Fuer eine Handvoll Bisse
Hals. Es gab keinen Zweifel - sie glaubte, einen Verräter aufgespürt zu haben, und ein unkontrollierbares Urbedürfnis zwang sie, mich zur Strecke zu bringen, damit sie und Ethan wieder zueinanderfinden konnten.
Aber ich würde es nicht zulassen, dass sie meine Beziehung zerstörte, egal, wie ehrenwert ihr Motiv auch sein mochte. Ich kniff die Augen zusammen. »Es gibt nichts zu erzählen, und ich habe Wichtigeres zu tun, als mir Sorgen darüber zu machen, was du angeblich gesehen hast.«
»Ich habe genug gesehen«, entgegnete sie leise und sah zu Ethan hinüber, während dieser mit Margot am Telefon plauderte.
»Könntest du dich bitte auf das eigentliche Problem konzentrieren und ihm nicht noch mehr Probleme bereiten, die nicht einmal existieren?«
»Probleme bereiten?« Ihre Augen wurden zu silbernen Kugeln, was bei mir sofort eine Gänsehaut hervorrief. »Ich bin hier«, flüsterte sie wütend, »in dieser Stadt, weil du ein Kind bist, das nicht versteht, wie schlimm die Situation wirklich ist. Weil du ihm nicht das geben kannst, was er braucht.«
»Ich gebe ihm genau das, was er braucht.«
»Nein«, sagte sie, »du bist nur leicht zu haben.«
Ich hätte sie fast angeknurrt. »Wenn er dich wollte, dann wäre er auch mit dir zusammen. Ist er aber nicht. Wenn sich die Nacht dem Ende zuneigt, dann kommt er zu mir.«
Meine große Klappe hatte mich schon früher in Schwierigkeiten gebracht, und genau das hätte ich nicht zu einer Frau sagen dürfen, die mir ohnehin schon angedroht hatte, mich bei Ethan zu verpetzen, nachdem sie mich durch die halbe Stadt verfolgt hatte.
»Meine Damen?«, fragte Ethan, der uns von seinem Schreibtisch aus ansah. Der Hörer lag wieder auf dem Telefon. Es gab keinen Zweifel daran, dass der Raum nun von angespannter Magie erfüllt war. »Was ist los?«
»Es geht um Merit.«
Ich stöhnte innerlich auf und wartete auf den nächsten Schritt meiner Feindin, den nächsten Zug, um anschließend meine eigene Strategie entwickeln zu können.
Ich liebte Ethan. Aber Jonah war mein Partner. Ich musste beide beschützen. Ich hoffte bloß, dass ich intelligent genug war, um das hinzubekommen.
Sein Blick ruhte nun auf mir. »Merit?«
Doch bevor ich antworten konnte, machte sie ihren Zug. »Sie hat eine Affäre mit Jonah.«
Ich starrte sie entgeistert an. War sie tatsächlich zu diesem Schluss gekommen? »Ich habe
auf gar keinen Fall
eine Affäre mit Jonah.«
Ethan wirkte verwirrt ... und unsicher. »Jonah? Der Hauptmann der Wachen des Hauses Grey?«
»Genau der«, sagte Lacey. »Letzte Nacht hat sie das Haus verlassen. Ihr Verhalten, ihr Verschwinden, haben mich misstrauisch gemacht. Also bin ich ihr gefolgt.«
Ethan sah sie ebenso misstrauisch an. »Du bist ihr gefolgt.«
Lacey warf mir einen Blick über die Schulter zu, der vorwurfsvoll und herausfordernd zugleich war. »Sie ist zum Hafen gefahren, und der Wachdienst hat sie hineingelassen. Sie hat sich mit Jonah an der Hafenmauer getroffen. Sie waren allein. Sie haben sich umarmt.« Sie sah wieder zu Ethan und setzte zum Todesstoß an. »Es lag Blut in der Luft.«
Ethans Augen wurden silbern.
»Sie ist dir untreu, Ethan. Du musstest es erfahren. Ich musste es dir sagen.«
»Lacey, lass uns bitte allein.«
Aber sie wollte nicht hören. Sie sah ihn verzweifelt an, und ihre Stimme bekam einen panischen Unterton. Sie hatte ihren letzten Zug gemacht - ihren einzigen Zug -, und sie wusste nicht, ob sie mich damit geschlagen hatte. »Siehst du denn nicht, was sie dir antut? Was sie dir angetan hat - und dem Haus?«
»Raus mit dir, Lacey!«, brüllte Ethan.
»Ethan ...«
Er sah sie wütend an, und seine Miene ließ wie bei mir jede Höflichkeit vermissen. Sie hatte mich zwar der Untreue bezichtigt, aber damit hatte sie sich selbst als Petze enttarnt. Und niemand mochte eine Petze.
Sie tat, wie ihr befohlen, und schlug die Tür hinter sich zu.
Ethan stand auf und kam zu mir, tausend Fragen im Blick. »Sag es mir. Sag es mir jetzt. Lass mich nicht an dir zweifeln, Merit. Lass mich nicht unsere Beziehung in ihre Hände legen.«
Ich schluckte eine Panikattacke herunter. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen - auf diese absurde Anschuldigung. Was sollte ich jetzt machen?
Ich konnte Ethan ganz bestimmt nicht sagen, ich hätte eine Affäre. Ich hatte keine Affäre. Das würde ich ihm nicht antun und hatte ich auch nie jemandem angetan.
Es gab für mich keine ehrenhafte Ausstiegsstrategie, nur das geringere Übel. Ich konnte
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