Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
„können wir uns gegen fünf bei der Brücke am Fluss treffen.“
„Oh, ich muss mich sputen, Mädels. Sonst schaffe ich das nicht“, meinte Vanessa und sprang auf.
Ich wollte ihrem Beispiel folgen, aber Ute hielt mich mit einem vielsagenden Blick zurück.
„Geht nur vor“, sagte ich. „Ute und ich müssen etwas besprechen.“
Katharina und Vanessa sahen sich wissend an und verließen uns, nachdem wir uns alle gedrückt hatten.
„Die haben’s gut“, seufzte Ute, während sie unseren beiden Freundinnen nachsah.
„Ich weiß nicht“, antwortete ich. „Vanessa nimmt sich die Männer einfach nicht richtig zu Herzen. Und Katharina …“ ich zuckte mit den Schultern. „… die sieht alles von der logischen Seite.“
„Vielleicht ist das sinnvoller“, entgegnete Ute. „Aber ich kann einfach nicht sein, wie die beiden.“
„Wie geht’s dir jetzt mit Leon?“
„Mir geht es besser. Viel besser“, antwortete sie mit vehementem Nicken. Dabei spielte sie mit ihrem Löffel und sah auf den Tisch.
„Aber nicht ganz gut, oder?“
„Nein. Weißt du, bevor das mit seiner Ex passierte, hatte ich grenzenloses Vertrauen zu ihm. Aber seitdem ist irgendwie nichts mehr, wie es einmal war. Oft vergesse ich den Vorfall, wenn wir zusammen sind, aber dann fällt mir schlagartig wieder alles ein und … und ich habe Angst, dass es wieder passieren könnte. Verstehst du das, Lilith?“
„Leons Verhalten hat dich sehr verletzt.“
„Nicht nur verletzt. Es hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Ich war mir absolut sicher, dass Leon und ich für immer zusammen sein würden. Und jetzt - ich weiß nicht.“
Ich schlürfte meinen Cappuccino und dachte nach. Dachte an meine eigenes verkorkstes Liebesleben.
Laut sagte ich: „Ich glaube, du und Leon werdet es schaffen. Ihr kriegt das schon wieder auf die Reihe. Leon ist kein notorischer Fremdgänger. Er ist halt nur … ein Mensch.“
Ute lächelte zaghaft. „Wenn ich ihm einmal nicht genügt habe, wie kann ich da sicher sein, dass ich ihm künftig genügen werde?“
Ich seufzte. „Ich habe mir das mit den Männern auch anders vorgestellt, Ute. Weniger kompliziert.“
„Wie meinst du das?“
„Na ich dachte, es ist ganz einfach. Es gibt nur Schwarz und Weiß. Es gibt nur Liebe und - wie soll ich sagen - keine Liebe. Aber das stimmt leider nicht. Dazwischen existiert eine unendliche Vielzahl unterschiedlicher Facetten. Und letztendlich ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich, festzustellen, was richtig und was falsch ist.“
Utes Miene war ungläubig. „Vor ein paar Tagen hast du ganz anders geredet, Lilith. Kannst du dich daran erinnern?“
Ich lächelte. „In ein paar Tagen kann man unheimlich viel lernen, wenn man nicht gerade in der Schule ist.“
„Weißt du, wo mein Problem liegt, Lilith? Ich weiß nicht mehr, ob ich Leon überhaupt noch liebe.“
„Kannst du dir ein Leben ohne ihn vorstellen?“
„Ich kann mir überhaupt nichts mehr vorstellen. Ich kann nur bis zum Abend des nächsten Tages denken. Und dann, dann verliert sich bei mir alles im Nebel.“
„Die Gegenwart ist alles, was wir haben, Ute.“
„Weißt du Lilith, wenn ich nur einen einzigen Blick in die Zukunft werfen könnte, nur einen winzig kleinen. Wenn sich die Tür zwischen Gegenwart und Zukunft nur für einen Moment öffnen würde und ich kurz hineinspähen dürfte. Ich bin überzeugt, dann wüsste ich, was ich zu tun hätte.“
Ich räusperte mich. „Vielleicht gibt es einen guten Grund, warum uns diese Tür verschlossen ist.“
11
Ich stellte meine Suzi vor unserem Haus ab und beschäftigte mich damit, eine große Tasche vom Gepäckträger herunterzuziehen. Ich hatte nach dem Gespräch mit Ute meinen Spind in der Schule geräumt und dabei Sachen gefunden, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich schleppte den umfangreichen Plunder kurzerhand zur Papiertonne und schmiss ihn hinein. Da lagen sie nun, die Früchte meiner vierjährigen Arbeit.
Deckel drauf und weg damit.
Ich ging durch die Garage in den Garten und traf auf meine Oma, die auf der Terrasse saß und telefonierte.
„Das ist wirklich fürchterlich für Bärbel. Auch wenn es absehbar war, dass Peter nicht mehr zuhause leben kann“, hörte ich sie sagen.
Als sie mich kommen sah, brach sie ihr Gespräch ab. „Also Karin, ich muss jetzt Schluss machen. Lilith kommt gerade nach Hause. Und ich will doch wissen, wie ihr Deutsch-Abi gelaufen ist … - Nein, nein, mach dir keine Sorgen,
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