Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Wachzustand. Nur Dämonen untereinander waren dazu fähig.
Lilith hatte sich verändert. Sie verfügte über Fähigkeiten, die sie früher nicht gehabt hatte. Sie hatte immer schon eine besondere Energie ausgestrahlt, aber jetzt…. Das, was er vor kurzem erlebt hatte, war unerklärlich. Sie war kein Dämon, das hätte er spüren müssen. Aber was war sie dann?
Seine Gedanken streiften ziellos umher. Er konnte sie nicht mehr festhalten oder bündeln. Bald würde Johannes bei ihr sein. Würde die Dinge tun, die eigentlich er, Asmodeo, tun sollte. Drei Tage konnte Johannes mit Lilith zusammen sein. Und drei Tage würde er, Asmodeo, sie nicht sehen. Aber er konnte sie zumindest spüren. Er konnte ihre Nähe empfinden und wissen, dass sie da war. Das war besser als nichts. Das musste genügen.
Drei Tage. Danach allerdings, würde Johannes bezahlen. Niemand bewegte sich so schnell, wie das Geschoss eines Revolvers. Seines Revolvers.
Doch warum verschaffte ihm diese Vorstellung keinerlei Befriedigung?
Asmodeo nahm das Lesezeichen und steckte es in die Brusttasche seines Hemdes. Er startete seinen Wagen und fuhr nach Hause.
Einen Teil von Lilith trug er bei sich.
Kapitel 10 - Johannes
1
Von Ferne vernahm ich ein Klingeln. Ich drehte mich im Bett zur Seite und zog die Decke über den Kopf. Das war wesentlich besser.
Doch dann kam das Läuten wieder. Es wurde stärker. Schlaftrunken tastete ich mit geschlossenen Augen nach meinem Wecker, um ihn auszuschalten.
Das doofe Ding war aus.
Ich probierte es ein zweites Mal mit dem Kissen und presste es fest auf meine Ohren. Aber ich konnte dem Geräusch nicht entkommen. Penetrant bahnte es sich seinen Weg in mein Bewusstsein.
Ich setzte mich auf und blinzelte zur Uhr. Es war mitten in der Nacht. Draußen graute noch nicht einmal der Morgen.
Das Klingeln nahm nicht ab. Ununterbrochen hämmerte es auf mich ein.
Ich stand auf, schlurfte die Treppe hinunter, fest entschlossen, dem Krach ein Ende zu bereiten.
Ich riss die Haustür auf.
Vor mir stand Johannes. Er hielt den Daumen auf den Klingelknopf gepresst und erst als er mich sah, ließ er los.
Die einsetzende Stille war schon fast unheimlich.
„Guten Morgen, Lilith“, sagte er und auf seinem Gesicht spielte das jungenhafte Lächeln, dass ich so sehr liebte.
„Gute Nacht, Johannes.“ Ich drehte mich um, ließ die Tür offen und wankte Richtung Bett.
„Hey Lilith!“, rief er. „Wir müssen uns beeilen.“
Ich nickte und schritt die Treppe weiter hinauf. Mein Bett rief lauter als er.
Hinter mir hörte ich seine Schritte. Er packte mich lachend an der Schulter.
Ich wandte mich zu ihm um und prallte fast gegen einen großen Pappbecher mit dampfendem Cappuccino, den er mir unter die Nase hielt.
Der Cappuccino roch himmlisch.
Halb blind streckte ich meine Hand danach aus und setzte mich auf die Treppe. Ich nahm einen Schluck. Der Kaffee schmeckte so gut, wie er duftete. Ich trank erneut.
Johannes holte aus seiner Jackentasche eine weiße Papiertüte, öffnete sie und zog ein Croissant heraus. Es war innen mit Nougat gefüllt. Ich konnte nicht widerstehen und biss hinein. Der süße Geschmack machte mich wach. Ich blinzelte.
Durch die offene Eingangstür konnte ich die ersten Vögel singen hören. Langsam setzte die Dämmerung ein.
Ich räusperte mich, gähnte und streckte mich. „Mein Gott, hab‘ ich Pech. Mein Freund ist noch nicht mal Mitte zwanzig und hat bereits die senile Bettflucht.“
Johannes lachte. „Ich war eindeutig auf Schlimmeres vorbereitet. Ich dachte allen Ernstes, dass du mich wieder treten würdest.“
„Um diese Uhrzeit trete ich niemanden“, stellte ich richtig und biss wieder in das Croissant. „Ich strafe nur alle, die mich wecken, mit grenzenloser Verachtung. Und dann gehe ich zurück ins Bett und schlafe weiter. Du kannst von Glück reden, dass dir eingefallen ist, mich mit Cappuccino und Nougathörnchen zu bestechen.“
„Darüber habe ich auch lange nachgedacht. Zuerst wollte ich dir Rosen mitbringen. Aber das fand ich zu kitschig. Außerdem wollte ich die Dornen nicht abbekommen, falls du den Strauß nach mir geworfen hättest.“ Johannes strahlte mich an und ich fragte mich, wie man um diese Uhrzeit überhaupt gut gelaunt sein konnte.
„Du hast es geschafft“, sagte ich.
„Was habe ich geschafft?“
„Ich bin hellwach, übermüdet und richtig, und ich meine richtig- richtig sauer.“
Ungerührt von dieser Feststellung setzte sich Johannes neben
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