Fuer dich mein Glueck
Zach lachte leise. „Du wünschst dir, nie geboren worden zu sein. Wie der Typ in dem Film Ist das Leben nicht schön? Reiß dich zusammen, Sonnet.“
„Hey, ich habe dich vorhin gewarnt, heute suhle ich mich im Mitleid. Wenn du damit nicht umgehen kannst, lässt du mich lieber ein Taxi rufen.“
„In Avalon? Hier gibt es nach wie vor nur ein Taxi, und das ist das Taxi von Maxine. Willst du sie wirklich aus dem Bett klingeln, nur damit sie dich nach Hause fährt?“
„Na gut, dann fahr du mich.“
„Gerne.“
Sie fuhren schweigend. Die Straßenlampen wichen langsam langen Abschnitten absoluter Dunkelheit. Vor dem Haus blieb Zach stehen. „Soll ich dich zur Tür bringen?“
„Ich bin nur angeschickert, nicht betrunken“, sagte sie. „Ich habe es zwar versucht, aber dann ist mir eingefallen, dass ich ja morgen früh aufstehen muss. Morgen steht als Erstes die Kochszene auf dem Plan.“ Sie drehte sich so, dass sie ihn anschauen konnte. „Danke, Zach.“
„Dafür, dass ich dich zum Trinken mitgenommen habe?“
„Für alles, was du heute getan hast.“ Sonnet wurde gleichzeitig heiß und kalt, alles in ihr zog sich zusammen, und sie wusste, dass dies nicht am Long Island Iced Tea lag. „Ohne dich wäre es wesentlich schlimmer gewesen.“
„Ich war immer für dich da“, sagte er. „Es war an der Zeit, dass dir das auffällt.“
Er stieg aus und kam zur Beifahrerseite, um Sonnet die Tür zu öffnen. Sie stieg aus und stand mit einem Mal sehr nah bei ihm. Sie sah ihn an.
„Ist was?“, fragte er heiser.
„Ich bin gerade ausreichend beschwipst, um dich küssen zu wollen.“ Ihr Mund arbeitete ein paar Takte schneller als ihr Gehirn.
„Und ich bin nüchtern genug, um Nein zu sagen.“
„Ich dachte du hättest gesagt, oh, es tut mir leid. Es war wohl ein Missverständnis.“
„Nein, war es nicht.“ Er beugte sich ein kleines bisschen vor, sodass ihre Gesichter einander ganz nah waren und ihre Lippen sich beinahe berührten. „Ich sagte, dass ich mich von dir angezogen fühle und verdammt, ja, ich will dich küssen und habe vor, das auch zu tun, aber nicht jetzt. Ich werde es tun, wenn du wieder einen klaren Kopf hast und über deinen sogenannten Freund hinweg bist.“
Sonnet spürte ein flaues Gefühl im Magen.
„Wir sehen uns morgen“, sagte sie und floh verwirrt ins Haus.
Jane Bellamy war eine ältere würdevolle Dame, wie man sie oft in Werbespots für Zahnprothesen sah. Trotz ihres hohen Alters sah sie einfach umwerfend gut aus. Deshalb musste Zach für die Beleuchtung der neuen Szenen auch wesentlich weniger Weichzeichner einsetzen als normalerweise bei Frauen ihres Alters.
Mrs Bellamy, deren Eltern das Camp Kioga in den 1920er-Jahren gegründet hatten, hatte sich bereit erklärt, an der Sendung mitzuwirken, nachdem die Produktionsfirma versprochen hatte, die Ausbildung der teilnehmenden Kinder zu finanzieren. Nun war ihre Küche für eine Kochstunde eingerichtet worden, und Charles, Janes Ehemann, sah strahlend vor Stolz zu.
Jane und Charles waren beinahe sechzig Jahre verheiratet, das war länger, als irgendeiner der Anwesenden hier überhaupt auf der Welt war. Das Drehbuch sah vor, dass Jezebel sich mit Jane über deren lange Ehejahre unterhielt, während sie den Kindern zeigten, wie man kochte.
Jezebel betrat die Küche und sah neben der dezent geschminkten und frisierten Jane Bellamy noch beeindruckender aus als sonst. Die alte Dame mit der Perlenkette und der Hip-Hop-Star mit der Fußfessel passten absolut nicht zusammen. Doch Mrs Bellamy benahm sich, als befände sie sich jeden Tag in so schriller Gesellschaft. In der Küche waren ein Deckenspiegel angebracht und verschiedene Scheinwerfer aufgestellt worden. Die Kinder hatten sich um einen Barhocker versammelt. Jedes trug eine Schürze mit seinem Namen.
„Bevor das Camp Kioga zum Sommercamp wurde, war es eine Farm“, erklärte Mrs Bellamy. „Deshalb umgeben noch immer so viele Gärten und Obstwiesen das Gelände, und der Sommer ist die beste Zeit, um Rhabarberkuchen zu backen. Habt ihr je Rhabarberkuchen gegessen?“
Die Kinder blickten ratlos, einige zuckten mit den Schultern. Eine Kamera erfasste die Reaktion eines der jüngeren Jungen. Andre verengte die Augen und zeigte auf einen Haufen grüner Blätter. „Wir haben heute Morgen welchen aus dem Garten geholt.“
„Für den Kuchen benutzt man nur die Stängel“, sagte Mrs Bellamy. „Jezebel wird euch zeigen, wie man die Blätter abschneidet und die roten
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