Für eine Nacht
sonst wie Notiz von ihr zu nehmen. »Was ist das eigentlich für ein bescheuerter Name für einen Hund? Happy, du lieber Himmel!«
»Fällt wohl in dieselbe Kategorie wie Dog«, konnte Sloane nicht umhin zu bemerken.
Samson runzelte die Stirn und blickte von ihr zu Pearl. »Was hat sie denn hier zu suchen?«
»Ich wollte dich sprechen.« Sloane erhob sich von ihrem Platz am Küchentisch.
»Und ich konnte sie ja schlecht vor der Tür stehen lassen, oder?« Pearl legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Wir haben nämlich Winter.«
»Noch nicht. Wie hat sie mich überhaupt gefunden?«
»Kannst du mir verraten, wieso du mich nicht einfach selbst fragst?«, erkundigte sich Sloane.
Seine Miene verfinsterte sich. »Wenn ich dich nicht beachte, verschwindest du vielleicht wieder.«
»Samson Humphrey, du wirst dich augenblicklich bei ihr entschuldigen!«, schimpfte Pearl, ehe Sloane reagieren konnte. »Ein solches Benehmen dulde ich nicht in meinem Haus. Frag Eldin. Wir sprechen hier höflich und respektvoll miteinander, oder wir halten den Mund.«
»Dann muss hier verdammt oft Totenstille herrschen«, knurrte Samson.
Pearl verschränkte die Arme vor ihrem üppigen Busen, funkelte ihn böse an und ließ sich auf den Stuhl sinken, auf dem Sloane gesessen hatte.
So würden sie keinen Schritt weiterkommen. Obwohl sie weit davon entfernt war, sich von Samsons Worten kränken zu lassen – der alte Mann behandelte alle Menschen gleichermaßen ruppig –, wünschte doch ein Teil von ihr, er würde mit ihr umgehen wie mit dem kleinen Mädchen, das er nie hatte aufwachsen sehen. Aber dieser Wunsch würde genauso wenig in Erfüllung gehen wie ihr Traum, Chase möge in ihr die Frau sehen, die er liebte und mit der er eine Familie gründen wollte.
Also beschloss sie, sich damit zufrieden zu geben, die Zeit,
die sie noch in Yorkshire Falls bleiben würde, mit Samson zu verbringen. Und sie tat vermutlich gut daran, ihm nicht zu sagen, dass Michael Carlisle auf dem Weg hierher war.
»Ich mache dir einen Vorschlag«, wandte sie sich an Samson, dabei nahm sie seinen Hund auf den Arm und streichelte seinen Kopf, um ihren guten Willen zu beweisen. »Ich weiß nicht, wo ich jetzt hin soll, und da ich finde, wir sollten uns besser kennen lernen, dachte ich, ich könnte eine Weile hier bei dir bleiben.«
Erst als sie die Worte laut ausgesprochen hatte, begriff sie, dass sie Angst hatte, er könne ablehnen und sie zurückstoßen. Ihre Finger gruben sich in das zottige Fell des Hundes.
»Das Sofa im Wohnzimmer lässt sich zu einem Gästebett ausziehen«, verkündete Pearl, was ihr ein missbilligendes Grunzen seitens Samson eintrug.
»Du bleibst nicht hier. Ich habe gesagt, ich wollte sehen, ob du wirklich meine Tochter bist, aber das heißt noch lange nicht, dass ich jetzt eine Familie haben will.«
Sloane schloss die Augen. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider. »Es wäre ja auch nur für einen oder zwei Tage. Bis ich wieder nach Hause fahre.«
»Bleib bei deinem Freund. Hier ist jedenfalls kein Platz für dich.« Er schob entschlossen das Kinn vor. Seine Stimme klang unnachgiebig.
Sogar Pearl, die die Augen weit aufgerissen hatte, wagte nicht, sich einzumischen.
»Für Chase bin ich nur dann interessant, wenn er meint, mir bei der Bewältigung irgendwelcher Probleme helfen zu müssen«, gestand sie. Sie sprach diese schmerzliche Wahrheit zum ersten Mal laut aus und spürte, wie ihr Herz dabei schwer wurde.
Samsons Kopf fuhr hoch, und ihre Blicke kreuzten sich.
Seltsam vertraute Augen starrten Sloane an; Zeugnis einer Familienähnlichkeit, die ihr zuvor gar nicht aufgefallen war. Aber er senkte den Blick sofort wieder und brach die Verbindung ab. Offenbar gab es jetzt gleich zwei Männer, die sie aus ihrem Leben ausschließen wollten, aber Sloane war nicht gewillt, es Samson allzu leicht zu machen. »Aber ich kann ganz gut auf meinen eigenen Beinen stehen.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Hängt davon ab, aus welchem Holz du geschnitzt bist.«
»Aus deinem Holz«, schoss sie zurück. »Und mit deinem viel gerühmten Einsiedlerdasein kann es auch nicht weit her sein, sonst wären dir die Klatschgeschichten über mich und Chase nicht so schnell zu Ohren gekommen.« Sie straffte die Schultern, fest entschlossen, sich gegen ihn zu behaupten.
»Du wohnst bei diesem Typen. So viel hab sogar ich mitgekriegt.«
Sloane seufzte. Sie wollte nicht, dass er vom Thema abwich. »Ich glaube, es gibt da einiges, worüber wir
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