Für eine Nacht
Muße, um über Parallelen zwischen seinem und Samsons Leben nachzudenken. Erst musste die Gefahr, in der Samson und somit auch indirekt Sloane schwebte, endgültig gebannt werden.
Fünfzehntes Kapitel
»Als wir das letzte Mal so zusammensaßen, haben wir ausgelost, wer von uns seine Freiheit aufgeben muss.« Roman verschränkte lachend die Arme vor der Brust, als er seine Brüder an die Münze erinnerte, die sie vor über neun Monaten geworfen hatten. Damals war Rainas ›Herzschwäche‹ in Wirklichkeit nichts anderes als eine Magenverstimmung gewesen, nur hatte das keiner ihrer drei Söhne geahnt.
Raina hatte den Zwischenfall zum Anlass genommen, fortan die Kranke zu spielen, um ihre Söhne dazu zu bewegen, zu heiraten und ihr Enkel zu schenken, bevor sie starb. Die drei – damals alle noch ledigen – Chandler-Brüder hatten eine Münze geworfen, um auszulosen, wer von ihnen sein Junggesellendasein aufgeben und Raina ihren Herzenswunsch erfüllen musste. Roman hatte verloren und die Beziehung zu seiner großen Liebe Charlotte wieder aufleben lassen.
»Das ist doch noch gar nicht so lange her, und jetzt sind schon zwei von uns unter der Haube. Bleibt nur noch ein Junggeselle übrig.« Rick warf Chase, der die Unterhaltung weit weniger erbaulich fand als seine Brüder, einen vielsagenden Blick zu.
Die ganze Situation entbehrte nicht einer gewissen traurigen Ironie, da Raina jetzt wirklich ernsthaft erkrankt war und Chase alles tun würde, damit es ihr besser ging. Aber
wenn er Raina zuliebe heiratete, konnte er sich von seinen Träumen und Hoffnungen verabschieden.
Doch noch nicht einmal seine Brüder schienen sich dieser Tatsache bewusst zu sein. »Ist eigentlich keinem von euch beiden Idioten klar, dass ihr geradewegs in Moms Falle getappt seid? Indem ihr versucht habt, Moms Verkupplungsversuchen zu entgehen, habt ihr genau das getan, worauf sie so eifrig hingearbeitet hat.« Chase blickte aus Ricks Küchenfenster, das auf Pearls und Eldins Hinterhaus hinausging.
Früher hatte das alte, ›in Sünde lebende‹ Paar im Hauptgebäude und Kendall im Gästehaus gewohnt, aber Eldins sich verschlechternde Gesundheit und Ricks und Kendalls Heirat hatten zu einem Häusertausch geführt, der sich für alle als die beste Lösung erwiesen hatte.
Im Hof blieb alles ruhig. Die Bewohner des Gästehauses hatten ein paar Sachen zusammengepackt und waren vorübergehend zu Raina gezogen, nur Samson hielt noch die Stellung.
Roman zuckte nur die Achseln, dann ging er zum Kühlschrank. »Will jemand was trinken?«, fragte er seine Brüder.
»Nein«, grunzten beide einstimmig.
»Dann eben nicht.« Roman nahm eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und begann dann in den Schränken herumzukramen.
»Was, zum Teufel, suchst du denn jetzt noch?«, erkundigte sich Rick ungnädig.
Roman knallte eine Tür zu und riss die nächste auf. »Ein Glas.«
»Im Schrank neben der Mikrowelle. Ach übrigens – fühl dich ganz wie zu Hause«, knurrte Rick.
Roman grinste nur. »Zurück zum Thema«, sagte er, ehe er sich auf die Designertheke schwang. »Aber dir scheint eines
nicht klar zu sein, Chase. Dank Moms unermüdlicher Einmischerei – und ich bin mit dir einer Meinung, dass ihre Methoden mehr als zweifelhaft waren – haben Rick und ich letztendlich unser Glück gefunden, Mom hat ihr Ziel erreicht, und am Ende sind alle zufrieden. Und da wunderst du dich, dass Mom sich jetzt voll und ganz auf dich konzentriert?«
»Kendall bringt dich um, wenn die Theke einen Sprung bekommt«, warnte Rick ihn.
»Weit gefehlt. Sie wird dich umbringen.« Roman hob sein Glas zu einem spöttischen Toast, ehe er es in einem Zug leerte. Dann wandte er sich erneut an Chase. »Wann geht es endlich in deinen Dickschädel, dass Sloane die Frau deines Lebens ist?«, fragte er, dabei zwinkerte er Rick zu.
Chase stöhnte. Nur weil Rick und Roman geheiratet und eine Familie gegründet hatten, hieß das noch lange nicht, dass er jetzt auch Eheglück auf seine Fahne schreiben musste. »Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg im Leben gehen«, verteidigte er sich lahm.
»Und dein Weg lässt sich nicht mit dem von Sloane vereinbaren?« Roman hob die Brauen. »Ich erinnere mich, einmal etwas ganz Ähnliches gesagt zu haben. Ich dachte, ich könnte nicht Karriere machen und mich gleichzeitig mit Charlotte häuslich niederlassen. Aber ich habe mich geirrt.«
»Du warst damals Auslandskorrespondent und gern dazu bereit, einen anderen Posten anzunehmen, um Job und
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