Fuer eine Nacht und fuer immer
deutlich spüren konnte. „Der Preis war ein Computer.“
„Und du hast natürlich gewonnen.“
„Natürlich.“ Mit seiner freien Hand streichelte er über ihre Brüste. „Ich liebe es, wenn du diesen Sarong trägst …“
„Ich weiß“, schnurrte sie und hoffte, dass er den Knoten lösen und – „Aber ich glaube, das Essen brennt gerade an.“
Zum Kuckuck! Das Essen war nicht das Einzige, was gerade anbrannte.
Mit gleichzeitig belustigtem und lüsternem Blick sagte sie: „Ich freue mich schon so sehr darauf.“
Er auch – und dabei dachte er nicht an das Essen.
10. KAPITEL
Sie aßen auf dem Balkon beim Schein von roten Windlichtern und violetten Lichterketten. In der Ferne sah man die Kerosinfackeln am Strand lodern und die Klänge des Meke erfüllten die Luft.
Charlotte rührte Zucker in ihren Kaffee. Bald wären die Tropen weit weg. Und auch wenn sie gern hier war, sehnte sie sich schon nach ihrem Zuhause. Nic passte nicht zu dem behaglichen Leben, das sie führte. Er gehörte hierher, an diesen Ort, den er sich zur Heimat gemacht hatte. Wer würde sich nicht von der Magie des Südpazifiks verlocken lassen?
„Du liebst diese Insel, oder?“, sagte sie und nahm ihre Tasse.
Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich liebe die Freiheit und das Leben, das man hier führen kann. Ich kann die Fenster offen lassen und kommen und gehen, wann ich will. Schlafen, wenn ich will, oder die Nacht durcharbeiten. Hier stört mich niemand.“
Bei seinem letzten Satz sah sie einen Schatten über seinen Blick huschen. „Genießt du die Einsamkeit?“
„Na sicher.“ Er lächelte, doch sein leicht angespanntes Gesicht drückte etwas anderes aus.
Sie sah Nic über die Tasse hinweg an. In Gesellschaft war er charmant und aufmerksam; er wusste, wie man Menschen umwarb. Doch sobald es tiefer ging, baute er eine Mauer um sich auf, die er nicht durchbrechen konnte oder wollte. Und Charlotte wollte wissen, warum. Sie wollte sich versichern, dass an ihr nichts falsch war, was Männer davon abhielt, sich auf sie einzulassen. Vielleicht war sie aber einfach nur zu empfindlich. Denn Nic hatte bereits am ersten Abend ganz deutlich gemacht, dass er keine Beziehung wollte. „Und du willst dein Leben nicht mit einer ganz speziellen Person teilen?“
Jetzt verschwand auch die leiseste Andeutung eines Lächelns aus seinem Gesicht. „Ich dachte, das hätte ich dir ganz deutlich gesagt.“ Er erhob sich und ging zum Geländer.
Sie blieb sitzen, folgte ihm aber mit dem Blick. Wieso verzichtete jemand, der die Wahl hatte, freiwillig darauf, sich mit geliebten Menschen zu umgeben? Seine Einsamkeit hatte ihr noch einmal verdeutlicht, wie sehr sie ihre Familie vermisste. Wie sehr sie sich wünschte, wieder so eine Nähe und Verbundenheit zu empfinden. „Niemals?“, fragte sie.
„Das hatten wir doch alles schon.“
Trotz seines warnenden Untertons ließ sie es nicht auf sich beruhen. „Wie traurig.“ Sie sah, wie sich seine Schultern verspannten, und fuhr in sanftem Ton fort: „War dein Familienleben so …“
„Es reicht!“ Er wandte sich zu ihr um und sah sie mit finsterem, undurchdringlichem Blick an.
„Nein. Du weißt über meine Familie Bescheid. Warum diese Verteidigungshaltung? Warum …“
„Es gab nur mich und Mum, okay? Wenn sie überhaupt nach Hause gekommen ist.“ Er sah aus, als sei er verblüfft darüber, dass er etwas von sich preisgegeben hatte.
„Oh …“ Sie konnte sich solche Verhältnisse nicht vorstellen und wusste nicht, was sie sagen sollte. „Hat sie gearbeitet?“
Sein Mund verzog sich zu einer dünnen Linie. „Ja, sie hat gearbeitet, sie hat verdammt hart gearbeitet. Aber nur, um das Geld beim Pokern und weiß Gott was sonst noch zu verzocken, ohne daran zu denken, dass ihr Sohn zu Hause auf sie wartet.“
Zu gern hätte Charlotte den kleinen Jungen in den Arm genommen, der er einst gewesen war, um ihn zu trösten, doch sie wusste, dass dies das Letzte gewesen wäre, was er gewollt hätte. Also blieb sie, wo sie war.
„Das war sicher schwer für dich.“
Nic zuckte mit den Schultern und seufzte. Sie hatte recht. Er hatte versucht, seine Vergangenheit aus seinem Kopf zu verbannen, doch nun brachen die Erinnerungen so deutlich hervor, als sei es gestern gewesen. Gern hätte er sein Gesicht in ihrer Halskuhle vergraben, bis es vorbei wäre.
Charlotte konnte er Dinge sagen, die er sonst niemandem anvertraute. „Ich habe gelernt, damit umzugehen.
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