Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Das merkte er genau. Es nagte vage an seinem Unterbewusstsein.
Er lehnte freundlich aber bestimmt ab und wartete mit mildem, mit einer gewissen Vorsicht gepaartem Interesse auf ihre Reaktion.
In Frau Kaufmanns Augen blitzte Selbstbewusstsein auf, als sie ihr anfängliches Angebot schrittweise erhöhte, bis sie ihm schließlich das Doppelte der ursprünglichen Summe nannte. Das schien ihr Limit zu sein.
Erneut lehnte Asmodeo mit einem Lächeln ab. Dabei versuchte er, sich klar zu werden, was ihm sein Unterbewusstsein signalisieren wollte.
Frau Kaufmann gab sich nicht geschlagen. Sie bot Asmodeo sehr deutlich eine zusätzliche, weit weniger seriöse persönliche Dienstleistung an, während sie dicht an ihn herantrat und ihm über seinen Arm strich. Asmodeo umfasste ihre Hand und zog sie von sich weg. Diesmal lächelte er nicht, als er ablehnte.
Er verließ den Raum und Frau Kaufmann meinte mit eisiger Stimme: „Uns war bisher nicht bekannt, dass Sie gebunden sind, Graf di Borgese.“
Asmodeo sah sie an. In ihrem Gesicht war unverblümter Hass.
Er bemerkte noch etwas.
Es war nur eine ganz leichte Spur, eine fast unsichtbare Nuance in ihrer Ausstrahlung. Aber er hatte es genau gespürt, als sie dicht an ihn herangetreten war: sie hatte vor kurzem Kontakt mit einem Wesen gehabt, das ihm ähnelte.
Sie war mit einem Dämon zusammen gewesen.
10
„ Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft “ - seit heute Morgen bekam ich Mephistos Satz nicht mehr aus dem Kopf. Beim Aufstehen, im Bad, beim Anziehen, Frühstücken und auf dem Weg zur Schule spukte seine Aussage wie ein Mantra durch meine Gedanken und ließ sich nicht verdrängen. Ich dachte darüber nach, wie ich Gut und Böse definieren würde. Dabei tauchten wiederholt sowohl Johannes als auch Asmodeo vor meinem geistigen Auge auf und ich musste mir eingestehen, dass zu beiden sowohl das Gute als auch das Böse gehörte und ich sie nicht lieben würde, wenn es anders wäre.
Es verwunderte mich nicht im Geringsten, als ich schließlich ein letztes Mal in der Turnhalle unserer Schule saß, den braunen Umschlag mit der Aufschrift Abiturprüfung im Fach Deutsch öffnete und auf dem darin befindlichen Blatt die Aufgabe las: Erörtern Sie die Auseinandersetzung mit dem Bösen am Beispiel von Goethes Faust .
Ich gab meine Arbeit als Letzte ab. Vanessa, Katharina und Ute warteten schon ungeduldig vor der Turnhallentür auf mich. Heute war wunderschönes Wetter und die Sonne strahlte in einem dunkelblauen Himmel. Kein Wölkchen war zu sehen. Wir gingen in den kleinen Hinterhof-Garten unseres Cafés, verrückten einen Tisch, bis wir in der Sonne saßen und genossen unseren obligatorischen Cappuccino.
„Mädels, ist euch eigentlich klar, dass wir es geschafft haben?“, fragte Vanessa. „Acht Jahre verschärfte Haftbedingungen … und jetzt – endlich - sind wir frei!“
„Na ja, soooo schlimm fand ich unsere Schulzeit nun auch wieder nicht“, versuchte Katharina zu beschwichtigen.
„Mensch hör auf!“, meldete sich Ute zu Wort. „Du als Miss Superhirn kannst hier doch gar nicht mitreden.“
Katharina runzelte die Stirn und setzte an, sich zu verteidigen. Bevor die gute Stimmung umschlagen konnte, sagte ich in die Runde: „Am besten habe es wohl ich getroffen, denn für mich waren es nur vier Jahre. Jedenfalls vier bewusste Jahre. Aber die haben mir völlig gereicht.“
Erst herrschte betretene Stille, dann prusteten wir alle los.
„Jetzt ist Party angesagt. Und dann Party und dann Party!“, rief Ute, schwenkte ihre Arme und stellte sich auf ihren Gartenstuhl. Als Antwort winkte uns der Ober zu und spendierte uns vier Amaretto.
Vanessa zog Ute lachend herunter. „Heb dir das Herumfuchteln und das auf Tischen Tanzen für die Kirchweih auf!“
Gestern hatte unser alljährliches Bierfest eröffnet und es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir zu viert am ersten Freitag das Kirchweihgelände unsicher machten. Für dieses Jahr hatten wir uns fest vorgenommen, unsere einschlägigen Rekorde in punkto Bier und Brezenkonsum sowie im Brechen von Männerherzen zu toppen.
„Wann treffen wir uns?“, fragte ich.
Katharina sah auf ihre Armbanduhr und meinte „Jetzt ist es eins vorbei. Wenn wir nach Hause gehen, etwas essen und uns kurz herrichten, dann …“
„… zwei, drei Stunden herrichten …“, warf Vanessa ein.
„… dann“, fuhr Katharina unbeirrt fort,
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