzen.
Zach sah auf dem Bild so dünn und blass aus wie eine Albino-Vogelscheuche, aber er war der perfekte Gentleman gewesen. Mit Bauchbinde und Ansteckblume im Knopfloch seines gemieteten Smokings hatte er sie abgeholt. Erst später hatte sie erfahren, wie schwer es für ihn gewesen war, das Geld für diesen Abend zusammenzukratzen.
Sonnet hatte sich mit einer innigen Umarmung bei ihm bedankt und dabei den Duft seines Aftershaves tief in sich aufgezogen. Alles würde gut werden, hatte sie sich und ihm versichert. Und das würde es auch. Selbst jetzt noch, Jahre später. Sie mussten einfach nur ihre Freundschaft neu ausloten. Es gab keinen Grund, warum sie den Fehler von Daisys Hochzeit nicht hinter sich lassen und zu ihrer alten Vertrautheit zurückfinden konnten.
Zufrieden hatte Sonnet ihre persönlichen Sachen zusammengepackt, in den angemieteten Lagerraum gebracht und anschließend ihre Wohnung geputzt. Als sie damit fertig war, sah das Apartment so sauber und nichtssagend aus wie ein Zimmer in einem typischen Mittelklassehotel.
Es war an der Zeit, ihren Vater zu treffen. Sonnet ging zu Fuß in das gut situierte Viertel, in dem General Laurence Jeffries wohnte. Seine Straße wurde von alten Sandsteinvillen in großzügigen Gärten gesäumt und endete am Fluss. Sie war zu früh und suchte sich mit ihrem Chai Latte einen Platz draußen in der Sonne.
Ein Stück die Straße hinunter sah sie sein Haus, das genauso stattlich und hübsch war wie Laurence Jeffries selber. Der Garten war tadellos gepflegt und die Stufen zur Haustür ebenso makellos wie die geschmackvollen zarten Vorhänge, die in dem Erkerfenster hingen. Das Haus schrie nicht nach Geld, sondern es flüsterte die Nachricht ganz dezent, doch unüberhörbar. Die Frau ihres Vaters entstammte einer reichen Familie. Ihr Vater war
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