Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
ihren Weg zu mir. „Die Dinger sind wirklich nicht schlecht“, sagte ich, während ich kaute.
Johannes war mit seinem Laptop beschäftigt. Er ignorierte mich.
„Ihr Reichen, ihr wisst schon, wie ihr lebt“, schmatzte ich laut, doch ich erhielt wieder keine Antwort.
„Wie sagte dieser alte singende Greis mit Hut, dieser Sinatra? Ich war arm und ich war reich. Und reich war besser. “ Kugel Nummer vier war in meinem Mund. Es dauerte ein wenig, bis ich weiterreden konnte. „Und ich sag dir eins, Johannes. Dieser Sinatra hat gewusst, wovon er redet.“
Johannes blickte mich nachdenklich an und überprüfte, wie viele Mozartkugeln in der Schachtel waren. „Wird es dir nicht langsam schlecht?“
„Schlecht?“ - ich schüttelte den Kopf. „Diese Suchtbomben sind klasse, davon wird es einem nicht schlecht. Da könnte ich Dutzende von essen.“
Johannes räusperte sich etwas und studierte wieder den Bildschirm seines Laptops. „Wie wär’s mit Hawaii?“, fragte er schließlich.
„Hawaii?“
„Ja, Hawaii. Das ist weit weg und übermorgen Nacht geht ein Flugzeug.“
„Hawaii klingt doch gut!“ Ich legte viel Enthusiasmus in meine Stimme, obwohl mir danach überhaupt nicht zumute war. „Wie ist denn dort das Wetter um diese Zeit?“
Johannes betätigte ein paar Mal seine Maustaste. „Über dreißig Grad und strahlender Sonnenschein. Die Wassertemperatur liegt bei weit über zwanzig Grad.“
Ich vermisste schon jetzt die kühlen Gewässer der Ostsee. „Über zwanzig Grad? Klasse!“
Johannes merkte, dass es mir nicht ernst war mit dem was ich sagte, aber er hielt es allem Anschein nach für besser, im Moment nicht darauf einzugehen. „Soll ich dann buchen?“
Selbst Mozart konnte mir nicht mehr helfen. „Ja.“
Wieder klickte Johannes mit seiner Maus. Der Drucker begann seine Arbeit. Nach einer Minute hatten wir elektronische Buchungsbestätigungen für zwei One-Way-Tickets nach Hawaii.
„Sei nicht traurig, Lilith“, tröstete mich Johannes. „Du wirst sehen, dort wird es uns nach einer Weile auch gefallen. Und wir können wieder zurückkehren, wenn sich hier alles beruhigt hat.“
Es tat furchtbar weh. Und es traf mich aus heiterem Himmel. Ich wollte Johannes gerade antworten, als ich das Gefühl hatte, mein Nacken würde in Flammen stehen. Ich griff nach hinten und mir war, als würden meine Fingerspitzen eine glühende Herdplatte berühren. Noch während meine Hand vor der Hitze instinktiv zurückzuckte, war es weg. Ich tastete mich erneut ab. Meine Haut war wie immer warm und glatt.
Ohne ersichtlichen Grund erschien das Gesicht meiner Oma vor meinen Augen.
Gerti! - Mir wurde schlecht.
„Johannes, mir ist fürchterlich übel.“ Mit ganzer Kraft umklammerte ich die Lehne des Ledersofas.
Johannes sprang auf, kam zu mir, um mich zu stützen. „Das ist ja kein Wunder, du hast die halbe Schachtel Mozartkugeln in einer Viertelstunde verdrückt.“
„Nein, das ist es nicht“, keuchte ich. „Es ist etwas mit meiner Oma. Ihr geht es nicht gut.“
„Wie kommst du darauf?“ Johannes war sichtlich beunruhigt.
Ebenso plötzlich, wie sie gekommen war, war meine Übelkeit verschwunden, nicht jedoch die Gewissheit, die in mir zunehmend an Stärke gewann. „Ich weiß es eben.“
„Komm“, sagte Johannes.
2
Wir ließen alles stehen und liegen, rannten in die Garage und sprangen in den Jaguar. Das große Metalltor öffnete sich behäbig. „Schnell“, drängte ich alarmiert und drückte meine Nägel in Johannes rechten Oberschenkel. „Beeil dich. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Johannes stieg aufs Gas, der Wagen schoss um die Kurven. Trotzdem kam es mir zu lange vor, bis wir vor meinem Siedlungshaus zum Stehen kamen.
3
In der Küche brannte Licht. Aber es war anders als gewöhnlich. Es flackerte und warf kurze messerscharfe Schatten. Feiner zarter Rauch quoll aus den Fenstern.
Für mich gab es kein Halten mehr. Ich stürzte aus dem Auto. Johannes war direkt hinter mir. Ich rannte zur Eingangstür, rüttelte daran. Sie war verschlossen. Ich ging einen Schritt zurück und trat mit aller Kraft direkt über das Schloss. Die Tür sprang mit einem Quietschen auf, Sauerstoff strömte herein und meterhohe Flammen versperrten mir augenblicklich den Weg. Ich wollte vorwärts gehen, aber die Flammen bildeten eine Barriere vor mir. Eine Barriere, die ich unmöglich überwinden konnte. Ich blieb wie angewurzelt vor der Türschwelle stehen, unfähig mich zu bewegen,
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