Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
einprägten.
Schließlich sagte uns eine innere Stimme, dass es an der Zeit war, sich langsam nach Hause aufzumachen. Wir folgten diesem Ruf und um unseren Gang zu stabilisieren, hielten wir uns gegenseitig fest. Denn, wie jeder weiß, kann man in der Dunkelheit leicht umfallen.
Auf dem Weg durch die Buden überkam uns das Bedürfnis nach Süßigkeiten. Vanessa kaufte sich eine unverschämt große Zuckerwatte, Ute und ich gebrannte Mandeln und Katharina kandierte Früchte. Wir setzten uns auf einen Mauervorsprung, jede probierte von der anderen und wir verputzten die Sachen im Handumdrehen.
Wir waren uns einig, dass der Weg quer über den Festplatz einfach zu anstrengend war, um ihn zu dieser vorgerückten Stunde zu nutzen. Katharina, die stets den Überblick behielt, schlug vor, uns durch eine kleine Seitenstraße abzusetzen. Mit dieser Abkürzung würden wir mindestens eine halbe Stunde Zeit gewinnen.
Dieser Logik konnten und wollten wir uns nicht entziehen, hielten uns nur zur Sicherheit aneinander fest und gingen die kleine Nebenstraße hinunter. Hier befanden sich ebenfalls Verkaufsstände, die hauptsächlich billige Kinderspielsachen anboten. Um diese Zeit waren sie allerdings ziemlich verwaist, das Gedränge ließ schlagartig nach.
Ute hielt leicht schwankend an und versuchte mit vorgestrecktem Hals, ihren Blick auf eine der Buden zu fokussieren. Wir fanden das zum Brüllen und strengten uns an, es ihr gleich zu tun.
Das Häuschen, auf das wir starrten, fiel etwas aus dem Rahmen. Es war klein und sein Eingang war mit einem dunkelblauen Vorhang mit goldenen Sternen verhängt. Über dem Eingang prangte eine große gemalte Hand aus der ein Auge schaute. Darüber stand in goldenen Buchstaben Madame Marga.
„Was ist denn das?“, fragte Vanessa. „Kann man sich hier ein Auge auf seine Hand tätowieren lassen?“
„Wer macht denn sowas?“, wunderte sich Katharina.
Ich hatte mein Gleichgewicht wiedergefunden und klärte meine Freundinnen auf. „Da ist eine Hellseherin drin, ihr Pappnasen.“
„Juhu, juhu“, freute sich Ute und tanzte hüftwackelnd herum. „Dann brauchen wir keine Taschenlampe mehr!“
Wir fanden diese Bemerkung sehr geistreich und wunderten uns, dass uns Utes Humor bisher eher verborgen geblieben war.
„Wenn man da hineingeht“, erklärte ich, „sagt uns Madame Marga die Zukunft voraus.“
„Das kann ich auch“, sagte Katharina feierlich. „Heute ist Freitag, morgen ist Samstag und danach kommt Sonntag. Bekomme ich jetzt ein Geld von euch?“
„Albern, das ist wirklich albern, Katharina. Von dir hätte ich etwas Tiefschürfenderes erwartet“, entgegnete ich und schüttelte vorsichtig den Kopf.
„Kann die wirklich die Zukunft vorhersagen?“, fragte Ute. Sie wirkte plötzlich nüchtern.
„Klar kann die das“, meinte Vanessa. „Die liest in deiner Hand und sagt dir, wie viele Kinder du von wie vielen Männern bekommst und wie hoch deine Abfindung ist, wenn du dich scheiden lässt.“
„Das ist ein uralter Aberglaube. Schon die Babylonier…“, setzte Katharina an und fuchtelte dabei mit ihrem rechten Zeigefinger in der Luft herum.
„…fuhren Riesenrad und ließen sich die Zukunft vorhersagen“, schloss ich ihren Satz.
„Ich habe kein Geld mehr“, jammerte Ute und durchsuchte vergeblich ihre Taschen.
„Willst du da wirklich hinein?“, fragte ich sie erstaunt.
„Auf jeden Fall, aber ihr müsst mitkommen“, bettelte Ute mit großen Augen.
„Aber wir haben alle kein Geld mehr“, sagte ich. „Wir sind restlos pleite.“
„Nun“, bemerkte Vanessa langsam. „Das stimmt nicht ganz.“
„Warum stimmt das nicht?“, wollte ich wissen. „Wir haben unser letztes Geld für den Süßkram ausgegeben.“
„Da liegt ihr schon richtig, aber die Frau von Welt - das heißt ich - hat immer einen Notgroschen bei sich.“ Sie langte in die Hüfttasche ihrer Jeans und zog einen großen Geldschein heraus. „Der ist meinem Papa heute früh aus der Tasche ...ähm... sagen wir mal, gefallen , als ich daran gezogen habe.“
„Und das wird er nicht merken?“ Ute war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte sie zu der Hellseherin, auf der anderen Seite wollte sie Vanessa keine Schwierigkeiten machen.
Vanessa zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Der hat noch mehr davon. Also Mädels, wenn ihr wollt, stürmen wir die Bude. Ich lade euch ein.“
21
Ich ging voraus, schlug den Vorhang zur Seite und wir drängten uns in die kleine Hütte. Innen
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