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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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durch eine überlastete Stromleitung ausgelöst wurde.“
    „Und?“
    Als einzige Antwort trommelten seine Finger weiter und hörten mit einem Schlag auf. „Wie kann aber die Stromleitung überlastet gewesen sein, wenn keinerlei Elektrogeräte im Haus in Betrieb waren?“
    Ich musterte Johannes, der meinen Blick ernst erwiderte.
    „Was hältst du davon, wenn wir zu meinem Haus fahren und uns umsehen?“, fragte ich mit gemischten Gefühlen.
    Johannes ließ sich Zeit mit der Antwort. „Ich denke, das sollten wir auf alle Fälle tun.“
    Er startete den Wagen und legte den Gang ein.
     
    2
     
    Die Eingangstür hing schief in ihren Angeln. Als Johannes sachte dagegentrat, schwang sie quietschend auf. Der Raum, der einmal unser Wohnzimmer gewesen war, war nicht wiederzuerkennen. Die Flammen hatten ihn geschwärzt und das Wasser hatte alle Erinnerungen herausgewaschen, die darin aufgehoben gewesen waren. Ich sah nur noch kaputte Möbel, verkohlte formlose Teppiche - nichts war mehr, wie es sein sollte.
    Wir konnten an der Decke die Spuren des Feuers verfolgen. Die Flammen waren stetig in Richtung des Schlafzimmers meiner Oma vorgerückt. Durch die demolierte Tür ihres Raumes sahen wir die Überreste ihres Bettes. Ihr Bücherschrank war nur ein dunkel gähnendes Loch. In der Mitte des Zimmers lag unser Telefon - ein Klumpen verschmortes Plastik.
    Johannes begleitete mich. Ich schritt die Treppe hinauf. Auf dem Absatz angelangt, zauderte ich, bevor ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete. Johannes stand hinter mir und legte mir seine Hand auf die Schulter. Ich sammelte mich, bereitete mich auf den Anblick vor, der mich erwartete.
    Noch ein letztes Mal sah ich mein Zimmer vor meinem geistigen Auge, wie ich es verlassen hatte. Ich erinnerte mich an die vielen, oftmals kleinen alltäglichen Dinge, die mir wichtig gewesen waren - die bunten Urlaubskarten, die ich im Laufe der Jahre erhalten und an der Pinnwand über meinem Schreibtisch gesammelt hatte. Die kleine Schneekugel, die mir meine Oma an unserem ersten gemeinsamen Weihnachten vor vier Jahren vom Weihnachtsmarkt mitgebracht hatte und die seitdem auf meinem Nachtkästchen stand. Mein kleines Schneegefängnis hatte ich sie immer genannt.
    Ich holte tief Luft und öffnete die Tür in das, was früher einmal mein Reich gewesen war.
    Die Flammen hatten sich hier regelrecht ausgetobt. Hungrig hatten sie alles Brennbare verschlungen. Nichts von meiner Einrichtung hatte überlebt. Das Löschwasser hatte lange gebraucht, bis es gegen das Feuer gesiegt hatte. Selbst das Dach war stellenweise verbrannt. Ich konnte direkt hinaus in unseren Garten blicken. Alles war schwarz und mit einer öligen schmierigen Substanz überzogen. Der Gestank war unerträglich. Mit Mühe unterdrückte ich ein Schluchzen.
    Johannes war dicht neben mir geblieben. „Du hattest riesiges Glück, dass du nicht zuhause warst, Lilith.“
    „Ich hätte keine Chance gehabt. Ich wäre hier nie herausgekommen.“ Es fiel mir schwer, überhaupt zu sprechen.
    Ich trat an die Stelle, an der mein Schrank gestanden hatte, zog ein paar stinkende, verkohlte Bretter auseinander und fasste in einen Hohlraum. Ich musste nicht lange suchen. Meine Finger ertasteten eine Stahlkassette. Ich nahm sie an mich, blies den Ruß ab, der sich darauf abgelagert hatte und öffnete sie. Auf zahlreichem verformtem Modeschmuck lag die Diamantkette, die mir Asmodeo geschenkt hatte. Sie war unversehrt und sah aus wie an dem Tag, an dem ich sie in der Oper getragen hatte. Sorgfältig klappte ich den Deckel zu, bevor ich mich umblickte.
    Das war nicht mehr mein Zimmer. Das war nicht der Raum, in dem ich glücklich gewesen war. Fassungslose Traurigkeit überkam mich, als ich Abschied nahm.
    Johannes hielt mich schweigend fest. Es machte mir nichts aus, dass er mich dermaßen schwach und verletzlich erlebte. Dankbar für seine Nähe und seinen Trost lehnte ich mich an ihn und vergrub mein Gesicht in seinem Hals.
     
    3
     
    Die alte Treppe quietschte unter unserem Gewicht, als wir nach unten gingen. Die Flammen hatten sich an dem Holz satt gefressen. Das ehemals stabile Geländer, auf dem ich das ein oder andere Mal unter dem lachend-missbilligenden Blick meiner Oma seitlich heruntergerutscht war, war komplett verschwunden. Ganz so, als hätte es nie existiert.
    Die Bilderrahmen an der Wand waren leer, die Fotos in ihnen nur noch eine schwarze verklumpte Substanz mit hässlichen Brandblasen. Ich strich über einen der Rahmen. Meine Finger

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