Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
durchgeschmort und haben einen Schwelbrand erzeugt“, gab meine Oma geduldig Auskunft. „Der Rauch hat sich ganz allmählich entwickelt. Das konnte man erst merken, als es schon zu spät war. Wenn Lilith auch im Haus gewesen wäre, wäre sie mit mir erstickt.“
Tante Bärbels Gesicht wurde einige Schattierungen blasser und diesmal griff sie sich an die richtige Seite ihrer Brust. „Ich hatte keine Ahnung, dass es so gefährlich gewesen ist.“
„Wenn Lilith und Johannes nur ein paar Minuten später gekommen wären, hätten sie lediglich meine Leiche aus dem Haus getragen.“
Tante Bärbel war sprachlos. Ihr fiel nichts mehr ein - ein Zustand, der nur selten vorkam. Dann riss sie sich zusammen. Sie blickte Johannes erstmals bewusst an – von oben nach unten. „Und was haben Sie mit der ganzen Sache zu tun, junger Mann?“
Johannes lächelte betreten und sah dabei richtiggehend süß aus. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Ich wusste genau, in Wirklichkeit wollte er nur Zeit gewinnen, um nicht noch einmal seinen Familiennamen nennen zu müssen.
„Das ist Johannes“, stellte ihn meine Oma vor. „Ein Freund von Lilith. Er hat mich aus dem Haus getragen.“
Tante Bärbel streckte ihre kleine ausgemergelte Hand aus und Johannes schüttelte sie. „Sicher haben sie auch einen Nachnamen, junger Mann?“ Die spanische Inquisition war nichts im Vergleich zu ihr.
Johannes lächelte gequält. Dabei wandte er sich hilfesuchend an Gerti.
„Er heißt Johannes Hohenberg“, antwortete sie für ihn.
„ Hohenberg , wie Familie Hohenberg ?“ Tante Bärbels Stimme klang eine Oktave höher als gewöhnlich.
„Ja genau. Wie die Familie Hohenberg“, bestätigte meine Oma mit fester Stimme.
Tante Bärbels Mund formte sich zu einem lautlosen ‚O’ und ihre Augen wurden zunächst kugelrund. Dann kniff sie sie zusammen. „Und er hat dich gerettet?“
„Er ist in mein brennendes Haus, hat die Tür zu meinem Zimmer aufgetreten und mich quer durch die Flammen nach draußen getragen“, sagte meine Oma und es klang, als wollte sie keine weitere Diskussion zulassen.
Tante Bärbel zupfte an der Spitze ihres Halstuches herum, während sie krampfhaft um Fassung rang. „Er hat dich gerettet“, wiederholte sie.
Schließlich blickte sie zu mir auf und seufzte tief. Doch ihre Miene war entschlossen. „Na wenigstens kannst du sicher sein, dass er genug Geld hat, Lilith. Du weißt, das ist eine gute Basis für eine Beziehung.“
Ich dachte, der Boden würde unter meinen Füßen weggezogen. Ich schämte mich ohne Ende.
Tante Bärbel kannte keine Gnade. Sie wandte sich an Johannes. „Sie müssen wissen, dass Lilith nicht tanzen kann. Sie wollte nie einen Tanzkurs besuchen. Aber wenn Sie es wünschen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass sie ihn nachholt.“
Johannes fiel darauf keine passende Erwiderung ein, was Tante Bärbel als Zustimmung wertete. Johannes gefiel ihr immer besser.
Kapitel 13 - Entschieden
1
Wir saßen im Jaguar. Johannes hatte das Radio eingeschaltet. Ein talentloser Moderator versuchte, gute Laune zu verbreiten. Ich drehte die Lautstärke herunter. Johannes sah mich verstohlen an. „Du hast eine interessante Familie.“
„Nicht wahr?“
„Deine Oma ist sehr temperamentvoll und deine Tante Bärbel ist…“
„Sag nur nichts Falsches!“
Johannes hob abwehrend die Hand. „Nein, nein, auf gar keinen Fall. Deine Tante Bärbel ist … praktisch .“
„ Praktisch? “
Johannes blickte durch die Windschutzscheibe. Er war offensichtlich froh, dass er ein unverfängliches Adjektiv gefunden hatte.
„Praktisch?“, wiederholte ich erneut. „Was meinst du denn damit?“
Johannes blies seine Backen auf und stieß die Luft aus. „Dein Wohl liegt ihr sehr am Herzen“, meinte er schließlich.
Das klang derartig gekünstelt, dass ich lachen musste. Johannes stimmte mit ein, aber er war eindeutig nicht bei der Sache.
„Es ist das Beste, wenn deine Oma für die nächste Zeit zu ihren Schwestern zieht“, meinte er nach einer Weile. Er sprach langsam und bedächtig.
Ich betrachtete aufmerksam sein Profil. „Das finde ich auch. Andernfalls könnten wir nicht wegfahren. Ich brächte es nicht fertig, sie alleine zu lassen. Gleich gar nicht in der jetzigen Situation.“
Johannes lange sehnige Finger trommelten auf das Lenkrad. „Es ist schon seltsam.“
„Was meinst du?“
„Gestern hat uns doch der Brandmeister eindeutig erklärt, dass das Feuer in eurem Haus
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