Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
anging. Jedenfalls vorläufig.
Immer noch herrschte Stille zwischen uns. Ein leises Knistern in der Leitung war das einzige Geräusch.
„Johannes, bitte sei nicht böse. Aber es war ein fürchterlich langer Tag…. Und weißt du, meine Oma, sie ist heute zurückgekommen und es ist … nicht ganz einfach. Deshalb kannst du jetzt nicht vorbeikommen.“
„Ist bei dir sonst wirklich alles ok?“ fragte er und seine Stimme verriet mir seine Befürchtung, ich würde ihn vielleicht doch nicht sehen wollen.
„Nun, eigentlich ist gar nichts ok. Du fehlst mir.“
Er atmete erneut ein, diesmal erleichtert. „Was machst du gerade?“
Ich konnte spüren, dass auch er Sehnsucht nach mir hatte.
„Ich liege auf meinem Bett und lerne für Geschichte… Und bevor du auf dumme Gedanken kommst: ich trage Gummistiefel, lange wollene Unterhosen, eine Küchenschürze und Omas alten Regenmantel.“
„Wie reizvoll! - Vor allem die Sache mit den Gummistiefeln, das ist mal was ganz anderes.“
Wir lachten.
„Und wo bist du gerade?“, fragte ich.
„Ich sitze hier im Kaminzimmer auf unserer Ledercouch und schaue zum Fenster hinaus.“
Er hat ‚unsere Ledercouch‘ gesagt! - ich war so glücklich darüber, dass ich am liebsten einen Freudentanz auf meinem Bett aufgeführt hätte.
„Wann können wir uns wiedersehen?“, drängte er und ich fand das wunderbar.
„Morgen, morgen Nachmittag. Treffen wir uns doch zum Taek-Training und entscheiden dann, was wir unternehmen möchten.“
„Morgen findet kein Training statt - wegen des Fußballturniers“, erinnerte er mich.
„Ich weiß.“ Ich legte eine dramatische Pause ein. „Ich dachte da auch mehr an eine … sagen wir einmal … Privatstunde mit dir.“
„Ich warne dich, Lilith, ich bin teuer“, spielte er mein Spiel mit. Beinahe konnte ich seine dunklen Augen aufblitzen sehen.
„Das macht nichts, alles was du verlangst, das bist du mir wert, Johannes.“
„Ich habe aber Prinzipien.“
„Und die wären, Herr Hohenberg?“
„Ich gebe nur dann Privatstunden, wenn ich die Dame hinterher einladen darf.“
„Und darf die Dame entscheiden, wohin?“
„Selbstverständlich.“
„Und wenn die Dame zu dir kommen möchte?“
„… dann würde ich mich sehr freuen.“
„Treffen wir uns dann morgen?“
„Keine Macht der Welt könnte mich davon abhalten“, meinte er voller Ernst.
„Mich auch nicht, Johannes.“ Und ich wusste, dass ich die Wahrheit sagte.
12
Nachdem sie vereinbart hatten, sich am nächsten Tag zur Vertragsunterzeichnung zu treffen, brachen Asmodeos Gäste endlich auf.
Asmodeo stieg in seinen Wagen und startete den Motor. Es war spät, weit nach Mitternacht.
Lilith schlief sicherlich schon.
Er hatte sie nachmittags nur ungern verlassen und er konnte noch immer spüren, wie ihre Hand in seiner ruhte, als sie voneinander Abschied nahmen.
In wenigen Minuten würde er zuhause sein, um sie in ihrem Traum zu besuchen. Um sie aus dem Nebel heraus zu beobachten, wie er es jede Nacht tat… - Asmodeo stockte.
Lilith beschäftigte sich mit der Französischen Revolution. Ganz nebenbei war dies seine bevorzugte historische Epoche. Er hätte Jahrhunderte in ihr verbringen können.
Lilith schien seine Begeisterung für diese Zeit zu teilen.
Das brachte ihn auf eine faszinierende Idee.
13
Ich löschte meine Nachttischlampe.
Johannes - nur noch wenige Stunden, trennten mich von ihm.
Von meinem Bett aus betrachtete ich den Mond, der als schmale Sichel am Himmel stand. Ich konnte mein Glück nicht fassen.
Die Sichel vor meinem Fenster wurde allmählich unscharf, bis sie sich auflöste.
14
Es hatte auf mich gewartet. Das Tor. Schweigend und starr löste es sich aus dem Nebelschleier. Ich hatte die Straße verloren, die Schwaden umhüllten mich. Kälte kroch an mir hoch.
Undeutlich hörte ich verschiedene Geräusche, die ich nicht einordnen konnte. Verzerrt drangen sie zu mir vor, wirkten vollkommen entfremdet.
Vergebens suchte ich den Nebel nach der Gestalt ab. Ich bemühte mich mit aller Kraft, den weißen Dunst zu durchdringen, doch es gelang mir nicht.
Dann, ohne jede Vorwarnung, wurde ich an den Schultern gepackt und herumgerissen.
Er stand dicht vor mir, der Dämon meiner Träume, der mir jahrelang aufgelauert hatte, von dem ich verfolgt und beobachtet wurde. Doch obwohl er nicht einmal eine Armlänge von mir entfernt war, tarnte ihn der Nebel. Ich konnte ihn nicht erkennen. Doch ich bekam zumindest einen
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