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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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bejahte und der kleine Feuerwehrmann wandte sich ab. Ich hielt ihn an der Schulter zurück.
    „Kann ich Sie etwas fragen?“
    Er betrachtete mich ernst.
    „Was glauben Sie, hat das Feuer ausgelöst?“
    Um seine Augen bildeten sich Lachfalten. „Da brauche ich nicht lange nachzudenken. Das war sicher eine dieser veralteten Elektroleitungen. Die halten jahrzehntelang und irgendwann macht es Peng! - und dann schmoren sie durch und brennen lichterloh. Ich würde darauf wetten, dass das die Ursache war.“
    Er ging zurück zu unserem Haus. Seine Leute – allesamt nicht viel älter als er – begannen damit, die Schläuche aus unserem Vorgarten wegzuräumen.
    Ich stieg zu Gerti in den Rotkreuzwagen und winkte Johannes zu, der mit dem Jaguar hinterherkam. Die Hecktür wurde geschlossen. Mit Blaulicht fuhren wir in die nahegelegene Klinik.
     
    5
     
    Wir saßen nebeneinander auf zwei Plastikstühlen und sahen auf die große graue Tür, hinter der meine Oma soeben behandelt wurde. Johannes hielt mich im Arm. Ich versuchte immer wieder, aus dem Alptraum zu erwachen, mir klarzumachen, dass nichts von dem, was ich heute erlebt hatte, real war.
    Zwei Krankenschwestern kamen vorbei. Sie trugen einige Reagenzgläser und unterhielten sich über Belanglosigkeiten. Die Klinik war leider zu real.
    Ich war wie von Sinnen vor Sorge und Angst. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass meine Oma nahezu meine gesamte Familie darstellte. Was sollte aus mir werden, wenn sie nicht mehr da war? Und wie konnte ich sie gehen lassen, nach einem derartig hässlichen Streit, wie wir ihn heute Nachmittag gehabt hatten?
    Die Tür vor uns öffnete sich abrupt, ein schnöselhafter junger Arzt kam heraus.
     „Wer ist Fräulein Stolzen“, fragte er, während er, der Gott in Weiß , auf uns herabsah.
    Ich stand auf.
    Der Arzt versuchte die Spur eines Mitgefühls in sein hochmütiges Gesicht zu legen. „Ihrer Großmutter geht es wieder ganz gut. Wir lassen sie trotzdem zur Beobachtung über Nacht hier.“
    Er machte eine dramatische Pause. Wahrscheinlich erwartete er, dass ich ihm vor lauter Bewunderung untertänig um den Hals fiel. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Etwas ernüchtert fuhr der Arzt fort. „Wir haben ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und sie können ein paar Minuten mit ihr sprechen. Sie werden dann von selbst merken, wenn sie langsam wegdämmert.“
    Ich stürzte an ihm vorbei, öffnete die Tür und stand im Patientenzimmer. Meine Oma befand sich in einem bequemen Bett. Ihr Kopfkeil war etwas hochgestellt und ihre weißen Haare leuchteten wie Schnee.
    Als ich sie in dem Krankenbett liegen sah, wurde mir erstmals bewusst, wie alt sie in Wirklichkeit war. Dummerweise war mir das vorher nie aufgefallen. Ich ging zu ihr. Eine Nadel mit einer Plastikkanülle steckte in ihrer Vene. Ihr Arm war mager, der einer alten Frau.
    Gerti lächelte. „Da bist du endlich, mein Findling“, flüsterte sie heiser.
    Ich beugte mich zu ihr herunter, küsste sie auf die Stirn.
    Mit rauer, belegter Stimme sprach sie weiter. „Deine alte Oma hat sich heute was geleistet, richtig?“
    Tränen traten mir in die Augen, die ich verstohlen wegwischte. „Warum? Du warst einsame Klasse. Der Feuerwehrchef hat gesagt, jeder Normale wäre bei einem solchen Brand erstickt. Aber nicht meine Gerti.“
    Meine Oma deutete stumm auf ihr Nachtkästchen. Dort standen eine Flasche und ein Glas. Ich goss ihr ein und führte ihr das Wasser zum Mund. Sie trank gierig. Vorsichtig sorgte ich dafür, dass ihr Kopf wieder auf das Kissen zurückfand.
    „Wer hat mich denn herausgeholt?“, erkundigte sie sich.
    „Ich habe die Tür eingetreten, aber ich konnte nicht über die Flammen.“
    „Und wer hat mich gerettet?“
    Ich blickte sie an und konnte ihr die Antwort nicht geben.
    Sie musterte mich. „Es war Johannes, nicht wahr?“
    Ich sah zu Boden.
    „Obwohl ich ihn beleidigt habe, hat er sich quer durch die Flammen und das verräucherte Haus gekämpft um mich bösartige und starrsinnige Alte zu retten“, erklärte sie der gegenüberliegenden Wand ihres Zimmers.
    „Wir haben beide nicht nachgedacht“, sagte ich in die Stille. „Uns war nur klar, dass wir schnell handeln mussten.“
    „Meine Enkelin hat mit achtzehn Jahren eine bessere Menschenkenntnis als ihre Oma mit fünfundsiebzig. Was für eine aufbauende Erkenntnis!“ Sie seufzte tief.
    Ich zog einen Stuhl zu ihr ans Bett, setzte mich und hielt ihre Hand.
    „Ich bin dir eine Erklärung schuldig“, sagte

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