Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
ich hole Frau Gruber“, sagte sie schließlich.
Ich lehnte mich an den Tresen und fischte aus dem Kristallglas eine große Handvoll Bonbons, die ich mir in die Tasche stopfte. „Das ist wirklich fürchterlich nett von Ihnen. Ich werde meiner Schwester empfehlen, sie zu befördern. Diese Firma braucht Köpfe wie den Ihren.“
Sie warf mir einen letzten verstörten Blick zu, bevor sie durch eine Tür verschwand, die sich hinter der Rezeption befand.
Kurz darauf erschien Frau Gruber. Sie sah genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie war groß, schlank und hatte dunkelblonde, gesträhnte Haare, die ihr in leichten Wellen bis weit in den Rücken fielen. Sie trug ein enganliegendes weißes Kostüm mit Goldknöpfen, welches wirkte, als wäre es farblich zum Teppich abgestimmt. Der kurze Rock betonte ihre meterlangen perfekten Beine, die in ebenfalls weiß-goldenen hochhackigen Pumps steckten.
Das professionelle Lächeln von Frau Gruber erstarb mit jedem Schritt, mit dem sie sich mir näherte, ein wenig mehr. Als sie vor mir stand, war ihr Lächeln verschwunden.
„Lilith?“, sagte sie fragend.
„ Futzirella ?“
Sie schluckte schwer. „Ich habe Ihnen doch schon am Telefon gesagt, dass Graf di Borgese beschäftigt ist.“
Ich lächelte mein süßestes Lächeln. „Und ich sag dir jetzt, liebe Futziputzi , dass mir das egal ist. Ich will Asmodeo augenblicklich sprechen.“
Sie runzelte ihre makellose Stirn. „Wenn Sie hier einen Aufstand machen, sehe ich mich leider gezwungen, die Polizei zu rufen.“
Ich legte ihr vertraulich meine Hand auf die Schulter und säuselte: „ Futzimäuslein , wenn du die Polizei rufst, ruf doch auch gleich die Sanitäter.“
Sie stierte mich fassungslos an. Dann fragte sie tonlos, ohne dieses verführerische Hauchen in ihrer Stimme: „Warum Sanitäter? - Hier braucht niemand ärztliche Hilfe.“
Ich tätschelte beschwichtigend ihre Wange. „ Futzischneckchen , wenn du mich nicht gleich zu Asmodeo bringst, wirst du die Sanitäter herbeisehnen.“
14
Die Direktoren seiner Firmen redeten klar und bestimmt, während sie ihre jeweiligen Positionen vertraten. Dabei waren sie bemüht, die Vorzüge ihrer Bereiche hervorzuheben, ihre besonderen Leistungen in den Vordergrund zu spielen.
Wie Gockel balzten sie um seine Gunst.
Das ging jetzt schon eine ganze Weile und Asmodeo ertappte sich dabei, wie er sich weit weg wünschte.
Eigentlich nicht allzu weit weg.
Er wäre statt in diesem großen Besprechungsraum seiner Firma lieber in Lilith’ Siedlungshaus gesessen.
Asmodeo begann Kreise und Formen auf das Vorblatt des vor ihm liegenden Konzeptes zu malen. Er blendete die Direktoren aus, während er sich auf das Zeichnen der Linien konzentrierte, sich darin verlor, wie die Goldfeder seines Füllers über das Blatt strich und die dunkelblaue Tinte vom Papier durstig aufgesogen wurde. Doch eigentlich nahm er auch das nicht wirklich wahr, denn seine Gedanken weilten bei Lilith.
Irgendeine Frage wurde an ihn gerichtet und riss ihn von seinen Tagträumen los. Asmodeo blickte auf, runzelte kritisch die Stirn, blätterte in den Berichten, die vor ihm lagen und sah streng in die Runde.
Das wirkte immer.
Sofort wurden alarmierte Blicke gewechselt, die Diskussion gewann an Intensität und er hatte seine Ruhe.
Doch seine Ungeduld wuchs, er konnte sie kaum mehr verbergen. Etwas kündigte sich an, lag zitternd in der Luft.
Er spürte es ganz deutlich.
Lilith.
Sie war in der Nähe. Sie wartete auf ihn.
Mit einem Ruck stand er auf und die Diskussion im Raum verstummte schlagartig. Alle Augen richteten sich auf ihn. Er sah auf seine Uhr und ging aus dem Raum. Er hinterließ eine atemlose Stille.
Nach ein paar Schritten stand er auf der Marmortreppe. Von dort aus fiel sein Blick auf Lilith, wie sie seine persönliche Mitarbeiterin Fiona provozierte. Lilith benahm sich regelrecht flegelhaft.
Sie war aggressiv.
Sie war … eifersüchtig.
Eifersüchtig auf Fiona.
Welch wundervolle Erkenntnis!
15
Fiona wurde abwechselnd weiß und rot im Gesicht und öffnete mehrmals ihren Mund zu einer Erwiderung. Bevor sie etwas sagen konnte, ertönte eine Stimme von oben.
„Aber, aber Lilith, was machst du denn mit meiner armen Fiona?“
Ich blickte hinauf. Asmodeo stand in der Mitte der Treppe. Er trug einen schwarzen Seidenanzug und hatte die Hände ganz lässig in seine Hosentaschen gesteckt.
Ich setzte mein unschuldigstes Gesicht auf. „Nichts mache ich, Asmodeo.
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