Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Liebling nennst“, raunte mir Johannes zu.
Eine andere Stewardess brachte uns die Getränke. Ich stellte mit Genugtuung fest, dass sie sorgsam Abstand von Johannes hielt.
Kaum hatten wir ausgetrunken, verloren wir bereits wieder an Höhe. Ich konnte unter uns Hamburg und die Elbe liegen sehen. Der Pilot meldete sich nochmals, um mitzuteilen, dass wir uns im Anflug auf unser Reiseziel befanden. Bald darauf landeten wir.
5
Mit unserem Handgepäck begaben wir uns nach draußen und liefen die paar Schritte bis zum wartenden Zubringerbus. Ich schnupperte im Freien. Die Luft war frisch. Sie kam mir feuchter vor, als zuhause.
Beim Verlassen des Terminals hielten wir im Büro eines Autoverleihers. Johannes unterschrieb einige Unterlagen und ihm wurden Fahrzeugschein und Wagenschlüssel übergeben. Als wir den Raum verließen, kamen uns die zwei Geschäftsleute entgegen, die hinter uns im Flugzeug gesessen waren. Sie hatten sich offensichtlich auch ein Auto gemietet.
6
Johannes war sich selbst treu geblieben und hatte sich für einen offenen BMW entschieden. Wir verstauten unser Gepäck im Kofferraum und brausten los.
Der Morgenverkehr flutete in die Stadt. Wir fuhren in die Gegenrichtung. Der Tag versprach, schön zu werden. Die Sonne kletterte stetig höher und höher, ihrem Zenit entgegen.
Zwei-, dreimal hatte ich das Gefühl, als würde mich jemand beobachten. Ich drehte mich um, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Ich hatte eindeutig zu wenig geschlafen.
„Wo fahren wir eigentlich hin?“, fragte ich Johannes.
„Überraschung“, antwortete er ausweichend.
„Und wenn mir deine Überraschung nicht gefällt?“
„Keine Angst, ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“
Wir folgten der Autobahn eine knappe Stunde und bogen dann nach rechts auf eine Landstraße ab. Grüne Felder säumten die Strecke. Die wenigen Häuser, die am Straßenrand standen, hatten urige gemütliche Reetdächer, die sie sich tief ins Gesicht gezogen hatten.
Und dann sah ich das erste Mal das Wasser. Es war ein Fjord, der sich weit in das Land hinein schlängelte. Repräsentative Bürgerhäuser und unförmige Speicher standen am Ufer. An den Anlegestellen vor dem Quai dümpelten Segelyachten und Vergnügungsdampfer neben bunten Fischerboten.
Wir ließen die kleine Stadt hinter uns, die Straße wurde enger. Bis zum Horizont war der Boden mit blühendgelben Rapsfeldern bedeckt. Am strahlend blauen Himmel flogen Gruppen von Wildenten dahin, als wären sie unsere Begleiter.
Vor einem Schild, auf dem zum Strand stand, bogen wir ab und durchquerten ein kleines Dorf. Schließlich erreichten wir eine Anhöhe.
Die Aussicht nahm mir den Atem.
Vor uns erstreckte sich die Ostsee. Das Wasser war tiefblau soweit das Auge reichte und reflektierte silbrig glänzend die Sonnenstrahlen. Der Strand war nahezu weiß und schien kein Ende zu nehmen. Dahinter kam ein befestigter Deich, auf dem ein Fußweg entlang führte.
„Wir sind gleich am Ziel“, sagte Johannes zu mir und fuhr auf eine Privatstraße. Sie endete vor einem Anwesen aus dem letzten Jahrhundert. Die wuchtigen Klinkermauern waren weiß getüncht und das überdimensionale Reetdach sah nagelneu aus.
Johannes hielt auf einem gepflasterten Parkplatz, an dessen Kopfseite mehrere Garagen standen. Er stieg aus und öffnete mir die Wagentür.
„Willkommen“, sagte er.
7
Ich stieg aus und sog die geradezu lebendige Seeluft tief ein. Ein milder Wind wehte mir durchs Haar.
Ich blickte mich um. Das Strandhaus war riesig und imposant. Es stand allein direkt auf dem Deich, auf einem sehr großen parkähnlichen Grundstück, das tipptopp wirkte. Eine dichte Hecke aus rosa blühenden Wildrosen umgab das Grundstück. Erst in weiter Entfernung entdeckte ich einige andere Häuser.
Ich war überwältigt. „Johannes, wer wohnt hier?“
Johannes lachte. „Na wer wohl, wir natürlich.“
„Und sonst niemand?“
„Nein, momentan nicht. Das ist das Sommerhaus meiner Eltern, aber zurzeit sind sie auf einem mehrwöchigen Segeltörn irgendwo bei Norwegen.“
Johannes nahm meine Hand und wir gingen hinein. Fast die gesamte untere Etage der Villa war entkernt. Wir traten in ein großes Wohnzimmer mit rustikalem Holzboden, das im Landhausstil möbliert war. Die Stirnseite bestand aus Sprossenfenstern und einer breiten Terrassentür, durch die man einen unbeschreiblichen Ausblick auf das Meer hatte.
Johannes führte mich mitten durch den Wohnraum nach
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