Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
wir drei, haben alle einen hohen Preis dafür gezahlt. Einen viel zu hohen Preis, wenn du mich fragst.“ Gertis Mund zitterte und sie brauchte eine Weile, bis sie fortfahren konnte. „Karin kam durch, aber sie erfuhr später, dass sie wohl nie wieder Kinder bekommen könnte - unsere Karin, die immer davon geträumt hatte, eine große Familie zu haben. Karin ist daraufhin bald nach München gezogen, hat dort promoviert und sich von da an ausschließlich auf ihre wissenschaftliche Arbeit konzentriert.“
Meine Oma blickte mir in die Augen. „Bärbel und ich haben ihr fest versprochen, niemandem auch nur ein Wort davon zu erzählen. Aber du gehörst zu unserer Familie und du musst das wissen.“
Wie betäubt blickte ich lange in ihre Augen und sah Spuren von Tränen darin. Meine Gedanken stürzten ineinander. „Johannes würde mich niemals verraten“, sagte ich schließlich.
Gerti musterte mich. Dann nickte sie. „Ich weiß. Dein Johannes ist anders. Auf den kannst du dich verlassen, wie du dich auch auf Asmodeo hundertprozentig verlassen kannst.“
Als sie so völlig unerwartet Asmodeos Namen aussprach, wurden meine Enttäuschung und mein Schmerz für einen Augenblick sichtbar.
Plötzlich wirkte meine Oma sehr erschöpft. Dann blickte sie Richtung Gang. „Holst du Johannes bitte herein? Er wartet doch sicher draußen auf dich.“
Ich ging durch die beiden Türen zu Johannes, der auf seinem Plastikstuhl saß, die Beine weit von sich gestreckt und die Hände in den Gürtel gehakt.
„Sie will dich sehen.“
Er stand auf, zog sich sein Hemd gerade und glättete die Falten in seiner angekohlten Jeans. „Muss ich mich innerlich wieder auf eine Szene wie heute Nachmittag einstellen?“
„Nein“, antwortete ich. „Sie will nur mit dir reden.“
Wir gingen in das Krankenzimmer und blieben vor ihrem Bett stehen. Johannes zauberte sein Jungenlächeln auf sein Gesicht und meine Oma musterte ihn kühl. „Du hast mir heute Abend das Leben gerettet?“
Johannes wollte zu einer Ausflucht ansetzen, dann zuckte er leicht mit den Schultern. „Ich habe Sie aus dem Haus getragen.“
Meine Oma befeuchtete ihre Lippen und sagte dann leise: „Es tut mir leid, dass ich mich heute Nachmittag daneben benommen habe.“
Johannes machte eine beruhigende Geste. „Das war nicht schlimm, Frau Stolzen. Ich bin von Lilith einiges gewöhnt. Ihre Familie ist, wie soll ich sagen, ausgesprochen temperamentvoll?“
Diesmal bekam meine Oma ein richtiges Lächeln hin. Danach wurde sie gleich wieder ernst. „Sie kümmern sich doch die nächsten Tage um Lilith?“
Johannes bewegte seinen Kopf kaum merklich. „Ich kümmere mich so lange um ihre Enkelin, wie sie das zulässt. Und wenn es sein muss, auch länger.“
Gerti wurde sichtlich müde und schloss mehrmals die Augen. „Sie sind ganz anders als der Rest Ihrer Familie.“
Johannes legte den Arm um mich und wir sahen ihr dabei zu, wie sie einschlief.
7
Ich brauchte beide Hände, um den Strauß zu tragen. Zahllose Wildblumen waren zu einem bunten Bouquet gebunden, das wie eine Sommerwiese duftete. Johannes hielt mir die Tür auf und meine Oma lachte uns erschreckend blass, aber sonst ganz die Alte, entgegen. Sie saß in einem Morgenmantel der Klinik an einem plastikbeschichteten Frühstückstisch und aß Fruchtsalat aus einer Glasschüssel. Eine zentnerschwere Last fiel von mir ab, als ich merkte, dass sie wieder wohlauf war.
„Hallo Kinder“, sagte sie beinahe übermütig. „Für wen ist denn dieser wunderschöne Strauß?“
Johannes hatte eine Vase organisiert, die er am Waschtisch mit Wasser füllte.
„Die Blumen sind natürlich für dich, Gerti. Für wen denn sonst.“ Ich küsste ihr die Wange. Danach begrüßte sie Johannes mit Handschlag.
„Setzt euch doch etwas zu mir“, forderte sie uns auf. „Gleich werde ich abgeholt.“
„Du wirst abgeholt?“, erkundigte ich mich erstaunt. „Von wem denn?“
„Ich habe heute früh Bärbel angerufen und die hat Karin informiert. Alle beide waren der Meinung, dass ich jetzt etwas Erholung brauche. In einer halben Stunde kommt Bärbel, sie hat mir Kleidung besorgt und nimmt mich zu sich. Karin sitzt ebenfalls schon in ihrem Auto und wir treffen uns alle in Neustadt bei Bärbel. Da werde ich dann bleiben, bis unser Haus wieder instandgesetzt ist und ich die Nachwirkungen der Rauchvergiftung vollständig überwunden habe.“
„Eine gute Idee“, pflichtete ich ihr bei. Ich suchte nach den richtigen Worten.
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