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Fuer eine Nacht und fuer immer

Fuer eine Nacht und fuer immer

Titel: Fuer eine Nacht und fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Oliver
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Schon als sie noch gelebt hat, bin ich alleine klargekommen. Zumindest habe ich durch sie gelernt, unabhängig zu sein.“
    „Hast du noch bei ihr gewohnt, als sie gestorben ist?“
    „So quasi. Aber andersherum wäre es treffender ausgedrückt: Sie hat bei mir gewohnt. Ich hatte schon als Teenager sehr viel Erfolg mit meinen Computerspielen. Darum war Geld kein Problem mehr.“
    Charlottes Blick umwölkte sich. „Die Arme. War sie lange krank?“
    „Sie war nicht krank. Eines Tages ist sie aus dem Pub gekommen und direkt vor einen Bus gelaufen. Viel zu beschäftigt mit ihrem Gewinn – oder, besser gesagt, ihrem Verlust – um auf den Verkehr zu achten.“
    Offensichtlich erschüttert blinzelte sie. „Oh. Das tut mir leid.“
    „Schon in Ordnung. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie vermisst hätte, denn ich habe sie vorher kaum gesehen. Solange ich mich erinnern kann, war es immer das Gleiche: Sie ist morgens verschwunden und um Mitternacht wiedergekommen.“
    „Auch, als du noch klein warst?“
    Seine Mutter war eine Sache, aber seine traurige Kindheit eine andere. Darüber wollte er nicht reden. Er wandte sich ab und sah aufs Meer hinaus. „Wie gesagt, ich habe gelernt, mich auf mich selbst zu verlassen.“
    Als er sich wieder zu ihr umdrehte, sah sie ihn noch immer sanft und traurig an, und er kämpfte gegen den verrückten Drang an, sich von ihr trösten zu lassen. Verrückt, weil sie versuchte, seinen Verlust durch sich zu ersetzen. Sie war ein Familienmensch auf der Suche nach einer Familie – etwas, das er ihr nicht geben konnte. „So bin ich eben, das kann ich nicht ändern.“
    „Vielleicht, weil du es nie versucht hast.“ Sie stand auf, ging zu ihm und legte eine Hand auf seinen Arm. „Vielleicht ist das der Grund dafür, dass du diese Fantasiewelt geschaffen hast“, fuhr sie fort. „Um zu kompensieren, was dir im Leben fehlt.“
    Wie scharfsinnig sie in die Abgründe seiner Seele schaute! „Mein Leben ist super, aber danke.“
    Sie lehnte sich an das Geländer, um ihm in die Augen sehen zu können. „Was war mit … Angelica, so hieß sie doch?“
    „Woher zum Kuckuck …?“
    „Ich glaube, Tenika hat den Namen erwähnt. Und das Wort schlimm. In einem Atemzug.“
    „Oh Gott, Frauen darf man aber auch keine Sekunde miteinander alleine lassen.“
    „Nic. Sie sorgt sich um dich. Das willst du vielleicht nicht hören, aber so ist es nun einmal.“
    Ihr Blick war offen, ihre Stimme fest und entschlossen. Charlotte bot ihm Trost an, bot ihm an, sich auszusprechen. Und ihm wurde klar, dass sie das tat, obwohl sie Gefahr lief, damit bei ihm auf Ablehnung oder Schlimmeres zu stoßen. Weil er ihr etwas bedeutete. Ein warmes, ihm unbekanntes Gefühl durchströmte ihn. Sie hatte es verdient, dass er ihr etwas zurückgab.
    „Erinnerst du dich an den ersten Morgen auf der Insel, als ich dich der Spionage beschuldigt habe?“ Er sah aufs Meer hinaus. „Angelica ist verantwortlich für meine Paranoia.“ Allein der Name jagte ihm einen Schauer über den Rücken. „Eine schöne, intelligente Frau. Clever genug, um mir meine Arbeit zu klauen, und dreist genug, um sie als ihre eigene zu verkaufen.“
    „Oh, Nic, das ist ja entsetzlich!“
    „Ich habe auf gerichtlichem Weg alles zurückbekommen.“
    „Wo hast du sie kennengelernt?“
    „Bei einer Konferenz in den USA. Sie war Programmiererin in Sydney.“
    „Wart ihr ein Paar?“
    Er starrte sie an. „Was meinst du wohl?“
    „Ich habe nur gefragt, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass man jemandem, der einem etwas bedeutet, so etwas antut.“
    „Das ist es ja eben – ich habe ihr nie etwas bedeutet. Es ging ihr von Anfang an nur um die Spiele. Danach habe ich einen anderen Namen angenommen und meine Utopian-Trilogie geschrieben. In der Onlinespiel-Szene gibt es keinen Nic Russo mehr.“ Er zog sein Handy aus der Tasche und rief bei der Rezeption an.
    „Was machst du?“
    „Ich sage ihnen, dass sie dein Gepäck holen sollen und du abreist.“
    „Aber …“
    „Du bleibst heute Nacht bei mir.“
    Kurz darauf in seinem Schlafzimmer beeilte er sich, ihr den Sarong auszuziehen – darauf hatte er sich den ganzen Abend lang gefreut. Doch als er ihr in die Augen sah, wich seine Eile einem anderen Bedürfnis, das nicht weniger drängend war. Er wollte sie besitzen.
    Er ließ sich Zeit, Charlottes Haut unter seinen Händen zu spüren. Ihr Körper fühlte sich an wie warmer Honig. Nur eine Frau, aber es fühlte sich an wie Quecksilber

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