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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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die Brust von Johannes um Millimeter verfehlte. Johannes, der den Arm mit dem Messer umfasste. Wieder dieses berstende Geräusch. Ein schriller Schrei, vom Angreifer ausgestoßen, bevor er mit unnatürlich abgewinkeltem Ellenbogen zu Boden ging.
      Im gleichen Moment vernahm ich einen leisen Knall, gefolgt von einem schnellen Tackern. Die Zeitlupe brach ab. Ich blickte auf Johannes. Ein roter Lichtpunkt tanzte auf seinem Oberkörper. Er zuckte krampfartig mit Armen und Beinen, wie eine Marionette, bei der man die Fäden abgetrennt hatte. Seine Augen quollen aus den Höhlen, ich konnte seine Zunge sehen.
    Ich wollte zu ihm rennen, doch wieder ertönte diese leise Explosion und das schnelle Knattern. Ich wurde von hinten gepackt, meine Muskeln wurden durchschnitten, meine Arme und Beine gehörten mir nicht mehr und in meinem Kopf explodierte der Schmerz.
    Wie vor ein paar Tagen.
    In Wacken.
    Mein Kopf schlug unkontrolliert auf dem Betonboden auf. Vor mir waren die Springerstiefel. Ein drittes Mal ertönte der leise Schuss des Tasers, die schnellen knatternden Geräusche folgten.
    Gnädig empfing mich die Ohnmacht.
     
    5
     
    Das grelle Licht blendete mich. Ich versuchte meinen Kopf wegzudrehen, doch die schmerzende Helligkeit war überall.
    Ich blinzelte, schloss meine Augen, und konnte das weiße Licht doch nicht loswerden. Vorsichtig hob ich die Lider ein zweites Mal und allmählich gewann die Umgebung an Konturen. Der Raum vor mir war groß, leer und trist. Nahezu alles war grau an ihm. Der Boden, die beiden Außenwände und die einzelne Stahltür.
    Mein Blick glitt über die gegossenen Betonteile nach oben. Dicke verchromte Rohre verliefen an der linken und rechten Außenseite der Decke, daneben waren meterlange Neonröhren eingelassen, die dieses blendende farblose Licht ausstrahlten, das mich geweckt hatte. Eine der Leuchtstoffröhren flackerte, brummte und ihr Licht pulsierte wie ein ungesunder Herzschlag.
    Meine Arme schmerzten. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah, dass sie über mir an eine schwere Kette gebunden waren, die meterlang von der Decke herabhing. Wenn ich mich bewegte, stießen die einzelnen Glieder der Kette aneinander. Es klirrte frostig. Ich verfolgte die Kette bis zu ihrem Ursprung über meinem Kopf. Dort an der Decke war ein großer weißer Stern aufgemalt.
    Ich irrte mich, es war kein Stern, es war ein Pentagramm.
    Ich senkte meinen Kopf, betrachtete den Betonboden. Meine nackten Füße waren mit einer zweiten Kette an einem Haken befestigt. Auch hier schloss mich ein Pentagramm ein. Ich atmete keuchend – meine Arme waren durch mein Gewicht bereits überdehnt und ich musste Angst haben, dass meine Gelenke der Belastung nicht auf Dauer standhalten würden.
    In meinem linken Arm war ein pochendes Stechen. Ich blickte nochmals nach oben und entdeckte eine Nadel, die in einer meiner Venen steckte. Ein Plastikschlauch führte nach hinten weg zu einem Metallbügel, an dem eine durchsichtige Infusionsflasche hing. Sie war mit einer dunkelroten dicken Flüssigkeit gefüllt, die im grellen Licht satt glänzte.
    Meine Füße waren eiskalt. Meine Kleidung war durchnässt. Ich fror erbärmlich.
    Panik erfasste mich. Mein Herz raste.
    Ich fixierte die Tür. Ich stellte mir vor, wie sie sich öffnete und wer durch sie hindurchtreten würde. Sie blieb verschlossen, der Raum blieb ruhig. Die einzigen Geräusche waren mein stoßweiser Atem, das kranke Surren der Neonleuchte und das gelegentliche Klirren der Eisenketten.
    Die Wand vor mir, in der sich die Stahltür befand, schien schwarz gestrichen zu sein. Ihre Oberfläche war nicht glatt, sondern eher porös und fleckig.
    Es handelte sich nicht um Farbe. Sie war verrußt, so wie unser Haus nach dem Brand verrußt gewesen war.
    Nichts geschah.
    Ich war allein – wie noch niemals zuvor in meinem Leben.
     
    6
     
    Die Tür wurde aufgestoßen, krachte gegen die Wand und zwei Männer kamen herein. Sie trugen Springerstiefel, schwarze Hosen und schwarze Pullover. Beide hatten Maschinenpistolen an einem Gurt über der Schulter hängen. Einer von ihnen war blondiert. Eine Augenklappe verunstaltete sein Gesicht. Er kam dicht zu mir heran, blieb vor dem Pentagramm stehen. Sein gesundes graues Auge glühte vor Hass.
    Er machte ein zischendes Geräusch und dann spuckte er mich an. Sein Speichel lief über mein Gesicht.
    „Aber, aber, Herr Berger“, ertönte eine Stimme. „Wer wird sich denn so gehen lassen?“
    Ich kannte die hohe Stimme. Sie war mir

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