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Fuer eine Handvoll Bisse

Fuer eine Handvoll Bisse

Titel: Fuer eine Handvoll Bisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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Papier aus seiner Jackentasche und hielt dann rotes Siegelwachs über die Kerzenflamme. Das Wachs begann Blasen zu werfen, als es schmolz.
    Das flackernde Kerzenlicht tauchte Maliks Gesicht in finstere Schatten, als er Ethan in die Augen sah. »In dieser Nacht setze ich mein Siegel auf dieses Dokument, und ich übergebe das Haus an dich, meinen Lehnsherrn, den einzigen und rechtmäßigen Meister.«
    Dröhnender Applaus und Jubelschreie ließen fast den Putz von der Decke fallen.
    Ethan nahm endlich wieder seinen angestammten Platz als Meister des Hauses Cadogan ein.
    Malik führte die rote Wachsstange über das Dokument und ließ dicke, scharlachrote, duftende Tropfen auf es hinabfallen. Dann legte er das Siegelwachs zur Seite, holte ein Messingpetschaft aus seiner Tasche, drückte es auf das Wachs und vollzog damit offiziell die Rechtshandlung, auf die wir alle so lange gewartet hatten.
    Nachdem die Formalien erledigt waren, seufzte Ethan laut und offensichtlich erleichtert. Doch noch während er das tat, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, als ob er den Mantel der Macht wieder angelegt hätte und bereit wäre, sie in vollem Umfang auszuüben. Diesmal hatte meine Gänsehaut ganz andere Gründe.
    Ethan ließ den Blick durch den Festsaal schweifen. Er sah
seine
Vampire. Seine Augen funkelten, als unsere Blicke sich trafen.
    »Ich lebe«, sagte er. »Ich lebe und bin im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte. Das Haus ist meiner Obhut übergeben worden, und ich bin erneut euer Meister. Ich gehe davon aus, dass niemand Einspruch erhebt?«
    Erneut setzte ohrenbetäubender Applaus ein. Die Welt mochte morgen Abend untergehen, aber heute war unser Meister zu uns zurückgekehrt, und er hatte eindrucksvoll das Kommando übernommen.
    Ethan blieb noch, um Fragen seiner Vampire zu beantworten. Da der Sonnenaufgang kurz bevorstand, ging ich nach oben in Ethans Apartment, um mich bettfertig zu machen, und entdeckte dort eine neue SMS auf meinem Handy. Sie stammte von Jonah.
    Leuchtturm. Morgen Abend. Neun Uhr. Such nach den Felsen. Wir werden dort sein.
Das war es schon.
    Der Leuchtturm stand in Chicagos Haupthafen und wies den Schiffen, die Schutz vor den brechenden Wellen und dem felsigen Ufer des Michigansees suchten, den Weg. Nur durch seine Hilfe erreichten sie sicher ihr Ziel. Ironischerweise würde ich dort morgen den Weg in ein neues Leben gewiesen bekommen.
    Ich setzte mich aufs Bett und spielte mit meinem Handy. Jetzt, wo meine Aufnahme in die Rote Garde näherrückte, bekam ich noch größere Gewissensbisse und war mir nicht mehr so sicher, ob ich das Richtige aus den richtigen Gründen tat.
    Wir lebten in so schwierigen Zeiten. Uns stand ein fundamentaler Wandel in unserem bisherigen Leben als Vampire bevor, und mitten in diesem Durcheinander kam ich auf die brillante Idee, mich einer Untergrundorganisation anzuschließen. Einer Organisation, von der ich weder Ethan noch irgendjemand anderem erzählen dürfte. Das fühlte sich nicht sonderlich ehrlich und auch nicht gerade ehrenvoll an.
    Andererseits gab es wohl keinen Zweifel daran, dass die Rote Garde dem Haus helfen würde. Ich war noch nicht einmal Mitglied, und sie hatten uns bereits wissen lassen, dass das GP unser gesamtes Vermögen stehlen wollte.
    Die Rote Garde war die Hilfe, die wir dringend brauchten.
    Hör auf, dich selbst zu bemitleiden
, ermahnte ich mich und schickte Jonah eine Antwort.
    Werde dort sein. Danke für den Tipp mit dem Vertrag. Du hast uns vermutlich den Arsch gerettet.
    Ich legte das Handy zur Seite, als sich die Tür zum Apartment öffnete.
    Ich hatte mich vor langer Zeit entschlossen, der Roten Garde beizutreten. Doch in diesem Augenblick war erst einmal Ethan nach Hause gekommen, und ich ging ins Wohnzimmer, um ihn zu begrüßen. Die Nacht würde bald schon wieder enden, und später würde noch genug Zeit bleiben, um Angst zu haben.

KAPITEL NEUN
DER EISIGE ABGRUND
    Ein paar Stunden später brach die Nacht wieder herein, wie es schon so oft geschehen war. Die Sonne versank hinter dem Horizont, die Fensterläden öffneten sich, und die Vampire erwachten.
    Heute Nacht würden wir das Greenwich Präsidium verlassen und uns eine eigene Zukunft aufbauen.
    Obwohl ich erleichtert war, dass sich das Haus wieder unter der Leitung eines einzigen Meisters befand, hatte ich aufgrund der angespannten Energie in Cadogan das Gefühl, als ob ich unter einem Starkstrommast stünde.
    Ich merkte, wie Ethan sich neben mir regte.

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