Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Asmodeo.“
Asmodeos Miene hatte sich verhärtet. „Lassen wir die Spitzfindigkeiten. Du weißt genau, was ich meine.“ Seine Stimme klang unnahbar, beinahe aggressiv.
Eine derartig heftige Trauer überkam mich, dass ich Angst hatte, daran zugrundezugehen. „Du kannst noch bleiben“, sagte ich durch Tränen hindurch.
Sein Gesicht veränderte sich, es wurde weicher. Ich erkannte, dass ihm die Trennung mindestens so schwer fiel, wie mir. „Lilith, uns ist beiden klar, dass es besser ist, wenn ich dich jetzt verlasse. Dann habe ich zumindest einen Anflug von Kontrolle über die Situation.“
Vorhin hatte ich beabsichtigt, mit Asmodeo auf der Terrasse zu sitzen, um die Sterne zu beobachten. Jetzt kam mir deren Licht kalt und leblos vor.
„Wartest du einen kleinen Moment?“, bat ich kaum hörbar.
„Wenn du das wünschst, bleibe ich. Aber nicht mehr lange.“
Ich ging ins Haus, öffnete meine Tasche und holte das verpackte Lesezeichen heraus. Ich kehrte zurück zu Asmodeo und blieb vor ihm stehen.
Er blickte mich fragend an.
„Ich wollte mich für die drei schönsten Tage meines Lebens bedanken“, sagte ich.
Sein Gesicht blieb ausdruckslos, er selbst blieb stumm. Ich reichte ihm das verpackte Geschenk. Sein Blick wanderte von dem Päckchen zu mir. Er schien nicht zu verstehen.
„Für dich“, meinte ich und wiederholte dann: „Für dich, ein Geschenk.“
Er nahm den langen schmalen Gegenstand, legte ihn auf seinen Schoß und begann vorsichtig, das Papier zu entfernen. Er fand das silberne Lesezeichen und betrachtete es. Er zeigte keinerlei Regung.
„Es gefällt dir nicht“, stellte ich fest und mir wurde ganz elend. Wie hatte ich auch nur annehmen können, dass ihm ein albernes, altes Lesezeichen zusagen könnte? Doch dann bemerkte ich, wie Asmodeo das Geschenk hin- und herdrehte und mit seinen Fingern über die Gravur fuhr.
„Warum hast du das gemacht?“, wollte er wissen. „Warum hast du für mich ein Geschenk gekauft?“
„Du fragst, warum ich das getan habe?“ Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz jeden Moment aus meiner Brust herausbrechen würde. „Ich habe das getan, weil ich dir eine Freude machen wollte. Um dir zu zeigen, dass du mir wichtig bist. Weil ich dich liebe, Asmodeo.“
Eine tiefe Erkenntnis breitete sich in seinem Gesicht aus.
„So ist es also, wenn man liebt“, sagte er.
Er erhob sich raubtierhaft von seinem Stuhl, kam zu mir herüber und drückte mich an sich, als wollte er mich nie wieder loslassen.
„Wir sehen uns bald“, flüsterte er.
„Versprochen“, brachte ich zwischen meinen Tränen heraus, die mir über mein Gesicht liefen.
Asmodeo lachte bitter auf. „Versprich nur Dinge, die du auch halten kannst.“
33
Er ließ mich alleine auf der Terrasse zurück. Ich hörte, wie er sich im Flur seine Joggingschuhe anzog. Nach einer Weile fiel die Tür ins Schloss und der Motor seines Mercedes sprang an. Ich lauschte bis sich das Surren seines Wagens in der Entfernung verlor.
Mechanisch stellte ich das Geschirr zusammen, trug es in die Küche und stapelte es in die Spülmaschine. Ich schloss die Terrassentür und ging hinauf in mein Zimmer. Ich schlüpfte aus meinen Sachen, zog mein Schlafshirt an und setzte mich aufs Bett.
Ich verharrte lange in dieser Stellung. Schließlich fing ein grünliches Glitzern meinen Blick ein, das von meinem Kopfkissen kam. Ich streckte meine Hand aus und ergriff den Ring mit den Smaragden, den ich am Nachmittag in dem Antiquitätengeschäft anprobiert hatte. Ich steckte ihn an meinen Finger, hob meine Hand und unzählige Lichter brachen sich in den Steinen.
So war es also, wenn man liebte.
34
Der McLaren glitt sanft dahin, es war eine sternenklare Nacht. Der Beifahrersitz war leer bis auf das Lesezeichen, das ihm Lilith erst vor ein paar Minuten geschenkt hatte.
Asmodeo konnte sich nicht mehr auf das Fahren konzentrieren. Er hielt am Straßenrand und stellte den Motor ab. Die Stadt war still, es herrschte kaum Verkehr. In der Ferne hörte er einen Zug vorbeifahren. Das Geräusch schwoll zuerst an und verschmolz dann allmählich mit der Nacht.
Er hatte sich noch niemals zuvor derartig einsam gefühlt. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte er vermutlich versucht, zu weinen.
Er fuhr sich energisch durch die Haare.
Wie hatte sie das nur gekonnt? Wie war es ihr gelungen, in sein Bewusstsein einzudringen und ihn mitzunehmen? Menschen konnten das nicht. Nicht in Träumen und schon gar nicht im
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