Fuer eine Nacht und fuer immer
komisch … der Zeitpunkt … Flynn hat mir eine weiße Rose und eine Karte geschickt, nachdem wir … nachdem er entschieden hat, dass er lieber politisch Karriere machen will als mit mir zusammenzusein.“
Nic sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Was gab es denn da zu entscheiden? Er hätte doch beides haben können.“
„Nein. Er hat sich für mich geschämt. Er meinte, dass ich seine Laufbahn behindern würde.“
„Dann war er ein Vollidiot und du kannst froh sein, dass du ihn los bist.“
„Vergiss ihn. Ich habe ihn schon vergessen. Aber es hat mich eben daran erinnert, dass ich morgen abreise.“ Außerdem hast du selbst gesagt, dass es kein ‚Wir‘ gibt.
„Hast du schon Pläne für die Zeit nach deiner Rückkehr?“
„Ich habe Tickets fürs Festival Theatre. Carmen, meine Lieblingsoper. Ich freu mich schon.“ Auch wenn sie dort der Presse in die Arme laufen würde, die sie über ihre Trennung ausfragen würde.
Doch in den vergangenen Wochen war sie selbstbewusster geworden. Selbst der Reporter am Strand hatte sie nicht aus der Ruhe gebracht. Vielleicht – nein, bestimmt sogar – würde sie sich in Zukunft etwas sicherer in der Öffentlichkeit bewegen.
„Karten?“, fragte er und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Also mehr als eine?“
„Eigentlich wollte ich mit Flynn hingehen. Ich habe sie schon vor Monaten gekauft. Gehst du gern in die Oper?“
„Ich war noch nie in der Oper.“
Sie nickte. „Das ist nicht jedermanns Sache.“
Als sie seinen verkniffenen Gesichtsausdruck sah, wusste sie, dass sie ihn beleidigt hatte. Dass er dachte, dass sie dachte, er sei nicht kultiviert genug.
Mit einem Lächeln überspielte sie die unangenehme Situation und sagte: „Mein Vater hatte auch nichts für die Oper übrig. Da hätten ihn keine zehn Pferde hinbekommen.“ Sie ließ den Umschlag zwischen ihren Fingern hin und her gleiten. „Ich nehme an, dass du froh bist, jetzt wieder mehr Zeit zu haben. Du hast mir zuliebe deine Arbeit ganz schön vernachlässigt.“
„Aber es hat sich gelohnt. Jede einzelne Sekunde.“
Sein Blick verschmolz mit ihrem, und einen Moment lag keimte eine Art Hoffnung in ihr auf. Eine vergebliche Hoffnung.
Plötzlich schnappte er ihr den Umschlag weg und zerknüllte ihn. „Keine gute Idee“, sagte er und warf ihn in dem Papierkorb. „Ich sage es dir lieber persönlich. Ich möchte dich zum Abendessen einladen. Und ich koche.“ Er nahm ihre Hand und zog Charlotte Richtung Tür. „Und darum müssen wir auf den Markt gehen.“
„Moment …“
Er sah sie an. „Außer, du willst wirklich allein sein.“
Nein. In seinen braunen Augen sah sie etwas, das ihr das Herz stocken ließ. Sie nahm ihre Tasche und ihren Sonnenhut. „Es reicht, wenn ich heute Nachmittag packe.“
Von Nics luftigem, geräumigen Haus am Strand hatte man eine wunderbare Sicht aufs Wasser. Kaum hatten sie seine rot gestrichene Küche betreten, da erschien auch schon Nics Haushälterin mit einem Korb frisch geerntetem Gemüse in der Tür.
„Ach, da bist du ja.“ Nic lächelte die Frau in den mittleren Jahren an. „Tenika, darf ich dir Charlotte vorstellen?“
Charlotte nickte Tenika zu. „ Bula. Freut mich, dich kennenzulernen.“
„Bula.“ Aufmerksam sah sie zwischen Nic und Charlotte hin und her.
Nics Handy klingelte; er entschuldigte sich und verließ die Küche.
„Seit wann arbeitest du für Nic?“, fragte Charlotte.
„Seit sieben Jahren. Es ist ein sehr guter Mensch.“ Sie stellte den Korb mit dem Gemüse auf die Küchentheke und begann, welke Blätter herauszupfen. „Gefällt dir Fidschi?“
„Ja, sehr.“
„Du musst wiederkommen. Nic ist sehr einsam, seitdem die schlechte Frau weg ist.“
„Die schlechte Frau?“ Charlotte wurde neugierig.
„Angelica“, antwortete Tenika. „Sehr schlecht.“
Zu gern hätte Charlotte mehr erfahren, aber Nic hatte sein Gespräch bereits beendet.
Tenika holte ein paar Mangos aus dem Korb und spülte sie ab. „Und du fliegst nach Australien zurück?“
„Ja, morgen.“
„Und ihr zwei habt euch gut verstanden?“
Nic warf Charlotte einen Blick zu, der ihr sagte, wie gut sie sich verstanden hatten.
Charlotte war so sehr damit beschäftigt, Nic anzusehen und zu versuchen, nicht zu erröten, dass sie kaum mitbekam, wie Tenika zur Tür ging.
„Komm bald wieder“, sagte sie und lächelte beide an. „Ich gehe jetzt. Genießt das Essen. Gute Nacht.“
„Gute Nacht“, antworteten Nic und Charlotte
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