Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
höher wandern, wobei er mein T-Shirt mit hochschob. Sein eines Auge verströmte sadistische Gier.
„Berger!“ – die Stimme des Professors schnitt durch den Raum und ließ den Einäugigen innehalten. Aufschäumende Wut verzerrte sein Gesicht.
„Nicht jetzt! Heben Sie sich das für später auf!“ – erklang die Stimme des Professors erneut.
Bergers Auge wurde matt, dann kehrte sein gieriger Blick zurück, diesmal jedoch gezügelt. Er sah mich an, den Stab auf meinen Oberbauch gepresst. Dann weitete sich sein Mund zu einem langsamen Lächeln.
Ich hörte ein wütendes Surren. Mein Körper wurde wie von tausend Hämmern geschlagen, zog sich zusammen und der Schmerz entlud sich in einem weißen Blitz in meinem Hirn. Mein Kiefer verkrampfte sich, ich biss mir auf die Zunge und schmeckte Blut.
Als ich wieder sehen konnte schüttelte sich Professor Brunner vor Lachen, während er dem Einäugigen anerkennend auf die Schulter klopfte. „Herr Berger hier verspürt einen kleinen Groll gegen dich, Lilith. Das musst du verstehen. Er hing irgendwie an seinem Auge. Aber ich habe ihm versprochen, dass er sich heute bei dir uneingeschränkt austoben kann. Und das macht ihm seinen Verlust doch erträglicher. Du musst wissen, er liebt es, sich auszuleben und kostet jede Gelegenheit aus, die sich ihm bietet.“
Der Einäugige schwenkte wieder den Elektrostab. Sein Gesicht war eine gefühllos grinsende Maske.
Der zweite Schwarzgekleidete kam in mein Blickfeld. Auch er lachte. Er hatte eng zusammenstehende Augen und trug einen kurzgeschnittenen Schnurrbart.
Professor Brunner fasste seine beiden Helfer an den Schultern und drehte sie etwas von mir weg. „Meine Herren, was soll denn Frau Stolzen von uns denken, wenn wir uns vollkommen ungeniert mit ihr amüsieren? Die hält uns doch glatt für Perverse , nicht wahr, Lilith?“
Während er geredet hatte, hatten die Nachwehen des Schmerzes meinen Körper mehrmals durchsiebt. Bei jeder Welle hatte ich mit einer Ohnmacht kämpfen müssen. Ich brauchte all meine Kraft, um mich auf den Professor zu konzentrieren und auf das, was er mir sagte.
„Das machst du gut, Lilith. Du versuchst, Kontakt mit mir aufzunehmen. Das ist der richtige Weg. Und jetzt – du hast es wahrscheinlich schon geahnt – kommt die alles entscheidende Frage.“ Er wartete ein wenig um die Dramatik der Situation zu erhöhen. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter. „Sind – wir - sicher, Lilith?“
7
Lähmende Panik war in mir. Ich wünschte den weißen Schmerz zurück. Ich sehnte mich nach der Ohnmacht und senkte den Kopf um sie willkommen zu heißen.
„Nein, nein. So einfach machen wir uns das hier nicht“, gab mir der Professor als Antwort auf meinen stummen Wunsch. „Du kommst hier nicht raus! Schau dich nur gut um!“ Seine Hand machte eine ausladende Bewegung. „Hier wirst du sterben. Egal, was du machst, egal wie sehr du dich wehrst. Es gibt für dich kein Entrinnen.“
Er lachte spitz. „Du kannst auch gerne schreien. Schrei nur, so viel und so laut du kannst. Besonders mein Freund hier mit dem einen Auge ist immer ganz begeistert, wenn unsere Ziele schreien. Aber es wird dir nichts nützen.“
Er heuchelte Mitgefühl. „Du kannst uns jetzt gleich alles sagen. Oder du kannst bis später damit warten. Wir sind geduldig. Wir werden dich mit Hingabe foltern.“
Meine Stimme gehorchte mir immer noch nicht. Ich konnte nur mit den Augen rollen und aus meinem Mund kam ein tonloses Krächzen.
Der Professor zog ein kleines Gerät aus der Tasche, das aussah, wie die Fernbedienung eines Fernsehers. Er hob das Kästchen, damit ich es gut sehen konnte. Sein Daumen lag über einer der Tasten.
„Wer bist du?“, fragte er sanft.
„Lilith“
„Du nennst dich wirklich Lilith. Wie rührend! Und, hast du außerdem nicht auch einen anderen Namen?“
Ich schwieg, meine Gedanken eingefroren und starr.
„Du weißt keine Antwort? Hm? Kannst dich nicht erinnern? Ist es dir nie in den Sinn gekommen, dass es einen Grund dafür gibt, dass deine Vergangenheit wie ausgelöscht ist? Nein?“ Die Stimme des Professors war fast liebevoll.
„Mein Unfall, meine Amnesie…“
„Genau, dein Unfall. Du hast sehr erfolgreich versucht, deine Spuren zu verwischen. Beinahe wären wir dir auf den Leim gegangen, aber nur beinahe.“
„Ich verstehe nicht…“ Eine absolute Leere war in mir.
Der Professor verzog sein Gesicht zu einem leisen Tadel als er fast bedauernd hinzufügte: „Du warst sehr
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