Fuer eine Handvoll Bisse
überschreiben würde.
Ich konnte sie wirklich nicht ausstehen.
»Könnte ich kurz mit dir sprechen, Lehnsherr?«
Ethan sah mich einen Augenblick an, bevor er die Papiere auf den Tisch legte. »Lacey, entschuldigst du uns bitte einen Moment?«
Sie sah zu mir auf bedachte mich mit einem frechen Grinsen, das er nicht sehen konnte, bevor sie ihre langen Beine auf den Boden setzte und sich anmutig vom Sofa erhob. »Aber natürlich. Ein bisschen frische Luft kann nicht schaden.« Sie ging zur Tür, ließ aber ihre Stiefel neben dem Sofa liegen, was klarmachte, dass sie auf jeden Fall beabsichtigte, bald zurückzukehren.
Was auch sonst.
»Die Zeit läuft, Hüterin. Worüber möchtest du reden?«
Ich hatte ihm eigentlich nichts Bestimmtes zu sagen. Ich wollte sie nur aus dem Zimmer haben und vielleicht die Gelegenheit bekommen, reinen Tisch zu machen.
Ich brauchte einen Augenblick, um mich zusammenzureißen und ihn nicht mit patzigen Kommentaren zu überhäufen, die sich auf ihre Anwesenheit in seinem Büro und die Tatsache bezogen hätten, dass sie ihn mit allen Mitteln in ihre Klauen zu bekommen versuchte.
»Habt ihr irgendwelche Fortschritte gemacht?«, fragte ich.
»Nicht wirklich. Unsere Anwälte versuchen das GP mit einer einstweiligen Verfügung aufzuhalten, aber wie wir schon vermutet haben, finden wir keinen Richter, in dessen Zuständigkeitsbereich eine solche Rechtsfrage fiele. Keiner der Vampire, die ich in meinem langen Leben kennengelernt habe, verfügt über Material, mit dem sich das GP erpressen ließe, und Michael hat festgestellt, dass Claudias Turm besonders gut bewehrt wurde, damit wir sie auf gar keinen Fall anbetteln können.« Er presste die Zähne zusammen. Offensichtlich war er besorgt, und das konnte ich ihm nicht verübeln.
»Und du?«, fragte er.
»Wir haben bestätigen können, dass McKetrick Katya und Zoey nicht umgebracht hat. Er hat ein Alibi; zu dem Zeitpunkt war er bei einer Spendenaktion mit Bürgermeisterin Kowalcyzk.«
»Dann bleiben uns nicht mehr viele Möglichkeiten.«
»Wir haben keinen Verdächtigen mehr. Wir wissen nur, dass die Frauen von einem Vampir Navarres getötet wurden. Jeff erkundigt sich gerade wegen der biometrischen Zugangskontrolle des Hauses, und Luc redet mit Will, um herauszufinden, ob sich irgendeiner der Vampire Navarres in letzter Zeit auffällig verhalten hat.«
»Hm.« Er zupfte an einem unsichtbaren Faden am Kniestück seiner Hose und sah mich dann wieder direkt an. »Hast du Jonah von diesen Entwicklungen berichtet?«
»Ja.«
»Natürlich hast du das. Ihr beide steht euch ja sehr nahe.« Er sprach in einem unangenehm scharfen Ton. Der Grund dafür mochten Angst oder Eifersucht sein, aber das Einzige, was in diesem Augenblick eine Rolle spielte, war, dass er mir galt.
Ich hatte keinen Zweifel daran, dass dieser Gesinnungswandel mit der blonden Vampirin zusammenhing, die ich gerade aus seinem Büro verscheucht hatte. Sie säte Zweifel an unserer Beziehung, und ich hätte eine beträchtliche Summe darauf gewettet, dass diese Zweifel noch größer werden würden, je mehr Zeit er mit ihr verbrachte.
»Wir stehen uns nicht so nahe, wie du es gerade andeutest. Nicht wie Lacey es dir gegenüber angedeutet hat. Und das hat nichts mit meinen Nachforschungen zu tun.«
»Und du bist bereit, diese klare Trennung vorzunehmen?«
»Machst du das denn bei dir und Lacey? Sie sah ziemlich zufrieden aus, wie sie neben dir auf dem Sofa saß.«
»Das ist etwas völlig anderes.«
»Weil Jonah genau weiß, dass ich mit dir zusammen bin, aber sie sich da nicht so sicher ist?«
Er presste die Zähne zusammen. »Deutest du etwa an, ich wäre dir untreu?«
»Deutest du etwa an,
ich
wäre dir untreu?«
»Bist du es?«
Diese Worte ließen mich zusammenzucken. »Was fällt dir ein, mich das zu fragen?«
»Es gibt Gerüchte, Merit, über die Partner bei der RG . Dass sie ... sehr eng ... zusammenarbeiten.«
Er klang nun sehr herablassend, und ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen, das von seinem Vater zurechtgewiesen wird, weil es mal wieder irgendetwas angestellt hat. Ethan war wütend, und ich wünschte mir mehr als alles andere, dass meine Treue zur RG und zu Cadogan - und ihm gegenüber - nicht im Gegensatz zueinander standen. Ich kannte Jonah, und ich wusste, dass ich mir keine Gedanken zu machen brauchte. Ich glaubte wirklich an diese Sache, und auch für mich gab es eine Grenze.
Meine Augen wurden silbern, mein Herz schlug schneller und mein Blut
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