Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
lehnte sich mit geschlossenen Augen in seinem Sitz zurück. Ich küsste ihn auf die Wange, dann stieg ich aus und lief durch den Regen auf Asmodeos Tür zu.
Mit fliegenden Fingern gab ich den Code ein und wartete darauf, dass sich die Tür mit einem Summton öffnete. Nichts geschah. Ich wiederholte die Zahlenfolge zweimal mit größerer Sorgfalt - immer mit dem gleichen Misserfolg. Vermutlich hatte ich die Ziffern in der Aufregung durcheinandergebracht.
Ich klopfte an die Tür. Der Summer ertönte. Ich trat ein.
8
Es dauerte einige Sekunden, bis sich meine Augen an das Halbdunkel in der Halle gewöhnten. Asmodeo hielt sich wie das letzte Mal hinter der Bar auf. Vor ihm befand sich ein Cocktailglas. Schnellen Schrittes ging ich auf ihn zu, eigentlich rannte ich fast, bis ich die Bar erreichte. Mein Herz drohte in meiner Brust zu zerplatzen und das Atmen fiel mir schwer. Ich war überglücklich, ihn wiederzusehen.
Asmodeo hielt mich mit seinen Augen fest, hob das Cocktailglas an und sagte mit seiner samtweichen Stimme „Hallo Lilith, da bist du ja wieder.“
„Asmodeo, ich bin so froh, dich zu sehen“, sprudelte es aus mir heraus. Ich konnte es kaum erwarten, dass er über die Tresen langte und mich berührte. Aber er lächelte nur.
„Wirklich?“, fragte er und obwohl er vollkommen gelassen dastand, hatte ich für kurze Zeit das Gefühl, dass er seltsam angespannt war.
„Natürlich, Asmodeo. Ich habe dir viel zu erzählen. Aber warum fragst du?“ Eine unbestimmbare Angst begann, sich in mir breit zu machen.
Asmodeo lächelte noch immer. „Ich frage, weil du in den letzten drei Tagen allem Anschein nach kein Bedürfnis gehabt hast, mit mir in Kontakt zu treten.“
Verstört blickte ich ihn an. „Ich war bei Johannes. Das weißt du doch. Das war unsere Abmachung.“
Asmodeo nahm einen tiefen Schluck aus seinem Cocktailglas und schenkte sich aus einem silbernen Shaker nach. „Selbstverständlich weiß ich das.“
Er hob sein volles Glas, betrachtete die Flüssigkeit gegen das spärliche Licht, dass durch die großen Fenster fiel. Dann sah er wieder zu mir. „Aber Lilith, du bist einfach fortgegangen, ohne mir einen Ton zu sagen. Du warst weit fort, denn ich konnte dich nicht mehr spüren.“
In seiner Feststellung lag eine derartige Anklage, dass ich mich rechtfertigen wollte.
„Ja“, gab ich zu. „Aber wo ist das Problem? Wir wären in unseren drei Tagen doch auch weggefahren, wenn es nach dir gegangen wäre.“ Ich konnte nicht glauben, was sich hier abspielte. Das musste ein riesengroßer Irrtum sein.
Asmodeos Lächeln wurde bitter. „Wenn wir zusammen verreist wären, dann hätte ich gewusst, wo du bist, denn dann wäre ich bei dir gewesen.“
Ich konnte seiner Logik nur teilweise folgen und senkte meinen Blick. „Es tut mir leid, wenn du dir meinetwegen Sorgen gemacht hast. Das wollte ich nicht.“
Asmodeo stellte sein Cocktailglas mit einem lauten Knall auf den Bartresen. Der Inhalt schwappte heraus. „Es tut dir leid? Das ist alles? Du kommst nach drei Tagen hier an und sagst einfach, es tut dir leid?“
So hatte ich seine Stimme noch nie gehört. Ich wich unbewusst einen Schritt zurück.
„Ich war wahnsinnig in Sorge um dich. Niemand wusste, wo du bist. Deine Freundinnen nicht, deine Oma nicht. Niemand.“
Ich stand wortlos da und wusste nicht, was ich sagen sollte.
Asmodeo Augen sprühten Funken. Er deutete auf mich. „Und wo hast du dich mit diesem Priesterschüler herumgetrieben? Schau dich nur an, wie du aussiehst. Übernächtigt, erschöpft und hager. Und dein Seidenschal, den du ach so malerisch um deinen Hals geworfen hast, kann die Knutschflecke auch nicht verbergen. So wie du dastehst, bist du nicht einmal richtig zum Schlafen gekommen, weil er seine dreckigen Finger nicht von dir lassen konnte. Aber dazu gehören immer zwei, nicht wahr? Vermutlich hast du es bereits in unseren drei Tagen gar nicht erwarten können, es mit ihm zu treiben. Hab ich recht? Los, sag was!“
Asmodeos Stimme war immer leiser geworden und er hatte die letzten Worte fast nur noch zwischen seinen Zähnen herausgezischt. In seinem Gesicht stand zerstörerische Wut geschrieben.
Ich zog den Schal fester um meinen Hals und blickte tapfer in die Abgründe seiner blauen Augen. „Es ist nicht wie du denkst.“
Asmodeo antwortete nicht sofort. Er nahm den Shaker, hob ihn an und schüttelte ihn prüfend, bis die Eiswürfel gegen das Metall klapperten. Dann drehte er sich um, holte aus und
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