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Für ein Lied und hundert Lieder

Für ein Lied und hundert Lieder

Titel: Für ein Lied und hundert Lieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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und zu heulen angefangen.«
    »Und da hast du sie getröstet?«, ich grinste mein dreckigstes Grinsen.
    »Nein, nein, zwischen uns war nichts, wirklich nicht!«
    »Weil es wohl keinen geeigneten Ort gibt, was?«, brüllte ich, »ich könnte dich kaltmachen!«
    Ich zog ihn am Kragen hoch, zerrte ihn zu dem Abhang und ließ ihn einen Blick auf die tief schlafende Bergstadt werfen. Ich lachte und faselte etwas wie: »Wenn du heimwillst, das wäre eine Abkürzung!«
    Ich lockerte meinen Griff, hob gleichzeitig das Knie und rammte es dem Kerl gegen die Hühnerbrust; mein Nebenbuhler spuckte Blut, klammerte sich an meinen Beinen fest und heulte: »Mach keine Dummheit, mein lieber Liao!«
    Meine Augen waren blutunterlaufen, ich sah buchstäblich rot, mein Herz hämmerte, als wolle es mir aus der Brust springen, es schlug mir wie ein Presslufthammer gegen die Schädeldecke – und in diesem Augenblick verzog sich meine Wut, wie eine Rauchschwade, nur das blutrünstige Monster, das so lange in mir verborgen gewesen war, wollte raus …
    Plötzlich überzog uns das Licht aus zwei Taschenlampen: »Das ist ein Mord!«, sagte eine kraftvolle Stimme, »fesselt ihn, und wir bringen ihn zur Wache!«
    Ein paar kräftige Kerle kamen Schulter an Schulter herauf und drehten dem Mörder die Hände auf den Rücken. Mein Nebenbuhler bekam es mit der Angst, sein nudelweicher Körper versteifte sich, er hockte aufrecht vor mir und gab sich selbst ein paar Ohrfeigen: »Brüder, die ihre Eltern grausam behandeln, das sind keine Menschen! Es hat den Richtigen getroffen, ihr habt mich zur Besinnung gebracht!«
    Da schaute die Nachtpatrouille der Volksmiliz dumm aus der Wäsche und bekam den Mund nicht mehr zu, unwillkürlich lockerten sich die Hände, die mich gepackt hielten. Und der Schmierenkomödiant machte weiter im Text: »Mein Bruder und ich gehen heim, und dann sehen wir weiter, in Ordnung? Die eigene Familie und schlägt sich den Schädel ein. Ich verspreche dir, dass ich mich bei unseren Eltern entschuldigen werde! Hier, ich gebe ihnen 500 Kuai!«
    Bei seinem Gesäusel wischte er sich Schweiß und Blut aus dem Gesicht, die kräftige Stimme seufzte auf und meinte gemächlich: »Mein Junge, bei so einer Prügelei kann schnell einer ums Leben kommen! Und wenn dein Bruder tausendmal nicht recht hat, da geht man zur Partei und sucht eine Lösung.«
    Ich dachte, ich muss kotzen, drehte mich um und ging. Aber der Mistkerl schleimte weiter: »Mein Bruder … es ist das Temperament, sie dürfen ihm das nicht übelnehmen! Vielen Dank, danke, vielen Dank!«
    Die Nacht war still, der Wind hatte aufgehört. Ich wankte über die bogenförmige Straße und blieb stehen: Was für eine gewaltige Bühne, der Paravent der Bergkette als Kulisse – das Theater, das Schreiben und das wirkliche Leben, es war nicht zu trennen, aber warum tat es dann weh?
    Eine irreale Schneide war da schon immer hineingelegt, wie eine Intarsie, in dieser auseinanderbrechenden Welt war A Xia der letzte Rest des Reinen Landes, ich hatte schon oft das Gefühl gehabt, dass ich nicht gut genug für sie war, wenn ich mir uns beide als alte Leute vorstellte, dann überkam mich ihr gegenüber ein tiefes Gefühl der Reue. Und jetzt, das Reststück meines Reinen Landes war nicht nur zu Bruch gegangen, es war auch befleckt, die A Xia, die ich in meinen Prosagedichten geschaffen hatte, war nicht mehr als eine Legende.
    Ich war ein Gaukler, ich hatte Talent, ich hatte mir alles selbst beigebracht, aber beim Gedanken an diese schlechte Action-Komödie, die ich da gerade abgeliefert hatte, musste ich lachen: Der Text war von mir, aber ich hatte ihn schon vergessen, bevor ich ihn hersagte, mein Stück war nicht für das Kroppzeug gedacht, was man Menschen nannte.
    Die öde Bergstadt, das Publikum, das sich an die Regeln hielt, der Yangzi und der Wu, die widerrechtlich die Loge in der Ferne besetzt hielten, dann die Logen im ersten und zweiten Stock, der glitzernde Beifall der Gestirne, der erst nach ein paar zehntausend Lichtjahren hier ankam. Der Gott, der barmherzige Theaterfreund, und wir als Marionetten auf seinem Tisch.
    Ich habe zigmal das Thema Scheidung angeschnitten, A Xia hat nur mit »Nein« geantwortet und weiter beharrlich geschwiegen. Die Tage vergingen, was sollte sie machen, ihr Liebestagebuch musste weitergehen. Sie machte früh Feierabend, richtete das Essen, sammelte die Schälchen und Stäbchen wieder ein, saß vor dem Fernsehapparat und strickte, hob hin und wieder

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