Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
„wie war nochmal sein Nachname?“
„Ich habe ihn dir noch nicht genannt, Gerti. Sein Nachname ist Hohenberg.“
Ich blickte sie aufmerksam an. Ihre Reaktion überraschte mich. Sie zuckte kurz zusammen. Die Nägel ihrer Hände bohrten sich in die Lehnen des Gartenstuhls, bis ihre Knöchel weiß hervorstanden.
„Mit diesem Johannes, das ist etwas Ernsteres?“
Ich wusste jetzt nicht, was ich antworten sollte, da ich befürchtete, sie weiter aufzuregen. Sie sah mich an und kannte die Wahrheit ohnehin.
„Oh mein Gott.“ Mühsam rang sie mit ihrer Fassung und wurde ganz blass im Gesicht. Unvermittelt stand sie auf und ging mit schnellen Schritten ins Haus.
Ich blieb allein auf der Terrasse zurück.
Ratlos und verwirrt.
9
Die Japaner waren bei ihrem zweiten Aperitif, als Asmodeo leicht verspätet das Lokal betrat. Er ging zum Tisch und begrüßte jeden Einzelnen mit einer Verbeugung. Anschließend nahm er neben dem Chef der Delegation an der Kopfseite des Tisches Platz, ließ sich einen Whiskey-Soda bringen und verbrachte die nächste Viertelstunde damit, sich mit seinem zukünftigen Geschäftspartner in perfektem Japanisch zu unterhalten.
Sprachen stellten für ihn als Dämon keine wirkliche Herausforderung dar.
Die Vorspeisen wurden serviert. Kaum wurde es still am Tisch, schweiften Asmodeos Gedanken zu Lilith.
Er konnte zufrieden sein. Sein Plan funktionierte wie ein wohldurchdachtes Uhrwerk. Er hatte Lilith wiedergesehen und sie hatte ihn aus freien Stücken ins Haus gebeten. Dabei hatte ihn ihr stark ausgeprägtes Einfühlungsvermögen mehr als beeindruckt. Sie schien ihn zu verstehen, sein wahres Wesen zu erahnen - weit mehr als ihr bewusst war.
Er schmunzelte innerlich, als er daran dachte, in welchem Aufzug sie die Tür aufgerissen hatte, um ihre Großmutter und damit auch ihn zu begrüßen – mit zerzaustem Haar und alter, mit Mehl bestäubter Kleidung. Ihm war schlagartig bewusst geworden, dass er sie gerade in diesem Moment besonders attraktiv fand. Alles an ihr war echt, nichts war Fassade gewesen.
In ihrem bescheidenen Haus, an dem einfachen Esstisch, hatte es ihm sonderbarerweise ebenfalls gefallen.
Die Bekanntschaft mit ihrer Großmutter war von langer Hand eingefädelt und er hatte sich ursprünglich darauf eingestellt, den freudig Überraschten zu mimen, als er die alte Dame nach langer Zeit wiedersah. Deswegen war es für ihn im Prinzip unerklärlich, dass er sich nicht einmal verstellen musste. Er fühlte sich tatsächlich ausgesprochen wohl in der Gegenwart der Großmutter.
Als sie von seiner Mutter erzählte, musste er sich eingestehen, dass er viele Jahre nicht mehr an die Frau gedacht hatte, der er sein jetziges Leben verdankte. Auch diese Erinnerung hatte ein seltsames Gefühl geweckt, fast, als würde er diese Frau vermissen.
Das alles waren natürlich sentimentale Hirngespinste.
Selbstdisziplin – rief er sich in Gedanken zur Ordnung. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
Das Essen war beendet. Die Kellner trugen das letzte Porzellan ab. Asmodeos Gäste waren satt und zufrieden. Ihnen fiel nicht auf, dass er als Gastgeber nicht einmal annähernd bei der Sache war.
Was nun folgte, war obligatorisch, wenn es darum ging, Kooperationen und Verträge mit einer japanischen Firma erfolgreich anzubahnen. Jetzt kam hochprozentiger Alkohol ins Spiel, serviert von hübschen, jungen Bedienungen, die dem einen oder anderen Gast bei Interesse später auch für eine privatere Gefälligkeit zur Verfügung stehen würden. Doch als Erstes wetteiferten seine Gäste darum, sich gegenseitig im Karaoke zu übertrumpfen.
Gerade erhob sich der japanische Chef schwerfällig neben Asmodeo und trat – beziehungsweise wankte - ans Mikrophon. Er war inzwischen alles andere als nüchtern. Ohne jedes Gefühl für Rhythmus begann er, in schauderhaftem Englisch Waterloo von Abba zu intonieren. Sein Gesang hatte verblüffende Ähnlichkeit mit dem Schreien einer rolligen Katze.
Während Asmodeo den Japaner gemeinsam mit dessen Untergebenen anfeuerte, sah er vor seinem inneren Auge nur Lilith.
Sie war eine charmante Gesprächspartnerin, humorvoll und spontan. Und er hatte es in ihrem Blick mehr als einmal deutlich gesehen. Es war ihr nicht gelungen, dies vor ihm zu verbergen: Sie fand ihn zweifelsohne attraktiv und fühlte sich zu ihm mehr als hingezogen.
Er würde sie wieder treffen. Deutlich hatte er ihre anfängliche Zurückhaltung gespürt. Ihm war sogleich bewusst geworden,
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