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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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Einen guten Wein muss man mit Anstand genießen.“
    Auch dazu wäre mir etwas Treffendes eingefallen, aber ich wollte es doch nicht übertreiben.
    Sie hob ihr volles Weinglas, blickte uns beide an und sagte „Auf Veronika, meine liebe Freundin.“
    Wir kosteten.
    Anfänglich schmeckte es, wie Rotwein eben schmeckt. Doch dann breiteten sich in meinem Gaumen die Erinnerung an Walderdbeeren und der Geruch von Eichenwäldern aus. Der Wein glitt mir wie ein Sonnenstrahl die Kehle hinunter und hinterließ in meinem Magen eine wohlige Wärme.
    Ich war zuhause und hatte nicht vor, abends auszugehen. Der Stress der letzten Stunden drückte auf meine Nerven. Ich trank mein Glas nicht hastig, aber doch schnell aus und schob es Asmodeo wieder hin. Der füllte es gleich nach.
    „Und du kennst dich hier nicht gut aus, mein lieber Asmo?“ – Oma tätschelte Asmodeos Hand liebevoll. Sie wartete seine Antwort nicht ab. „Morgen ist Samstag. Lilith zeigt dir gerne die Stadt und die Umgebung. Hier gibt’s wirklich viel zu sehen, nicht wahr, Lilith?“
    Der Alkohol entfaltete langsam seine Wirkung. Und Asmodeo sah in seinem Maßanzug einfach umwerfend aus. Mir kamen ganz andere Vorstellungen, die ich gerne mit ihm in die Tat umgesetzt hätte.
    „Morgen habe ich definitiv keine Zeit“, lehnte ich ab. „Ich habe einen stressigen Tag vor mir und kann froh sein, dass ich zumindest auf mein Jogging in der Früh nicht verzichten muss. Ich muss für mein Abi büffeln. Morgen weile ich sozusagen in der Französischen Revolution.“
    „Die Französische Revolution, sagst du?“, wiederholte Asmodeo. Verträumt blickte er an mir vorbei aus dem Fenster, als wäre er ganz woanders. „Das war eine herrliche Epoche. Voller Abenteuer und menschlicher Tragödien, aber auch voll von Heldenmut, dem Drang nach Freiheit und Liebe.“
    Ich musterte ihn leicht verwirrt. Für meine Ohren hatte das soeben geklungen, als hätte er sich an eigene Erlebnisse zurückerinnert.
    „Was ist mit übermorgen, Lilith? Hast du nicht am Sonntag Zeit für Asmo?“, griff Gerti den Faden wieder auf.
    Ich goss mir mein drittes Glas ein.
    „Übermorgen?“ Ich dachte an Johannes, dachte an seine Augen, seine Lippen, seine Umarmung. „Asmodeo wird am Sonntag sicher Besseres zu tun haben.“
    „Nein“, sagte Asmodeo. „Ganz im Gegenteil.“
    „Abgemacht!“, freute sich Gerti. “Ach, das ist einfach wunderbar, dass ihr gemeinsam etwas unternehmt!“
    Kurz darauf verließ uns Asmodeo. Gerti hatte ihn zwar gebeten, zum Essen zu bleiben, aber er hatte mit Bedauern wegen eines unaufschiebbaren Geschäftstermins ablehnen müssen.
    Er verabschiedete sich von ihr mit einem Wangenkuss und einer Umarmung und reichte mir förmlich, aber doch vertraut, die Hand. „Bis Sonntag, Lilith“, sagte er.
    Ich ergriff seine Hand. Sicherlich lag es an dem Rotwein, dass ich den Eindruck hatte, ich würde schweben. Nur ungern ließ ich ihn los. Ich musste mich beinahe zwingen, meine Finger zu öffnen und hatte dabei den Eindruck, dass es ihm ähnlich ging.
     
    8
     
    Der Kaffeetisch war im Nu aufgeräumt, anschließend schafften wir gemeinsam die Kiste mit den Weinflaschen in den Keller. Meine Oma war über das Geschenk sehr glücklich, denn wir hätten uns einen solch teuren Wein in dieser Menge nicht leisten können.
    Ohne viel Worte zu machen, half ich ihr beim Auspacken ihrer Sachen, hängte mit ihr die Kleider in den Schrank und stellte ihre Kosmetika ins untere Bad, das vornehmlich von ihr benutzt wurde. Dabei rätselte ich zum x-ten Mal an diesem Abend, warum sie mir ihre Erlebnisse in Italien bisher vorenthalten hatte.
    Die Abendsonne schien golden in unseren Garten, deshalb setzten wir uns auf die Terrasse und Gerti begann, mir ihren Aufenthalt am Bodensee in allen Einzelheiten zu schildern. Schnell merkte ich, dass sie nicht richtig bei der Sache war und dass sie ganz andere Gedanken beschäftigten.
    „Gerti, du hattest wirklich einen super Urlaub“, unterbrach ich sie. „Aber darf ich dich mal etwas fragen?“
    „Jederzeit.“
    „Diesen Asmodeo, den kennst du doch sehr gut und ich konnte deutlich erkennen, dass ihr euch gegenseitig mögt, aber du hast mir nie von ihm erzählt.“
    „Und das überrascht dich natürlich.“ Gerti machte ein nachdenkliches Gesicht. „Es war alles, wie ich es erzählt habe. Und ich habe Veronika, ihren Mann und Asmo über viele Jahre hinweg regelmäßig besucht. Aber dann…“, sie stockte.
    Ich fragte nicht weiter nach.

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