Fuer eine Nacht und fuer immer
hier rauskamen. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, stand er auf, ging ins Bad, duschte und machte sich auf die Suche nach etwas zum Frühstücken.
Charlotte erwachte vom Wasser, das im Badezimmer rauschte. Eine Weile lang rührte sie sich nicht und schwelgte in Erinnerungen an die Nacht mit Nic und all das, was sie miteinander gemacht hatten. Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen, wie oft er sie zum Höhepunkt gebracht hatte.
Doch nun lag er nicht mehr neben ihr. Sie war ein wenig enttäuscht, dass er sie nicht geweckt hatte, und reckte sich. Die Nacht war kräftezehrender gewesen, als sie erwartet hätte. Vielleicht sollte sie Sex in ihren Trainingsplan aufnehmen.
„Raus aus den Federn.“ Nic erschien frisch rasiert und angezogen. „Die Aschewolke hat sich verzogen. In etwa einer Stunde wird der Flugverkehr wieder aufgenommen. Wir müssen uns sputen.“
„Wie spät ist es?“, fragte sie, rührte sich aber nicht. Unter der Decke war sie viel zu nackt, und sie hatte keine Ahnung, wo ihre Unterwäsche sein konnte.
„Halb sieben.“
Sie stöhnte in ihr Kopfkissen.
Seine Stimme klang ihr ein wenig zu wach. Offenbar konnte er es nun, da sein Sexualtrieb befriedigt war, gar nicht abwarten, endlich nach Hawaii zu fliegen.
Er hatte auch sie befriedigt, aber nun war es vorbei.
Einerseits bedauerte sie das, aber andererseits war sie sehr, sehr erleichtert darüber. Denn es war ihr vorgekommen, als sei sie gestern Nacht von einer Nymphomanin besessen gewesen. Und nun schämte sie sich fast, ihn anzusehen, und ihr ganzer Körper glühte. Doch sie bemühte sich, darüber hinwegzugehen. „Rieche ich da etwa Kaffee?“
Er trat an das Bett und reichte ihr einen Becher sowie eine kleine Plastiktüte von einem der Souvenirläden im Terminal. „Das wirst du auch brauchen.“
Sie stützte sich auf den Ellenbogen und warf einen Blick in die Tüte. Darin erspähte sie ein knallrosa Höschen mit einer vorn aufgedruckten Karte Australiens. Und sie musste an den Grund dafür denken, dass sie den Rest des Tages diesen geschmacklosen Schlüpfer tragen würde. „Oh. Danke.“
„Für meinen eigenen Seelenfrieden ist das genauso wichtig wie für deinen. Es würde mich verrückt machen, wenn ich den ganzen Tag lang daran denken müsste, dass du nichts drunter hast und ich das nicht ausnutzen kann.“
Errötend setzte sie sich im Bett auf und hielt dabei die Decke um ihren Oberkörper gewickelt. „Oh, wenn das so ist …“
Mit schiefgelegtem Kopf musterte er sie. „Frauen, die im Bett liegen und nichts als eine Perlenkette tragen, sind faszinierend. Aber ich frage mich doch: Warum Perlen?“
„Sie haben meiner Mutter gehört. Und außerdem liege ich nicht. Nicht mehr.“ Ihr war nicht danach, ihm traurige Geheimnisse anzuvertrauen. Nachdem sie ihren Becher auf dem Nachttisch abgestellt hatte, zog sie die Decke höher. „Äh …“
Offenbar wusste er, was sie nicht zu fragen wagte, denn er hob ihren BH, der am Fuß des Bettes lag, auf und warf ihn ihr zu. Als er sie ansah, wurde sein Blick ernst. „Alles in Ordnung?“
„Ja. Wieso fragst du?“
„Du siehst so …“
„Ich dusche jetzt erst mal“, sagte sie so unbekümmert wie möglich, doch sie rührte sich nicht. Gestern hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht, wie es am Morgen sein würde. Was mochte er von ihr denken?
Und warum war ihr das nicht ganz egal? In weniger als einer Stunde würden sie sich voneinander verabschieden, und das war’s.
„Aber beeil dich!“ Er sah auf die Uhr, erhob sich und ging zur Tür. „Wir sehen uns in einer Viertelstunde in der Lobby!“
Zwar hatte er so gut wie jedes einzelne Fleckchen ihres nackten Körpers gesehen, berührt und geküsst, aber selbst jetzt, als sie ihn im Gewühl in der Lobby erspähte, genierte sie sich noch. Rasch fischte sie ihre Sonnenbrille aus der Handtasche.
Er schulterte sein Gepäck und ging schnellen Schrittes voran. Bei diesem Tempo war nicht an Small Talk zu denken.
Schließlich kamen sie im Terminal an. „Danke für alles“, sagte sie kurz vor der Sicherheitskontrolle. „Ich meine, dafür, dass du mich gerettet hast und alles …“ Sie verstummte. Alles, allerdings.
„Es war mir ein Vergnügen.“ Seine Augen funkelten.
„Also dann … tschüss.“
„Lass uns doch einfach sagen: Au revoir!“
Er beugte sich vor, um ihr einen harmlosen Kuss auf den Mund zu hauchen. Als er sich wieder aufrichtete, lag etwas in seinem Blick, das ihr einen Schauer über den Rücken
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