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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Phillips
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gestehen, dass er sie wirklich liebte. Und sie nicht verlieren wollte.
    Aber was bedeutete diese Erkenntnis für seine Zukunftspläne? Den Traum von einem Leben ohne Familie und Verantwortung? Chase schüttelte den Kopf. In diesem Moment begriff er, dass er sich auch dann noch für seine Mutter verantwortlich fühlen würde, wenn sie Eric geheiratet hatte. Alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen. Er würde sich nie ganz frei von jeglicher Verantwortung fühlen.
    Und das wollte er eigentlich auch gar nicht, auch das wurde ihm jetzt klar. Das Einzige, was er auf gar keinen Fall wollte, war, einsam und allein alt zu werden. Doch wenn Sloane starb, wartete genau dieses Schicksal auf ihn.

Sechzehntes Kapitel
    Ein glatter Schulterdurchschuss. Die Kugel war sauber wieder auf der anderen Seite ausgetreten, so hatte Chase den Arzt in der Notaufnahme jedenfalls verstanden. Da er eine Bestätigung dafür brauchte, ging er auf einen jungen Mann zu, der aussah, als käme er frisch von der Universität, und tippte ihm auf die Schulter. »Entschuldigung. Ich möchte gern zu Sloane Carlisle.«
    »Der Arzt ist bei ihr«, antwortete der andere Mann, ohne sich umzudrehen.
    Aber dieser Arzt war nicht Eric, dachte Chase. Sie hatten Eric zwar verständigt, aber er war noch nicht eingetroffen. »Wie geht es ihr? Als ich sie das letzte Mal sah, war sie bewusstlos und hatte furchtbar viel Blut verloren.« Bei der Erinnerung an Sloanes reglose Gestalt in der Blutlache fing er unwillkürlich an zu zittern.
    »Gehören Sie zur Familie?«, fragte der Mann im grünen Kittel, dabei blickte er flüchtig von seinem Klemmbrett auf. »Ich darf Informationen über Patienten nur an Familienangehörige weitergeben.«
    »Ja. Ja, ich gehöre zur Familie«, murmelte Chase. Die Lüge kam ihm erschreckend leicht über die Lippen. Das lag wohl daran, dass er das überwältigende Verlangen empfand, sich offen zu Sloane zu bekennen und aller Welt zu verkünden,
dass sie zu ihm gehörte und er sie nie wieder gehen lassen würde.
    »Sind Sie ihr ... Bruder?« Der junge Assistenzarzt bequemte sich endlich, Chase ins Gesicht zu sehen.
    Benommen schüttelte Chase den Kopf. Am liebsten hätte er gesagt, er wäre ihr Mann, aber das ging nicht. Zu viele Leute in diesem Krankenhaus kannten ihn, kannten seine Familie und wussten, wie entschlossen er seinen Junggesellenstatus immer verteidigt hatte. Vor allem, seit er der letzte unverheiratete Chandler war.
    Der Assistenzarzt blickte ihn mitleidig an. »Schon verstanden, Kumpel. Sie wollen Ihre Freundin besuchen. Aber das geht erst, wenn sie wieder bei Bewusstsein ist und ihr Einverständnis dazu gibt.« Er klopfte Chase in bester Halbgott-in-Weiß-Manier auf die Schulter. »Tut mir wirklich Leid.«
    »Schon gut.« Chase wandte sich ab. Er ärgerte sich über den anderen Mann, aber am meisten über sich selbst.
    Als Journalist war ihm oft jedes Mittel recht gewesen, um einer Story auf den Grund zu gehen, obwohl er in dieser Stadt, wo jeder jeden kannte, manchmal etwas Zurückhaltung hatte üben müssen. Aber er hatte nie Bedenken gehabt, diese Mittel einzusetzen. Und nun, da Sloane im Nebenraum lag und um ihr Leben kämpfte, konnte er kaum noch klar denken und sich nur mühsam davon abhalten, einfach in ihr Zimmer zu stürmen. Ein fantastischer Reporter war er geworden! Er war noch nicht einmal imstande, sich zu vergewissern, wie es dem wichtigsten Menschen in seinem Leben ging.
    Sein Herz hämmerte wie wild, und sein Adrenalinspiegel schien mit jeder Sekunde anzusteigen und den letzten Rest von Vernunft auszulöschen, den er sich bewahrt hatte, was ihn in seinen Gefühlen nur bestärkte. Er hegte keinerlei Zweifel
mehr; er wusste jetzt, was er wirklich wollte – sein ganzes restliches Leben mit Sloane verbringen. Und genau das würde er ihr sagen, sobald sie die wunderschönen grünen Augen wieder aufschlug.
    Er blickte auf die Uhr und stellte fest, dass erst zehn Minuten verstrichen waren, seit er dem Notarztwagen zum Krankenhaus gefolgt war und sich dabei so hilflos und verängstigt gefühlt hatte wie noch nie zuvor in seinem Leben. So elend war ihm noch nicht einmal mit achtzehn zumute gewesen, als sein Vater plötzlich gestorben war und er völlig unvorbereitet dessen Platz als Mann im Haus hatte ausfüllen müssen.
    Chase stöhnte. Innerhalb von zehn Minuten konnten die Ärzte Sloane unmöglich schon wieder zusammengeflickt haben. Rick hatte den Tatverdächtigen mit zur Wache genommen, nachdem er ihn

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