Fuer dich mein Glueck
Stiele schneidet.“
Ein Junge namens Russell schnappte sich eine Handvoll Rhabarberstückchen und steckte sie sich in den Mund, was ihnen den ersten unbezahlbaren Schuss des Tages einbrachte. „Igitt“, sagte er und spuckte alles in einen Mülleimer. „Das schmeckt ja grauenhaft.“
„Regel Nummer eins beim Rhabarber ist, dass man ihn niemals roh essen sollte“, sagte Mrs Bellamy. „Er schmeckt fürchterlich bitter, und sauer ist er auch, nicht wahr, Russell?“
„Ja, Ma’am.“
Zach sah zu Sonnet, die sich mit dem Produktionskoordinator beriet. Wie immer sah sie unglaublich selbstbewusst in ihren Jeans und mit den Sandalen sowie dem flatterigen Oberteil aus. Sie hatte ihre kurzen Haare hinter die Ohren gesteckt, sodass ihre übergroßen goldenen Creolen gut zur Geltung kamen. Allein ihr Anblick reizte ihn ungemein. Seit dem Vorabend auf der Bowlingbahn hatten sie nicht viel miteinander gesprochen. Es gab einfach nichts zu sagen. Zach war unsicher, wie es um die Beziehung mit ihrem Freund stand, der nie da war, aber er hatte sich geschworen zu warten, bis sie bereit wäre, zu reden. Bo und Eddie hatten ihm geraten, sich und vor allem ihr viel Zeit zu lassen. Er musste sich arg zusammenreißen, um auf Distanz zu bleiben, aber er wollte es auf keinen Fall vermasseln. Dazu war Sonnet ihm viel zu wichtig.
Dennoch fiel es ihm ungemein schwer, sie nicht nach diesem Orlando zu fragen. Sie erwähnte ihn mit keiner Silbe mehr, was Zach Anlass zur Hoffnung gab, dass sie vielleicht wieder zu Verstand gekommen war. In Liebesangelegenheiten hatte sie noch nie viel Verstand bewiesen. Sie hatte offenbar keine Ahnung, wie viel besser es ihr ohne diesen Rivera gehen würde, aber das konnte Zach ihr natürlich nicht sagen. Zumal er genau wusste, warum sie an diesem Orlando hing. Der Typ war die rechte Hand ihres Vaters, den sie schon immer bedingungslos angehimmelt hatte. Irgendwie riefen Väter in ihren Kindern eine ganz besondere Form der Loyalität hervor. Zach wusste, wie sich das anfühlte. Man musste diesem Mann gegenüber einfach loyal sein, ob er nun ein Mistkerl war oder nicht.
Zach überlegte, was Sonnets Vater wohl von ihm halten würde. Er war der Sohn eines Verbrechers und mühte sich trotz all der Preise und Auszeichnungen immer noch ab, sich ein Leben aufzubauen. Er war nicht gerade der Freund, den man sich für seine Tochter wünschte, wenn man für das Amt des Senators kandidierte. Aber auch für alle anderen war er nicht gerade der Traum eines Schwiegersohnes.
Zach arbeitete mit Nina noch immer an ihrem Videotagebuch. Im Gegensatz zu General Jeffries verurteilte Nina ihn nicht, das hatte sie noch nie getan. Manchmal stand er kurz davor, mit ihr über seine Gefühle für Sonnet zu sprechen. Vermutlich würde er es auch eines Tages tun, aber nicht im Moment. Nina hatte derzeit genug um die Ohren. Er wünschte, er würde nicht so gut verstehen, warum sie ihre Gedanken und Beobachtungen auf Video festhielt. Doch er tat es. Ein Mensch, der sich einer so schweren Erkrankung stellen musste, wollte sichergehen, dass nichts ungesagt blieb.
Zachs Mutter hatte ihm mehrere Briefe hinterlassen. In diesen Briefen hatte sie ihm all ihre Ängste und ihre Gedanken mitgeteilt und ihm einen wichtigen Rat mit auf den Weg gegeben. Was immer er im Leben auch tun wolle, er solle es tun, weil er es liebte, und nicht weil er glaubte, es tun zu müssen. Es war kein Zufall, dass er sein Leben genauso lebte oder es zumindest versuchte. Es war schwer, seine Liebe zur Kunst mit der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, zu vereinbaren. Sobald diese Produktion im Kasten war, würde er sich auf den Weg machen. Das war zumindest der Plan.
Ein Brief seiner Mutter berührte ihn am meisten. Sie hatte ihn geschrieben, als sie schon im Sterben lag. Darin schilderte sie, wie sehr es sie zerrissen hatte, ihn zu verlassen, aber wie viel schlimmer es geworden wäre, wenn sie geblieben wäre. Als Kind hatte er das nicht verstanden, doch jetzt, wo er älter war, begriff er langsam. Die letzten Worte seiner Mutter aus diesem Brief hatten sich ihm ins Gedächtnis gebrannt. In letzter Zeit dachte er häufig daran. „Ich wünsche mir für dich, dass du die Liebe findest, die wächst und sich ausbreitet und die solide genug ist, um ein Leben lang zu halten.“
Mrs Bellamy zeigte den Kindern gerade, wie man einen Kuchenteig richtig ausrollte. Die Kinder wurden ganz aufgeregt, als jedes von ihnen einen eigenen Teigroller erhielt. „Ihr beide seid nun
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