Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
nie.“
Bereits in unserem Vorgarten konnte ich das Aroma des Kräuter-Suds riechen, in dem die Muscheln kochten.
Unseren Gartentisch erkannte ich kaum mehr wieder. Eine schwere weiße Damasttischdecke war darauf ausgebreitet und er war gedeckt, wie im feinsten Lokal. Jemand hatte Brokatkissen beschafft und auf die alten Stühle gelegt. Weingläser aus Kristall glitzerten in der untergehenden Sonne.
Wir setzten uns und Asmodeo schenkte uns etwas Wein ein. Der Koch kam aus der Küche. Er trug eine gigantische ovale Schüssel voll von dampfenden, hoch aufgetürmten Muscheln. Er stellte sie vor uns ab, brachte uns einen Korb mit frisch aufgeschnittener Baguette, wünschte uns einen bon appetit und eine bonne nuit und verschwand.
Mein Magen knurrte. Ich hatte Hunger und sah voller Vorfreude auf die Delikatessen. „Erwartest du weiteren Besuch oder ist dieser riesige Berg nur für uns beide?“
Asmodeo grinste mich an. „Das meiste ist ohnehin Schale und ich würde dir empfehlen, die nicht zu essen.“
„Sehr witzig“, sagte ich, griff mir eine Handvoll Muscheln und legte sie auf meinen Teller. Ich brach sie ganz auf, holte das Fleisch heraus und war hin und weg. Ich hatte noch nie Vergleichbares gekostet. Asmodeo bemerkte meine Begeisterung und strahlte über das ganze Gesicht. Das Baguette und der Wein rundeten den wundervollen Geschmack nach Meer und Sonne ab. Obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte, wurden die Muscheln rapide weniger und schließlich blieben lediglich die leeren schwarzen Schalen übrig.
Asmodeo goss sich etwas Wein nach. „Schön, dass es dir so gut geschmeckt hat, Lilith. Das freut mich sehr, obwohl es ein einfaches Essen war.“
Ich war zufrieden. „Ja, die Muscheln waren fabelhaft, aber ich hätte dir eher Austern zugetraut.“
Asmodeo lächelte ein wenig. „Austern waren auch meine erste Wahl. Aber dann habe ich zugunsten der Miesmuscheln auf sie verzichtet.“
„Und warum?“, erkundigte ich mich aus reiner Neugierde.
„Austern haben gewisse - sagen wir einmal - belebende Nebenwirkungen . Und mit deiner belebenden Wirkung fertigzuwerden, reicht mir vollkommen.“
„Das war ein Kompliment“, stellte ich staunend fest.
Asmodeo ergriff meine Hand und küsste ihre Innenfläche. „Das war nur die reine Wahrheit, Lilith. Ich bin besessen von dir.“
27
Wir sahen uns über den Tisch hinweg an. Sein Blick verdunkelte sich.
„Was ist los?“, fragte ich.
„Bald ist Mitternacht. Uns bleiben nur wenige Stunden.“
Eine Welle der Ohnmacht zerrte an mir, als Asmodeo das aussprach, was ich im Verlauf des Tages ohnehin immer schwerer verdrängen konnte. Verzweifelt überlegte ich, wie ich unsere letzten Stunden zu einem besonderen Erlebnis für uns machen könnte.
Ein abenteuerlicher Gedanke drängte sich mir auf. Eine Idee, die auf dem ersten Blick so absonderlich erschien, dass ich zunächst nicht den Mut hatte, sie auszusprechen. Aber was hatte ich, was hatten wir, letztendlich zu verlieren? „Dann lass uns diese Stunden auskosten“, sagte ich.
Asmodeo sah deprimiert zu Boden. „Selbst ich mit meinen über das normale Maß hinausgehenden Fähigkeiten kann die Zeit nicht aufhalten, Lilith. Unsere drei Tage gehen unaufhaltsam dem Ende entgegen. Wir können nur hier auf dieser Terrasse sitzen und warten, bis unsere gemeinsame Frist abläuft.“
„Wir könnten doch verreisen.“
„Heute Abend kommen wir aber nicht mehr weit.“
Ich konnte meine Begeisterung kaum unterdrücken. „Das sehe ich anders. Ich kann keine Grenzen erkennen.“
Asmodeo verstand mich nicht. Ich musste deutlicher werden.
„Wir können doch gemeinsam weg, wie in unseren Träumen.“
Resignation spielte in seinem Gesicht. „Dazu musst du schlafen, tief schlafen. Nur dann habe ich die Möglichkeit, zu dir zu kommen und dich mitzunehmen.“
Eine innere Stimme drängte mich dazu, jetzt nicht aufzugeben. „Vielleicht geht das auch anders.“
„Träume sind die einzige Möglichkeit bei Menschen. In dieser Beziehung bin ich der Fachmann.“
„Gestern warst du auch skeptisch und trotzdem habe ich dich verstanden, als du Dumas vorgelesen hast.“
„Das mit der Sprache, das war ein Zufall. Vermutlich hast du als Kind Französisch gelernt und kannst dich aufgrund deiner Amnesie nur nicht mehr daran erinnern.“ Er schien selbst nicht überzeugt von seiner Theorie und mied meinen Blick.
„Meinetwegen war das pures Glück“, gestand ich ein. „Aber vielleicht ergibt sich ein
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