Fuer dich mein Glueck
denken sollte, aber ich kann nicht anders. Zach, ich mache mir solche Sorgen um sie.“
„Ich weiß“, sagte er leise, „ich weiß.“ Ganz sanft streichelte er ihre Schulter.
„Danke, dass du mir nicht sagst, ich solle mir keine Sorgen machen.“
„Das klappt ja doch nicht.“
Sie versuchte, sich nicht in seine streichelnde Hand zu lehnen, doch es fühlte sich so tröstend an und hatte einen hypnotisierenden Effekt, dem sie sich nicht entziehen konnte. „Nichts klappt“, sagte sie bitter.
Sie saßen zusammen und schauten auf die dunkle, glatte Oberfläche des Sees hinaus. Sonnet fielen all die Zeiten ein, die sie mit Zach verbracht hatte. Sie dachte an die Schneeballschlachten im Winter, an ihre Wettschwimmen im Sommer im See und wie sie nach der Schule immer Steine über das Wasser geditscht hatten. Der Willow Lake war der Hintergrund ihrer Kindheit und Jugend. Wieder hier zu sein, warf Fragen auf, die in der Stadt immer weit weg gewesen waren.
„Was machst du heute Abend noch?“, fragte Zach nach einem langen Schweigen.
Ohne ihr Zutun schlug ihr Herz schneller. Sie war froh, dass sie beide den See und nicht einander anschauten. „Abgesehen von meiner kleinen Mitleidsparty?“
„Nein, ernsthaft. Was hast du vor?“
„Nichts. Am liebsten würde ich mich betrinken“, erwiderte Sonnet. „Manchmal wird Alkohol als Therapie vollkommen unterschätzt.“
„Das gefällt mir.“ Er nahm seinen Arm weg und drehte sich so, dass er sie anschauen konnte. „Du hast also kein heißes Date mit deinem Freund?“
Sein Arm fehlte ihr. Sie schob den Gedanken beiseite. „Er musste in die Stadt zurück.“ Sie hätte noch mehr sagen können, aber das alles war noch so neu und ungewohnt, dass sie Zeit brauchte, um darüber nachzudenken.
„Ausgezeichnet.“
„Warum ist das ausgezeichnet?“
„Weil drei einer zu viel sind.“
„Zach …“
„Ich hole dich um sieben ab.“
„Aber …“
„Bis dann.“
18. KAPITEL
„ Bowling? Ich dachte, wir wollten uns betrinken.“
„Geht das nicht zusammen? Leicht beschwipst ist Bowling sowieso lustiger. Wann hattest du das letzte Mal ein wenig Spaß, Sonnet?“
Sie überlegte. „Ich habe immer Spaß“, sagte sie leicht pikiert.“
„Ja, klar.“
„Ich meine, das Leben an sich bringt Spaß.“ Doch wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass ihre Tage nur aus Arbeit und sozialen Verpflichtungen bestanden. Seit einer ganzen Weile schon war es in ihrem Leben sehr ruhig geworden. Etwas einfach nur aus Spaß an der Sache zu machen, kam ihr beinahe seltsam vor. Plötzlich fühlte sich Sonnet viel älter, als sie war.
„Leben ist Leben“, sagte Zach. „Bowling ist Spaß. Es ist unmöglich, beim Bowling keinen Spaß zu haben.“
„Ich habe das zuletzt an Leaky Swobodas Geburtstag in der sechsten Klasse gemacht.“
„Und hattest du damals Spaß?“
„Das solltest du eigentlich wissen. Du warst auch dabei.“
„Dann war es super.“ Sonnet erinnerte sich nur an Bruchstücke. Damals war es nicht wichtig, was jemand sagte oder tat, sondern es ging nur darum, mit Freunden zusammen zu sein. Man war mit Freunden zusammen, die von einem nicht erwarteten, anders zu sein, als man war.
Sonnet schaute zu dem monströsen neuen Neonschild hinauf. King’s Cross Lanes. Dann ertappte sie sich dabei, wie sie Zach anschaute. Seit ihrem letzten Wortwechsel mit Orlando durfte sie wieder jeden Mann anschauen, der ihr gefiel. Es ist noch zu früh, sich nach einem anderen Mann umzuschauen, ermahnte sie sich. „Das ist also der typische Zeitvertreib in Avalon?“
„Womit vertreibt ihr euch denn in der Stadt die Zeit, Miss Klugscheißer?“ Er hielt ihr die Tür auf, und sie trat ein. Zu ihrer Überraschung gab es kein hartes Neonlicht, und auch der Lärm sowie der Geruch von verschwitzten Sportumkleidekabinen fehlte, den sie seit der Kindheit mit Bowlingcentern verband. Stattdessen gab es eine lang gezogene Bar mit gedimmtem Licht, moderne Barhocker und gute Musik, die aus unsichtbaren Boxen schallte. Eine gepolsterte Konsole, die mit Pflanzen bestückt war, trennte die Bar von den Bowlingbahnen.
Sonnet blieb stehen und schaute sich um. „Wow. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es früher hier so toll ausgesehen hat.“
„Sie haben einen neuen Manager.“ Zach winkte einem breitschultrigen Mann zu, der neben der Bar stand. „Du erinnerst dich an Marc, oder? Marc Swoboda?“
Sie hoffte, dass man ihr ihre Überraschung nicht ansah. Das war Leaky Swoboda?
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